Voll Billig-Fleisch

Nun, was ich von dem Blödsinn halte, der in Gütersloh in Schlachtereien geschieht, brauche ich wohl im Detail nicht ausführen. Sagen wir so: Ich mag Fleisch, bin aber trotzdem Vegetarier. Aus genau diesem Grund: Tierquälerei.
Und das ist dabei offensichtlich nicht alles, was in Tönnies-Unternehmen abläuft.
Werksverträge.
Ich kann mich entsinnen, dass ich mich über die sogenannten „zero-hour-contracts“ in England immer aufgeregt habe. Also Verträge, die Menschen quasi zu Tagelöhnern machen, weil sie zur Arbeit gerufen werden können, wann immer der Arbeitgeber meint, sie zu brauchen.
Nun muss ich feststellen, dass wir auch so etwas in der Art haben. Sklaverei in Deutschland. Anders, aber doch mit dem selben Effekt. Menschen, vor allem aus Ost-Europa, werden bei undurchsichtigen Firmenkonstrukten eingestellt, diese werden dann an Schlachtereien „vermietet“. Dabei müssen die Menschen in Schrottunterkünften leben, für die sie auch noch viel Geld bezahlen müssen. Sobald sie sich beschweren, werden sie entlassen.
Der Virus hat jetzt genau dort zugeschlagen. Bei den ärmsten, bei denen, die für das billige Steak auf deutschem BBQ schuften. Für ca. 1000 Euro im Monat. Mitten in Europa, zu rumänischem Mindestlohn.
Nein danke.

Und nun?
Nun dürfen Menschen, die im Kreis Gütersloh wohnen, nicht mehr in Bundesländer wie Bayern oder Mecklenburg einreisen.
Und das ist der zweite Skandal.
Jetzt dürfen Deutsche sich im eigenen Land schon nicht mehr frei bewegen.
Niemand weist auf diese Einschränkung hin, niemand klagt gegen diese Behandlung. Ist es nicht auch eine Form von Diskriminierung?
Bekommen wir jetzt den Corona-Stern, den man klar sichtbar auf der Kleidung tragen muss, wenn man aus einem bestimmten Landeskreis kommt?
Ich übertreibe natürlich, ganz bewusst. Weil mir die Ausgrenzung und der Verlust unserer Identität wirklich auch die Nerven geht. Wo sind wir denn, wenn wir jetzt beginnen, Landesgrenzen hochzuziehen? Ich empfand das schon in Europa beengend und unnötig, jetzt erleben wir es sogar innerhalb unseres eigenen Landes. Als ob der Virus vor einer Grenze haltmachen würde.
Social Distancing kann ich überall betreiben. Egal ob in Bayern, Berlin oder Gütersloh.

So, genug gemeckert.
Ich bin jetzt bereits die zweite Woche in Gräbendorf, wollte eigentlich Urlaub machen, hatte aber keine Zeit, etwas zu schreiben.
Ich habe gebaut. Und geschliffen. Und gestrichen, was anstrengender ist, als ich gedacht hätte. Eine Pergola, zwei Lounge-Sitze und ein Lounge-Tisch sind fertig, gebaut aus dem billigsten Holz (und auch dem mit schlechtester Qualität, was ich bereue). So hat nun die Terrasse, die ich vor drei Wochen fertiggestellt habe, ein angemessenes Aussehen.
Es war harte Arbeit. Und heute merke ich das auch. Vor halb neun habe ich es nicht geschafft aufzustehen. Aber heute habe ich frei. Nur ein paar kosmetische Dinge, wie ein Bücherregal und etwas putzen stehen auf dem Programm. Da der Sommer sich nicht so recht einstellen will, kann ich also im Haus herumwursteln. Dabei werde ich es aber nicht übertreiben.
Am Samstag kommt Ehefrau Nina für vier Tage, das erste Mal, dass sie hier etwas mehr Zeit als nur einige Stunden verbringt. Am Montag hat sie Geburtstag, am Dienstag dann ich, ich werde 50. Geiles Alter. Muss noch eine besondere Flasche Wein dafür kaufen. Vielleicht ein Rosé. Das wäre angebracht.
Auch meinen Bruder und seine Familie treffen wir mal wieder. Die kommen am Samstag vorbei. Ich glaube, wir haben uns seit Weihnachten nicht gesehen, Corona, kam dazwischen. Ist schon eine lange Zeit.
Normalität wird wohl trotzdem nicht einkehren. Auch in Berlin haben wir jetzt Hotspots.

Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis Leute aus Bayern oder Mecklenburg auch uns nicht mehr einreisen lassen.
Wohl bekomm’s.
Schon ein tolles Land, in dem wir wohnen.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.