Voll kalt
Jetzt haben wir den Salat. Also nicht den Salat, sondern die Eisblumen.
Auch in diesem Jahr haben sie sich eingestellt: die Eisheiligen. Aber nicht nur das, denn die Temperaturen befinden sich beinahe im Frühlingskeller. Es ist der erste Monat seit Jahren, der im Schnitt mal kälter war als normal.
Schocking.
Nach der Wärmewelle der letzten Monate also, zusammen mit der fast schon wüstenähnlichen Trockenheit, ist das allerdings auch nur ein Tropfen auf den viel zu heißen Stein. In unseren Krisenzeiten aber könnte es dazu geführt haben, dass der Virus sich nicht so schnell verbreitet hat.
Der Berliner an sich ist nämlich ziemlich berechenbar. Sobald es das Wetter zulässt, fletzt er sich irgendwohin. Café, Bar, Restaurant oder auch nur auf die Wiese. Weil es in diesem Mai aber nicht so warm war wie sonst, hat sich dieser Effekt sichtlich verzögert. Vielleicht also hatte die Kühle ein Gutes: Es war nicht so schwer für Leute, einfach mal zu Hause zu bleiben. Ob das stimmt, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Denn die Geschäfte sind wieder auf. Zwar gelten Abstandsregeln, trotzdem ist es kein Vergnügen. Bin ich vor der Corona-Krise öfter Schaufensterbummeln gegangen, vermeide ich das jetzt vollkommen. Trotzdem habe ich mich neu eingekleidet, der Online-Shop von Esprit zum Dank. Anders als in Geschäften kann ich online auch meine Hosengröße finden. W29 gibt es für Männer meist nicht. Queen-size eben. Ist in diesen Breitengraden ungewöhnlich.
Um nochmal auf das Wetter zurückzukommen, langsam darf es wärmer werden. Ende nächster Woche ziehe ich nämlich für etwas länger (unbestimmte Zeiteinheit) auf das Land. Klar, nach Gräbendorf. Ich möchte mal ausprobieren, ob ich dort ebenso wie hier arbeiten kann. Dabei geht es nicht um die Arbeit an der Webseite, das funktioniert bisweilen nur in Berlin, weil ich meinen PC und die Bildbearbeitungsprogramme dazu brauche. Dennoch kann ich wenigstens schreiben, also meiner Kerntätigkeit folgen.
Bei Kälte funktioniert das allerdings weniger gut, wie ich aus Erfahrung weiß. Es tippt sich schlecht mit blauen Fingerkuppen.
Ansonsten geschieht nicht viel. Ich blicke mit etwas Sorge, aber auch mit unverhohlener Spannung auf die Lockerungen der nächsten Wochen und Tage. Besonders interessant finde ich die Debatte um Urlaub. Um es klarzustellen: Wir fahren dieses Jahr nicht weg. Witzig aber finde ich die Regeln, die Urlauber, im Fall der Fälle, befolgen müssen: An italienischen Stränden darf man nicht mehr an den Strand, wenn man keinen Sonnenschirm mietet. Die Italiener wieder, immer für eine kleine Sauerei gut.
Oder in der Bretagne (oh, welch geliebtes Land), dort darf man am Strand baden, surfen, joggen. Aber man darf sich nicht hinlegen. Wer bretonische Strände kennt, weiß, wie weit die Strände dort sind. Ich kenne Ecken, dort halten sich nur alle Hundert Meter mal Leute auf. Das mag in der Hochsaison natürlich anders aussehen, aber generell ist es nicht wirklich überlaufen.
Und noch einer: Wie stellen sich Urlauber vor, Essen zu gehen? Mit Mundschutz? Hinter Plexi-Glas?
Fakt ist: Es ist alles machbar. Aber macht es auch Spaß? Wie hoch ist der Erholungswert, wenn ich praktisch nicht aus meiner Ferienwohnung herauskomme? Und nichts sehen kann, weil die Museen oder Ausgrabungsstätten geschlossen haben?
Mir fehlt, ehrlich gesagt, ein bisschen die Fantasie. Und auch das Verständnis dafür, warum man unter solchen Bedingungen reisen möchte.
Wie gesagt, ich sehe es mir mal an. Und in ein paar Tagen oder Wochen widme ich einen Artikel oder zwei diesem Thema.
Es gibt so viel dabei zu beachten. Also finde ich bestimmt einige Teilbereiche, die ich näher beleuchten kann.
Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.