Voll enthusiastisch

Und es geht doch.
Vor einigen Wochen schrieb ich über die Unmöglichkeit, unser Grundstück in Brandenburg besuchen zu können. Damals hatte ich die Information bekommen, dass das nicht möglich wäre, da angeblich ein touristischer Aufenthalt.
Weil inzwischen einige Zeit ins Land gezogen ist und es nun ein Zentrum für Corona-Informationen in Brandenburg gibt, das sich Fragen wie meiner widmet, habe ich Freitag einfach nochmal geschrieben. Mit einer raschen Antwort hatte ich nicht gerechnet, doch um kurz vor 20 Uhr am Samstag (wer arbeitet denn da noch so spät am Wochenende?) erging dann folgendes Urteil:

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Da in Brandenburg keine Ausgangssperre besteht, können eigene Ferienwohnungen oder -häuser privat und ausschließlich zur Eigennutzung bewohnt werden. Das gilt auch für so genannte Datschen. Selbstverständlich sind dabei die bekannten Regeln strikt zu beachten. Eine auch kostenfreie Beherbergung zum Beispiel von Freunden ist untersagt.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Koordinierungszentrum Krisenmanagement
-Presse und Bürgeranfragen-
Potsdam

Also wenn das mal keine gute Nachricht ist. Und nett geschrieben auch noch.
Ich kann hier raus.
Wollte ich heute noch über den immer schlimmer werdenden Lagerkoller sprechen, muss ich das nun nicht mehr.
Ich weiß, dass es ein Privileg erster Güte ist, solch ein Grundstück zu besitzen. Sicher würde jeder gerne mal aus den eigenen vier Wänden ausbrechen. Doch bin ich inzwischen überzeugt, dass in der nächsten Zeit Lockerungen beschlossen werden. Es wird vorsichtig geschehen. Erst machen kleine Geschäfte auf (und Autohäuser. Die sind ja systemrelevant). Dann werden größere folgen. Mit etwas Glück werden auch die ersten Restaurants und Cafés wieder öffnen, wahrscheinlich mit einem Mindestabstand von Tischen. Eines aber wird nicht geschehen: Es wird nicht wieder „normal“. Denn, und dazu braucht man nicht Nostradamus zu sein, alle Entwicklungen werden ganz sicher mit den Infektionszahlen abgeglichen. Sobald die wieder in die Höhe schnellen, wird wieder zurückgedreht.
Ich bin mir übrigens fast sicher (95%), dass der diesjährige Sommerurlaub für alle Deutschen ins Wasser fallen wird. Ich kann es mir sogar nicht mehr vorstellen, dass es im Herbst möglich sein wird zu reisen. 2020 ist das Jahr von Balkonien. Und Gardonien in meinem Fall. Aber wir sind ja auch privilegiert. Daher will ich nicht so viel herumjammern.
Am Mittwoch möchte ich für ein paar Tage rausfahren. Mal sehen, dann werde ich den Blog etwas verspätet updaten. Vielleicht wird dann ein Garten-Blog daraus. Nicht, dass ich etwas vom Gärtnern verstehe. Aber das muss man auch nicht, oft wachsen Pflanzen von ganz allein, wenn auch nicht die, die man haben wollte. Oder wo man sie haben wollte.

Den gestrigen Tag haben wir übrigens mit einem ausgedehnten Spaziergang verbracht. Es ist unglaublich, wie viele nette Ecken es in der Gegend, dem schnöden biederen Tempelhof gibt. Vorbei am Alboinplatz, immer Richtung Steglitz. Plötzlich standen wir am Naturpark Südgelände, eine alte Industrieruine, in der sich jetzt eine kleine Wildnis befindet. Wir sind nicht hineingegangen, werden das aber bei Gelegenheit mal machen. Wir waren schon ewig nicht mehr dort.
Dann drehten wir eine Runde in Richtung Teltowkanal. Leider war der Uferweg geschlossen, zumindest teilweise. Ich finde ja immer, dass Berlin viel zu wenig aus seinen Ufern macht. Was könnte hier alles passieren? Cafés, Tavernen, Tango-Terrassen. Was weiß ich? Jedenfalls genossen Ehefrau Nina und ich den beginnenden Frühling. Die Bäume schlagen gerade aus, es blüht überall. Die Luft ist noch klar und kühl, die Konturen und Farben spektakulär.
Alles erwacht.
Vielleicht auch die Hoffnung der Menschen, den Virus ohne große Schäden besiegen oder ihm zumindest ausweichen zu können?
Wer weiß.
Es liegt jedenfalls etwas in der Luft.
Und es ist nichts, wovor man sich fürchten muss.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.