Voll in den letzten Zügen

Nein, ich habe keine Atemnot.
Aber mein Roman „Der Buchhalter“ steht kurz vor der (vorläufigen) Vollendung. Den Titel hat er übrigens erst seit drei Tagen. Ich war lange schon mit dem Verfassen von 100.000 Worten fertig, bis ich mich dazu entschieden habe.
Ich könnte jetzt vorgeben, dass ich so beschäftigt damit war, dass ich diesen Blog nicht weiterführen konnte. Aber das wäre geflunkert. Ich hatte einfach kaum das Bedürfnis, meine Gedanken zu veröffentlichen. Es war generell eine eigenartige Zeit, in der eine Reihe von Ideen in meinem Kopf umher spukten, die ich aber nicht zu Papier gebracht habe. Erstens weil sie nicht ausgegoren, zweitens weil sie zu finster und auch eine Spur zu grausam waren. Ein Schriftsteller wie ich hat andere Möglichkeiten, solche Gedanken zu formulieren, zum Beispiel mithilfe eines Charakters in einem Roman, hier stehen mir alle Türen offen, Scheuklappen oder Grenzen kenne ich in dieser Richtung gar nicht. Ich kann alles schreiben, muss nmur auf die Form achten. Aber es ist etwas anderes, sie in einem Blog zu veröffentlichen, unter meinem Namen. Bei einem öffentlichen Tagebuch wie diesem gibt es Grenzen, weil ich es so will. Und es war gut, dass ich die letzten beiden Wochen ausgelassen habe. Nicht jeder Gedanke ist es auch wert, veröffentlicht zu werden. Zwar liege ich damit nicht im Trend, denn ich habe das Gefühl, dass jeder einfach hinausblökt, was ihm gerade durch den Kopf geht, aber das ist ein anderes Problem.

Zu Corona gibt es ebenfalls einiges zu berichten. Nach fallenden Zahlen, die an der Vierer-Inzidenz kratzten, steigen diese nun wieder und sind zweistellig. Die vierte Welle hat begonnen. Und doch ist es anders als zuvor. Die Impfzahlen steigen noch, bald haben 60% der Leute zumindest die Erst-Impfung. Daher ist es vielleicht nicht mehr so wichtig, dass sich die Zahl der Ansteckungen erhöht. In dieser Richtung scheint es ein Umdenken bei der Regierung zu geben, maßgeblich wird nun auch die Zahl derjenigen, die sich wegen Corona im Krankenhaus befinden. Das ist schlüssig.

Was mich aber im Moment wundert, ist die Tatsache, dass kaum ein Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften gemacht wird. Natürlich haben noch nicht alle, die wollen, eine Impfung bekommen können, aber langsam müssen wir doch dazu übergehen, hier maßvoll zu unterscheiden. Spätestens dann, wenn es nur noch Leute gibt, die sich nicht impfen lassen wollen. Denn das werden die sein, wegen denen die Pandemie nicht aufhören wird. Jeder, der nicht geimpft ist, wird sich irgendwann anstecken und eventuell dafür sorgen, dass weitere Mutationen entstehen, die ansteckender und tödlicher sein werden, als die derzeitige Delta-Vatiante.
Und das ist das nächste Rätsel und wird ganz sicher der Aufreger des Hochsommers: die Impfzahlen gehen zurück, bzw. verlangsamen sich. Wir scheinen bei ca. zwei Dritteln der Erwachsenen steckenzubleiben, notwendig wären aber über 80%, um die Pandemie zu begrenzen.
Nun denke ich mir, dass man zwar Leute nicht zwingen kann, sich impfen zu lassen, aber man sollte dazu übergehen, es Ungeimpften schwerer zu machen. Restaurantbesuche, Einkaufsbummel, Reisen – ab Herbst sollte so etwas Ungeimpften nicht mehr zur Verfügung stehen. Und zwar einfach aus Sicherheitsgründen. Wer also ideologisch so verblendet an diesen Egoismen festhält, sollte dafür einige schmerzhafte Abstriche in Kauf nehmen müssen.
Nun haben wir allerdings Wahljahr. Und etwas in dieser Art müsste von den Unionsparteien kommen, die meistens am Ruder sitzen. Da Konservative in den meisten Fällen übervorsichtig sind, mache ich mir in dieser Richtung wenig Hoffnung.

Die Geschichte geht also weiter. Und sie scheint niemals enden zu wollen. Gerne würde ich mich abwenden, hätte sie schon vor einem Monat, nach der zweiten Spritze, für beendet erklärt. Aber das war wohl verfrüht.
Zu allem Überfluss steigen die Coronazahlen in Griechenland. Auf Kreta kratzt die Inzidenz an der 300. Dabei habe ich gerade meinen Urlaub um ein paar Tage bis Mitte Oktober verlängert. Ob der überhaupt stattfindet, steht in den Sternen. Ich werde die Flüge jedenfalls nicht stornieren. Dieses Jahr verzichten wir nicht.
Wir fahren.
Wohin auch immer.