Voll Tatendrang

Mir tat der gestrige relativ tatenlose Tag nicht besonders gut.
Geistig ist es ohnehin eine Zumutung, sich zur Ruhe zu zwingen. Körperlich ist es manchmal notwendig, aber auch nicht optimal. Wie auf Bestellung bekam ich gegen Nachmittag Atemnot, eine kleine Gebrechlichkeit, die ich mir nach dem Einzug unserer beiden Katzen zugelegt habe, die ich aber relativ gut im Griff habe. Bezeichnend jetzt, dass ich sie bekomme, wenn die Katzen gar nicht zugegen sind.
Erst als ich wieder den Pinsel in die Hand nahm, um die Lackierung der Laube fortzusetzen, wurde es etwas besser. Es könnte auch an den Medikamenten gelegen haben. So oder so, ich nahm es als Zeichen, nicht noch einmal so abzuhängen.

Nachmittag.
Habe gerade die Holzlieferung in Empfang genommen. 500 Euro für Baudielen, Streben, Schalbrettern, Fliesen. Es ist Material, mit dem ich für ca. zwei Jahre auskommen werde. Wahrscheinlich nur eines, mal sehen. In Corona-Zeiten habe ich vor, hier mehr Tage zu verbringen als sonst. Den Sommer in Brandenburg sozusagen. Da ich immer baue, gärtnere, pflanze, umgrabe, kann es sein, dass das Holz bald verbraten ist. Immerhin ist ein großer Teil davon für eine Terrasse vorne, meiner Erfahrung nach nicht so viel Arbeit, weil nur der obere Teil genau bearbeitet werden muss. Lasiert werden natürlich beide Seiten, aber wen interessiert es, wenn die untere Seite nicht ganz glatt ist. Robuste Rustikalität ist sowieso das Motto hier draußen. Inspiriert von griechischen Cafés und Strandetablissements für Normal-Bürger. Ausgesprochen stilvoll, wie ich finde. Mit selbstgemachten Designelementen aus Treibholz oder Holz aus knorrigen vertrockneten Olivenbäumen. Nun, hier muss ich natürlich improvisieren. Mir wird schon etwas einfallen.
Ansonsten habe ich nach der Lieferung das Holz in diversen illegalen Gebäuden auf dem Grundstück verteilt, eine Arbeit, die mich eine Stunde und den Rest Energie gekostet hat, den ich noch hatte. In den nächsten Tagen werde ich dann schleifen und lasieren. Und das wahrscheinlich mehr als mir lieb ist. Aber es ist ja für einen guten Zweck. Der in meinem aktiven Wohlbefinden liegt.

Es darf wieder gereist werden.
Europa überlegt, wie man den Kontinent wieder öffnen kann. Es ist nicht schwer zu sehen, was in den nicht besonders nachdenklichen Köpfen vorgeht. Die Reise-Saison steht bevor, gerade die südlichen Länder möchten nicht auf das Business verzichten.
Ich kann es verstehen.
Absolut.
Länder wie Griechenland, die Türkei, aber auch Spanien hängen sehr an dieser Schlüsselindustrie. Ein Wegfall der Besucher könnte diese in die Pleite führen.
Und trotzdem: Wie soll das funktionieren? Ich habe das schön öfter gefragt. Jetzt aber geht es ans Eingemachte, Pläne werden gemacht, um die Urlauber und Reisenden in Europa umherzuschaufeln. Es ist eine Aktion, für die ich viel Unverständnis aufbringe. So viele Fragen, so wenige Antworten. Vor allem in Richtung Verantwortung. Eigenverantwortung? Für jeden Urlauber selber? Anders kann es eigentlich nicht sein.
Die Gefahr jedenfalls, dass sich das Virus dann im Herbst so richtig ausbreiten kann, nachdem es die Urlauber wieder in die Länder Europas verteilt haben, scheint mit realistrisch.
Selbst Groß-Britannien, dieser unheilige Staatenbund, der so schlecht geführt ist, dass er in Europa bislang die meisten Toten produziert hat, soll wieder bereist werden können, bzw. die Reisewarnung soll aufgehoben werden. Wer entscheidet so etwas eigentlich?
Ich verstehe es nicht.

Füße stillhalten, den Reisedrang mal ein paar Monate unterdrücken.
Sonst schaffen wir das nicht. Dabei kann man sich leider nicht auf den gesunden Menschenverstand der Menschen verlassen. Den gibt es nämlich nicht in dieser Herde. Und wenn die erst einmal wieder in Bewegung ist, gibt es kein Halten.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.