Voll Aufbruch?

Und das Warten geht weiter.
Ich habe das Gefühl, seit Jahren in einer Art „Limbo“ festzuhängen, also irgendwo zwischen einem Traum und der Realität. Manchmal liege ich morgens im Bett und stelle mir vor, einfach in einen Bus oder ein Flugzeug zu steigen, um irgendwo hinzureisen. Aber allein der Gedanke daran wirkt so abstrus, dass ich ihn gar nicht weiter verfolgen kann.

Worauf ich mich aber wirklich freue, ist das schöne Wetter in der nächsten Woche. Anfang der Woche sollen es tatsächlich fast 20 Grad werden, der Frühling steht also vor der Tür, auch wenn es danach wieder kühler werden soll. Trotzdem nutze ich die Zeit, um ein paar Tage nach Brandenburg zu fahren, um in der Datsche mal etwas anderes zu sehen als nur die Berliner Altbauwohnung. Ich weiß nicht, was ich ohne das Grundstück täte. Es wird, wie schon im letzten Jahr, unseren Sommer retten. Denn an Reisen ist nicht zu denken, die Pandemie geht in eine neue Runde, auch weil die angelsächsische Mutante sie im Grunde zu einer neuen Pandemie gemacht hat. Noch bin ich nicht sicher, was das bedeutet. Ob überhaupt Hoffnung besteht, dass sie jemals endet. Eines jedenfalls hat sie schon bewirkt: Die Welt ist geschrumpft. Wir bewegen uns kaum noch, bereits eine S-Bahnfahrt nach Gräbendorf stellt ein touristisches Highlight dar, etwas, das man vor einem Jahr ganz sicher nie hätte behaupten können. Ich bin ein Mensch, dem es nicht gegeben ist, auch nur zwei Wochen in die Zukunft sehen zu können. Meine Welt besteht aus dem, was in den nächsten Tagen geschieht. Und das ist der Frühlingsanfang in der nächsten Woche, ein positives Ereignis, das mich überflutet, weil es das erste dieser Art seit Monaten ist. Vielleicht wird es kühl, vielleicht manchmal unangenehm, aber wenigstens ist es etwas anderes. Mitte Oktober habe ich die Saison dort letztes Jahr beendet, wegen Nachtfrost. Erst ein halbes Jahr später kann ich praktisch wieder hin, mit Ausnahme von zwei warmen Tagen im Februar, als ich gegen die allgemeine Logik dort bereits zwei Nächte verbracht hatte. Der Unterschied zu Februar besteht jetzt allerdings darin, dass wir Anfang April fast zwei Stunden mehr Tageslicht genießen dürfen. In der Datsche findet praktisch alles draußen statt, selbst wenn man drin ist, ist man irgendwie draußen. Sobald es dunkel wird, ist es eben dunkel. Stockfinster. Damals wurde es schon gegen fünf düsterer, eine halbe Stunde später war es endgültig vorbei. Jetzt ist es anders. Es ist sogar in der Zeit der Dämmerung heller. Aber das werde ich sehen.

Im Garten steht jedenfalls Arbeit an. Das Dach wird erst eine Woche später ersetzt, aber ich kann schon einmal einige Dinge vorbereiten. Eine weitere Holzhütte muss dringend lasiert und geschliffen werden, ebenso Teile des Haupthauses (wie sich das anhört), die im Winter etwas gelitten haben. Halb so wild. Das Jahr jedenfalls steht unter dem Zeichen der Erhaltung. Die Zeit der Kreation ist erst einmal weitgehend vorbei, es ist jetzt wichtiger, sich auf das zu konzentrieren, was da ist, damit es überhaupt da bleibt. Etwas ungewohnt für mich.
Letztlich ist jede Investition eine Investition in unseren Sommerurlaub. Es ist wichtig, sich darauf zu freuen.
Die Corona-Realitäten blende ich zurzeit aus. Die Zahlen steigen. Und das viel zu schnell. Ich werde weiterhin vorsichtig sein. Weil es mit das Einzige ist, was ich machen kann.
Und immer wieder, so wie jeden Tag, auf den Impftermin warten. Er kann jeden Tag in der Post sein. Aber bislang war er es noch nicht.
Trotzdem, ich bleibe positiv. Was auch zu den Dingen gehört, die ich machen kann.