Voll in Fahrt

Heute war wieder Radtourentag mit Versorgungshintergrund.
Schwiegermutter Ellen geht es leider etwas schlechter, ein wahres Dilemma in der heutigen Zeit. Was macht man, wenn man COPD hat, gerade drei Wirbel operiert werden mussten und die Rückenschmerzen wiederkehren? Ins Krankenhaus? Zur dringend notwendigen Reha? Oder überhaupt zum Orthopäden?
Es ist keine leichte Entscheidung. Risikoabwägung. Erst einmal habe ich ihr heute Medikamente gebracht, in der Hoffnung, dass die das Schlimmste richten werden. Ansonsten müssen wir sehen.

Ich muss sagen, dass ich gerne solche Ausflüge mache. Sie haben immer einen ernsten Hintergrund und trotzdem tun sie mir körperlich gut. Einfach mal 40 Kilometer radeln. Die verrosteten Knochen kommen nach einem kurzen Winter wieder in Schwung, die Muskeln verkümmern nicht mehr und die verkürzten Sehnen dehnen sich langsam. Mal von der Müdigkeit danach abgesehen ist es eine gute Sache.
Die Luft war so wie gestern klar und kühl. Es ist auf dem Rad noch etwas herausfordernd. Gestern ist mir die Haut an den Knöcheln an der Hand aufgesprungen, so kalt war der schneidige Fahrtwind. Heute also habe ich doch nochmal Handschuhe getragen. Es ging nicht anders.
Dabei habe ich jetzt die perfekte Route nach Spandau gefunden. Bis zum Park am Gleisdreieck muss ich meistens auf der Straße fahren, was derzeit recht entspannt ist. Nur wenige Autos sind unterwegs.
Dann, wenn ich in den Park einbiege, ist eigentlich der gefährlichste Teil geschafft. Von dort komme ich problemlos zum Potsdamer Platz, den ich rechts liegenlasse und in den Tiergarten einbiege. Dort taucht bald die Siegessäule auf. Dann in Richtung Ernst-Reuter-Platz auf der Straße des 17. Juni bis zum Salzufer bei Daimler, bequeme breite Radwege, die mich zum Spreeufer führen. Dort beginnt der angenehmste Teil. Denn jetzt kann ich bis zum Rohrdamm, am Schloss Charlottenburg vorbei, durchradeln. Irgendwann, wenn der Radweg mal fertig sein wird, könnte ich auch bis Haselhorst fahren. Aber ich denke, dann wird der Virus Geschichte sein.

Ansonsten lenke ich mich ein wenig ab, bereite gedanklich meinen Aufenthalt im Garten vor. Es ist angenehm, mal an etwas anderes zu denken. Es ist schon fast Mai, aller aller höchste Zeit also für die Aussaat von einigen Pflanzen. Ich bin allerdings wenig optimistisch. Durch den menschengemachten Klimawandel leiden wir in Berlin/Brandenburg seit drei Jahren unter ungewöhnlicher Trockenheit. Und Wärme übrigens, denn Winter gibt es kaum noch, die Sommer sind fast schon marokkanisch. Da ich nicht so regelmäßig im Garten bin, wässere ich kaum. Die Folgen sind klar: Kein Rasen überlebt die Strapazen gänzlich ohne Wasser, so dass in den letzten drei Jahren nach dem winterlichen prächtigen Wachstum der Halme spätestens ab Mai Dürre herrschte, die den Garten regelmäßig in eine kleine Sanddüne verwandelt hat. Mal sehen, habe im Oktober Trockenrasen gesät.
Und einen Feigenbaum habe ich vor zwei Jahren auch gepflanzt. Mal sehen, wann ich ernten kann. Wein überlebt auch. Das sind robuste Pflanzen.
Alles andere, das ich gepflanzt habe?
Trostlos.
Was nicht heißt, dass der Garten kahl ist. Haselnuss, Efeu, wilder Wein – all das, was dort schon seit Jahren auch ohne mich gewachsen ist, lässt sich nicht stören.
Ich hätte ja gerne eher einen Küchengarten. Aber das funktioniert wohl nicht auf die Entfernung.
Was aber zumindest im Ansatz überlebt: mediterrane Kräuter.
Und das ist herrlich. Und aromatisch.

Wie ihr seht, bin ich schon ganz bei der Sache. Übermorgen geht es los.
Und ich muss sagen, ich freue mich über alle Maße darauf.
Es wird warm werden. Ziemlich warm. Zum Glück bin ich mit dem Sonnenschutz fast fertig.
Schließlich ist Gräbendorf eine kleine Oase.
Vielleicht wieder mit eigener Sanddüne.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.