Voll Impfkatastrophe?

Es geht durch die Medien.
Ein Aufschrei, der überall zu hören ist. Panik, Wut, fast schon Hysterie.
Worum geht es?
Es wird nicht so schnell geimpft, wie man sich das gedacht hat. Das liegt weder daran, dass es nicht genug Mediziner gibt, die impfen können, noch liegt es daran, dass sich einige „Leerdenker“ nicht impfen lassen wollen.
Es liegt einzig und alleine daran, dass die Produktion des Impfstoffes zwar ziemlich rasant, aber immer noch zu langsam anläuft.
Leute können es aber nicht abwarten, geimpft zu werden, also brodelt es in der Stammtisch-Küche.

Jetzt aber muss ich mal eingreifen, weil ich glaube, dass hier gerade etwas gehörig schiefläuft. Ich frage mich, wie hoch die Erwartungen sein müssen.
Nur vorweg: Alleine die Tatsache, dass wir überhaupt schon jetzt, nur wenige Monate nach Bekanntwerden des Virus, in der Lage sind, mehrere Impfstoffe anbieten zu können, ist eine Leistung, die an ein Wunder grenzt. Jedem, der sich auch nur ein bisschen mit den Produktionsprozessen in der Pharmaindustrie beschäftigt, muss einsehen, dass es sich um eine Herkules-Aufgabe handelt, die, besonders am Anfang, anfällig ist für gewisse Störungen. Auch sind die Firmen noch dabei, diese Produktionsstätten zu schaffen, die in den nächsten Wochen/Monaten die Herstellung der Impfstoffe hochfahren werden. Und das rasant.
Die Erwartungen also, die viele Menschen hegen, sind überzogen, so muss man es formulieren. Für mich hört es sich an wie ein Quengeln auf hohem Niveau, ohne Sinn und Verstand, immer den eigenen Nutzen im Blick, den Urlaub oder die Lust nach Partys.
Natürlich übertreibe ich, denn es gibt durchaus schwierige Situationen. Eltern, die den Kindern nun Lehrer sein müssen, Betriebe, die stillliegen, die ganze Tourismusbranche, die wahrscheinlich vollkommen daniederliegt. Von vereinsamten Älteren mal abgesehen.
Trotzdem, ich glaube, dass wir uns noch wundern werden, wie schnell diese Impfung letztlich vonstatten gehen wird. Ich kann dazu keine Schätzung angeben, liegt es doch auch daran, wie viele Impfstoffe letztlich zugelassen werden. Wahrscheinlich aber ist, dass wir besonders in der westlichen Welt sehr schnell durchgeimpft sein werden, wahrscheinlich noch dieses Jahr.

Zusätzlich dazu fallen die Zahlen. Zumindest die Ansteckungsrate, die letztlich die wichtigste ist. In Berlin nähern wir uns der 100er Grenze, also weniger als Hundert Neuinfizierte pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen. Vielleicht, wenn alles gutgeht, steht Berlin in einigen Wochen bei unter 50 Neuinfizierten. Dann kann man über Lockerungen nachdenken. Wahrscheinlich aber wird erst der Frühling ein Aufatmen des Lebens mit sich bringen. So wie das letztes Jahr schon der Fall war.

Ich mag noch gar nicht daran denken, aber es wird Zeit. Ich merke, dass die Tage langsam wieder heller werden, gestern war es um 16 Uhr noch hell. Immerhin. Es ist wichtig, der mentalen Dunkelheit auszuweichen, was leichter ist, wenn das Licht auch außen präsent ist.
Ich jedenfalls werde mich bemühen, etwas gelassener zu sein und mich nicht an jeder (Online-) Diskussion zu beteiligen. Letztlich geht es doch im Augenblick um Ruhe und Geduld. Wir können nichts beschleunigen, sondern nur denen vertrauen, die versuchen, uns zu helfen. Ich denke, damit fahren wir gut, auch, weil Politiker und Experten wissenschaftlich und detailliert vorangehen. Das ist wichtig. Und auch wenn es mal einen kleinen Rückschlag gibt, so wie in den letzten Tagen beim knappen Impfstoff, sollten wir uns doch glücklich schätzen, überhaupt schon so weit gekommen zu sein.
Das Ende ist in Sicht.
Daran möchte ich zumindest glauben.