Voll Rage

So.
Ich bin für ein paar Tage im Urlaub.
Der heutige „Vatertag“ brachte nicht besonders erbauliche Ereignisse mit sich. Nach einer kleinen Radtour zum Park am Gleisdreieck konnten wir die „Corona-Parties“ beobachten, hauptsächlich jüngere Leute, die im Pulk zusammensaßen. Auch spielten Leute Fuß- und Basketball, von der notwendigen Distanz natürlich keine Spur.
Der Effekt: Die Zahl der Erkrankten wird in den nächsten Wochen wieder steigen, wir kehren dann zurück zur Ausgangsbeschränkung, die dann viele, vor allem gastronomische, Betriebe nicht mehr überleben werden.
Mich macht das gerade ein bisschen wütend, denn es ist eigentlich nicht so schwer.

Ich schimpfe über die Jüngeren, jetzt schimpfe ich über die Boomer. Wir wollen den Schmähgesang ja gleichmäßig verteilen.
Aufgrund meiner Erfahrung in den letzten Wochen kann ich sagen: Solch eine jämmerliche Generation habe ich noch nicht erlebt. Die einen, volle Risiko-Gruppe, will auf Teufel komm heraus in den Urlaub fliegen. Vollkommen egal, ob man sich oder andere gefährdet. Die Ausrede: Die armen griechischen Gastronomen und Hoteliers. Man habe Verantwortung denen gegenüber, deshalb erbarmt man sich. Wieder andere Ältere leugnen die Gefahr vollkommen. Man lebt ja nur einmal.
Und dann ist da noch jemand in meinem nächsten Bekanntenkreis, ich sag jetzt nicht wer, der es gar nicht mehr aushält mit der Isolation. Hauptsache man kann wieder mit anderen Spazierengehen. Eigentlich sollte man auf eine Kur, in dringend nötige ärztliche Isolation, um endlich wieder auf die Beine zu gelangen. Aber nein, das hält man nicht mehr aus. Man fährt also lieber mit den Öffentlichen zu einigen Terminen. Auch wenn man Risiko-Gruppe ist und es einem auch gar nicht gut geht. Das Gejammer, wenn dann die Schmerzen wieder anfangen, wird natürlich wieder lauthals herausposaunt.
Mir fällt gar nichts mehr ein zu dieser Form des Macho-Egoismus. Und wir reden hier nicht einmal von einem Mann.

So, mir geht es jetzt, nachdem ich alles zu „Papier“ gebracht habe, etwas besser, auch wenn ich allen Lesern wahrscheinlich das Wochenende verdorben habe. Aber auch das darf ich manchmal. Wer meine Romane kennt, ist sowieso einiges gewohnt und hart im Nehmen.
Ich jedenfalls verabschiede mich für ein oder zwei Wochen, bevor der Laden hier wieder dichtmacht.
Und werde meine Zeit in der Datsche in Brandenburg genießen.
Am Dienstag bekomme ich eine gewaltige Lieferung an Baudielen und Fliesen, 500 Euro für sägeraues Holz in rauen Mengen. Terrasse, Outdoor-Möbel, Bodenbelag für die Laube – das ganze Programm. Werde ich nicht alles schaffen. Aber einiges.
Und vor allem: Ich mache mal Urlaub vom Digitalismus.
Kein Internet.
Zwar werden mich die Nachrichten in Form von Deutschlandradio und RBB verfolgen, aber der Dreck aus dem angelsächsischen Raum, den ich sonst wie ein Nachrichten-Junkie verfolge, wird mir in weiten Teilen erspart bleiben.
Ich trinke bei dem schönen Wetter gleich ein Glässchen Wein und mache einen Gemüseauflauf.
Dringend Zeit, sich mal etwas zu entspannen.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.