Voll Stagnation
Trotz Lockdown geht es nicht weiter.
In den letzten Wochen sanken die Zahlen der Neuinfektionen, nicht rasant, aber merklich. Diese Woche sollten wir in Deutschland eigentlich die magische Zahl von 50 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohnern erreichen. Eine Zahl, die man mal als Schalgrenze für Öffnungen auserkoren hat. Die hat man inzwischen zwar auf 35 gesenkt, trotzdem wäre es gut gewesen, auch mal unter 50 zu kommen.
Aber das scheint wieder in weite Ferne gerutscht zu sein. Wir hängen bei 60 fest, mit sogar leicht steigenden Infektionszahlen.
Was mich dabei am meisten frustriert, ist die Tatsache, dass wir nicht wissen, warum das geschieht. Es gibt die Vermutung, dass die ansteckenderen „angelsächsischen“ Mutanten dahinter stecken könnten. Aber warum stecken sich im Lockdown überhaupt so viele Leute an? Und wo? Sind die öffentlichen Verkehrsmittel dafür verantwortlich? Oder unseriöse Arbeitgeber? Nach fast einem Jahr, in der diese Pandemie nun unser Leben bestimmt, stochern wir meines Erachtens immer noch zu sehr im Nebel herum, was somit dazu führt, dass wir unsere Maßnahmen nicht anpassen können. Dabei wäre es so einfach. Läge die höhere Ansteckungsrate an Coronaleugnern, müsste man nur die Strafen erhöhen, um diese radikalen Egoisten zur Raison zu bringen. Läge es am öffentlichen Nahverkehr, dann muss man ihn eben mal eine Zeitlang schließen. Ebenso bei der Verbreitung durch Kindergärten, die in Teilen noch immer geöffnet sind. Ich empfinde diese Unwissenheit von Experten und Behörden mittlerweile als stümperhaft. Vor einem Jahr wusste man es nicht besser, aber jetzt, nachdem die zweite Welle seit vier Monaten über die Lande rollt, empfinde selbst ich es als schwach, dass hochbezahlte Experten schlichtweg ebenso ahnungslos erscheinen wie wir alle.
Für die langsam anlaufenden Impfungen habe ich hingegen Verständnis, Impfstoffe wachsen schließlich nicht auf den Bäumen, aber alle anderen Probleme sind menschengemacht. Sie wären vermeidbar. Und machen wir uns nichts vor, sobald der Frühling beginnt, wird die Bereitschaft, sich an die Maßnahmen zu halten, weiter abnehmen.
Allerdings habe ich die große Hoffnung, dass sich das Virus wie im letzten Jahr in Frühling, verflüchtigt. Und dass im zweiten Quartal die Impfungen wirklich durchstarten. Es gibt also Hoffnung. Aber das Warten darauf ist für mich gerade ungemein frustrierend. Wir sind Menschen. Und Menschen machen Fehler, keine Frage. Aber die Sünde besteht darin, nicht aus Fehlern zu lernen, immer wieder das Gleiche zu machen, auch wenn das vorher schon nicht funktioniert hat. Und dieses Déjà-vu habe ich gerade. In anderen Ländern hat ein solcher Lockdown light auch nicht funktioniert. Hier bei uns gerade ebenfalls nicht. Dabei spielen wir nicht weiter mit unserer nun darbenden Wirtschaft, sondern weiterhin mit dem Leben der Infizierten.
So, genug gemeckert. Der Frühling ist da. Die nächsten beiden Tage werde ich auf dem Grundstück in Gräbendorf verbringen und den Winter aus dem spärlichen Rasen harken. Außerdem muss ich innerlich auf die Instandsetzung der Datsche vorbereiten. Das Dach und einige Wände sind durchgerottet. Das passiert. Und ist kein Drama, auch wenn ich gerne eines daraus machen möchte. Schriftstellerisch sowieso, denn ich werde hier brühwarm darüber berichten. Schön, wenn wir uns mit Nebensächlichkeiten beschäftigen können. Haben wir viel zu lange nicht getan.
Alles wird am Ende gut.
Hoffe ich zumindest.