Voll fellig

Es gibt ja einige Zeitgenossen, die die Situation zurzeit ganz schön ausnutzen.
Nein, ich rede nicht von den Idioten, die Jahresvorräte an Toilettenpapier aufkaufen oder die Hefe bunkern.

Ich rede von unseren Fellnasen, feline oder canine. Oder was sonst noch in heimischen Gefilden umherstreunt.

Unsere beiden Nervensägen scheinen sich an der Aufmerksamkeit zu erfreuen, und zwar beide auf ihre eigene Art. Lilly, die British Kurzhaar mit ohne Nase (und manchmal ein bisschen schwer atmend) erfreut sich gerne an den zunehmenden Rationen an Latte Macchiato. Also nur den Schaum natürlich. Und ab und zu ein Stück Käse, das sie nicht etwa erbettelt, sondern als gesonderte Katzensteuer erhebt und systematisch eintreibt. Shocking.

Daisy hingegen, die Weiße mit dem langen Haar, ihres Zeichens Selkirk Rex, die es sich nicht nehmen lässt, ihre britische Abstammung zu betonen, hat einen distinguierteren Geschmack. Man ist ja wer. Sie meint jedenfalls, sie wäre „royalty“. Ohne Zweifel. Ihr genügt es manchmal, uns beide vor sich her zu scheuchen. Sie bestimmt nun noch mehr, wann wir aufstehen. Oder wann wir uns mit ihr beschäftigen müssen. Und wie. Und wo. Bedienstete sind auch nicht das, was sie mal waren. Sie fordert die Herstellung von speziellem Spielzeug, in diesen Tagen frische Zigarettenfilter, aneinandergeklebt, die sie jagen und umherwirbeln kann.

Sie ist es letztlich, die hier den Tagesablauf bestimmt und ordnet. Typischer CEO eben. Widerspruch? Na, das probiert man nur einmal. Wer hält schon eine ständig meckernde Katze aus. Und sie ist dabei ausgesprochen langatmig, hat eine Stimme, die nach einiger Zeit ziemlich unangenehm werden kann. Schon früh hat sie gelernt, dass man nichts wird, wenn man schnell aufgibt. Also gibt sie nicht auf. Und gewinnt eigentlich immer.

In ihrer endlichen Gnade meint sie auch, uns oft mit ihrer Anwesenheit zu erfreuen. Gerne dann direkt vor dem Bildschirm, wo sie dann büschelweise Haare verteilt. Hier hört sie übrigens die neuste Folge von Prof. Drosten.


Es tangiert sie allerdings nicht, denn was menschlich ist, gehört nicht in die Welt der Fellnasen. S-E-P: Someone elses Problem. Dass beide einen Coronavirus in sich tragen, schon seit Jahren übrigens, so wie fast alle Hauskatzen, stört sie nicht. Warum auch die Aufregung? Die Menschen sind komisch. Torsten Sträter sagte neulich: „Wenn die Viecher es schaffen würden, die Dosen alleine aufzubekommen, würden die uns wegen Eigenbedarf aus der Bude klagen“. Könnte etwas dran sein.

Im ernst, die beiden stört eigentlich gar nichts. Für die Katzen hat sich nichts verändert. Sie gehen weiter ihren Gewohnheiten nach, pflegen diese nach Herzenslust. Und bringen damit auch für uns ein Stück weit Normalität in den nun ungewöhnlichen Alltag. Nichts bringt sie aus der Ruhe, denn Futter und Streu sind in ausreichender Menge vorhanden. Obwohl sie durchaus der Meinung sind, dass Sheba schon ein bisschen öfter in den Napf gehört. Aber das diskutieren wir noch.

Nur auf den halbjährlichen Gang zum Tierarzt, beide haben in britischer Manier schlechte Zähne, müssen sie derzeit verzichten. Ich kann nicht sagen, dass sie das beunruhigt. Im Gegenteil sogar.

Eines weiß ich aber ganz sicher: Die Isolation in der Wohnung lässt sich mit den beiden auf alle Fälle leichter ertragen.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.