Voll Blog

Der gestrige Tag war ein nachdenklicher. Der heutige auch, doch möchte ich nicht in gleichem Ton fortfahren. Das Leben ist bunter und vielschichtiger, als dass man sich nur einer Stimmung hingeben sollte.

Ich arbeite gerade an der Vervollständigung meines Reise-Blogs, deren Teil ja auch dieser Corona-Blog ist.
Jeder, der sich ein bisschen umgeschaut hat, wird wissen, dass ich gerne reise. Und dass ich, gerade wenn ich allein unterwegs bin, auch ein Reisejournal schreibe. Jeden Tag halte ich fest, was ich getan habe. Und, vor allem, was ich dabei empfunden habe. Natürlich schwenke ich dabei ab, ich mache mir schließlich immer Gedanken auch abseits des Reisens. Es ist wohltuend, nachdem ich wieder zurückgekehrt bin, diese Reise dann in Schrift- und Bildform nochmals aufzubereiten. Es ist ein bisschen Abenteuer im Schnellformat. Ich mache das auch, weil ich mir die Fotos ansehen will, deren Zahl durchaus mal in die Tausende gehen kann. Natürlich muss ich dann aussieben, veröffentliche nur die besten. Oder aussagekräftigsten, was nicht immer das selbe ist.
Nun, da ich meine Reisejournale jetzt alle veröffentlicht habe, konnte ich mich in den letzten Tagen anderen Reisen zuwenden, die ich nicht schriftlich begleitet habe. Reisen/Urlaube – so etwas dazwischen. Was ich aber eigentlich immer mache: Ich fotografiere. Und das gerne im Akkord. Ich weiß nicht, wie viele zehntausend Fotos auf meiner Festplatte schlummern, kontextlos und unangesehen (aber nicht unansehnlich). Sinnlos eigentlich. Bis jetzt. Denn nun habe ich begonnen, diese Reisen aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren. Nicht im letzten Detail natürlich, wie das bei einem täglichen Reisetagebuch möglich ist. Aber so weit ich mich eben erinnern kann. Es ist erstaunlich, was dort noch im Gedächtnis schlummert, vor allem wenn Fotos auch die letzten Winkel einer Hirnwendung ansprechen können.
Auf diese Weise habe ich unsere Andalusien-Reise dokumentiert. Und gebe somit auch Ehefrau Nina die Möglichkeit, sich endlich mal die Bilder anzusehen, die jetzt in verdaulicher Anzahl die Webseite zieren. Mal Hand auf’s Herz, wer mag schon Dia-Shows. Was anderes ist es ja nicht. Aber wenn man es selber in der Hand hat, abzuschalten wann man will, geht es vielleicht gerade so.

Das ist in Zeiten wie dieser genau das Richtige. Es ist Arbeit, denn ich beschäftige mich mit meinem Oeuvre, ohne die Fähigkeit des Schreibens zu vernachlässigen. Jeden Tag mindestens 1000 Worte, so hieß es mal. Wahrscheinlich kommt dieser Spruch von mir selbst.
Da ich im Augenblick keinen Roman beginnen möchte, bevor sich nicht die Corona-Schwaden in meinem Kopf gelöst haben, stellt diese Art der Tätigkeit eine interessante Abwechslung dar, mit dem narzisstischen Nebeneffekt, mich präsentieren zu können.
Morgen übrigens werde ich mit der Aufarbeitung unserer Kykladen-Urlaube beginnen. Tausende Fotos warten darauf, endlich vom Licht des Webs beleuchtet zu werden. Wichtig bei Fotos ist m.E. vor allem zweierlei: Kontext und Information. Je genauer beides ist, desto interessanter wird ein Foto. Ich möchte mir also die Mühe machen, die Bilder so gut es geht zu beschriften. Das ist fast wichtiger als die Texte für die einzelnen Tage.

Für mich ist diese Arbeit im Augenblick übrigens ein Seelenretter. Da ich dadurch irgendwie virtuell reise, kann ich den Lagerkoller zumindest abdämpfen, der sich so langsam in meine Realität schleicht. Ich spüre es leider schon. Unruhe. Unzufriedenheit. Rastlosigkeit. Aber es geht alles noch. Solange ich an meiner Seite arbeite.
Hoffentlich gehen mir die Fotos nicht zu schnell aus.
Sonst könnte meine Jammerei auf hohem Niveau unerträglich werden.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.