Voll wirr

Und weiter mit einem weiteren Lockdown.
Oder so etwas in der Art.
Die Regierung nutzt die Osterfeiertage für einen etwas schärferen Lockdown, der bereits am Gründonnerstag beginnt. Alles soll geschlossen bleiben. Nur Samstag sollen Lebensmittelgeschäfte öffnen dürfen. Donnerstag selbst ist dann Ruhetag. Kein Feiertag. Ich bin mir noch nicht sicher, was das eigentlich bedeuten soll, und mit mir Millionen andere. Und das ist das Problem: Es blickt kein Mensch mehr durch.

Ich habe schon vor Monaten aufgehört, mir die sich immer wieder ändernden Regularien durchzulesen. Es ist mir schlichtweg zu langweilig. Vielleicht hört sich das arrogant an, aber im Grunde ist es so, dass wir beschlossen haben, uns zu schützen, indem wir das machen, was richtig ist und nicht das, was erlaubt ist. Trotzdem geht es natürlich nicht an mir vorbei, dass die Leute anfangen, sich über das ständige Hin und Her aufzuregen. Ich will mich dabei nicht einmischen, aber ein bisschen kann ich es verstehen. Es ist nicht so, dass wir nun im 13. Monat der Pandemie das Rad neu erfinden müssten.

Ich glaube inzwischen, dass es der Regierung im Augenblick nur darum geht, den Laden irgendwie zusammenzuhalten. Im April werden die Impflieferungen hochgefahren, das ist es letztlich, was hilft.
Das ist die Strategie. Vielleicht die Einzige.
Schon jetzt macht sich das Impfen auf den Intensivstationen bemerkbar. Es befinden sich dort kaum noch Leute über 80. Diese Altersgruppe ist also nahezu gerettet. Bald wird sich das auf die über 70-Jährigen ausweiten. Und dann auch auf mich, den 50-jährigen Asthmatiker. Das vergesse ich nämlich manchmal. Es kann wirklich jeden erwischen. Und nicht jeder überlebt diese Krankheit. Bislang haben wir uns nicht angesteckt. Ich habe aber auch noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass es passieren könnte. An den Tod denke ich diesbezüglich natürlich auch nicht, es trifft ja sowieso immer die anderen.
Verdrängen kann so einfach sein. Aber vielleicht ist das auch gut so. Ich bin weiterhin vorsichtig, mehr kann ich nicht machen. Auf Vieles verzichten wir. Und das auch freiwillig.
Aber es kann passieren, dass es uns doch noch erwischt. Gerade jetzt, wenn Leute anfangen, den Frust über die Pandemie nach draußen zu tragen, und sich nicht mehr an die Regeln halten zu wollen. Die ersten warmen Tage stehen bevor, der zögerlich startende Frühling kämpft sich zwar nicht mit Wucht, doch mit stoischer Gelassenheit voran. Es wird wärmer, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Aber nächste Woche könnte es schon beginnen.

Update: Gerade kommt die Nachricht herein, dass es nun doch keinen Lockdown zu Ostern geben wird. Auch aus dem Ruhetag an Gründonnerstag wird es nichts.
Ich frage mich gerade, ob das eine späte Folge von „Versteckte Kamera“ ist. Ich muss schon jetzt lachen, aber eher zynisch. Gibt es etwas Schlimmeres, eine halbwegs nachvollziehbare Entscheidung, die unpopulär ist, einfach wieder zurückzuziehen?
Vielleicht ist dieser Rückzieher das, was dieser Regierung am Ende am stärksten schaden wird. Im September sind Wahlen.
Es weht ein Hauch der Veränderung durch das Land. Aber mit Corona hat es nichts zu tun. Zumindest nicht mittelbar.
Ich glaube, dieser Tag wird der entscheidende sein, der Tag, an dem das „Weiter so“ nicht mehr funktionieren wird.
Ist das historisch? Ein bisschen.
Mal sehen, ob ich recht habe.