Voll Anstieg

Und die Zahlen steigen.
Besonders in Berlin.
Es wundert mich nicht sehr, beobachte ich doch immer mehr eine gewisse Lustlosigkeit das Virus betreffend. So als ob es manchen Menschen jetzt einfach reichen würde.
Das ist natürlich schlichtweg dumm, weil es gerade erst wieder begonnen hat zu wüten. Und das ist das eigentliche Problem. Denn wie ein Beispiel in einem unserer Nachbarländer zeigt, gäbe es einen Weg, die Ausbreitung der Pandemie wirklich zu bekämpfen.

Was hier in Deutschland allerdings im Augenblick geschieht, ist ein Balance-Akt, der mit jedem Tag, an dem er durchgeführt wird, unglaubhafter wirkt. Vieles ist geschlossen. Vieles aber auch nicht. Restaurantbesitzer blicken ins Nichts, während Einkaufsstraßen voll sind. In Geschäften tummeln sich wahre Menschenmassen, die Läden versuchen, das Weihnachtsgeschenk voll mitzunehmen. Verständlich aus ihrer Sicht. Aus medizinischer allerdings nicht.
Kulturbetriebe sind ebenfalls zu. Besonders Berliner Museen jedoch hatten vor dem Lockdown light ohne Ausnahme erfolgversprechende Hygiene-Konzepte, bestehend aus der Limitierung der Besucherzahlen durch Online-Ticket-Verkäufe und strenge Lüftungspläne der Räumlichkeiten. Doch auch sie mussten schließen, während sämtliche Geschäfte offenbleiben konnten. Wie gesagt, vieles ist nicht verständlich. Auch nicht die Tatsache, dass öffentliche Verkehrsmittel weiterhin fahren, oftmals vollgepackt mit Menschen. Dabei ist es derzeit nicht mehr möglich, Ansteckungen nachzuverfolgen. In über 75% der Fälle wissen die Gesundheitsämter nicht mehr, wie sich jemand hat infizieren können. Somit ist das Konzept der Nachverfolgung einschließlich der Corona-Warn-App gescheitert.

In Berlin haben wir allerdings trotzdem weitere Auflagen bzw. Einschränkungen. Demnach müssen wir ab heute auch draußen in Straßen, in denen sich Einzelhandelsläden befinden, Masken tragen. Es ist ein bisschen unklar, was damit gemeint ist. Gilt das jetzt auch für den T-Damm? Und muss ich jetzt in jeder Straße, in der sich ein Späti befindet, eine Maske aufsetzen? Und woher weiß ich, ob es sich um eine Straße mit Einzelhandelsgeschäften handelt? Vor allem, wenn die lang ist?
Ich bin natürlich ein bisschen polemisch.
Auch kann ich verstehen, dass Politiker versuchen, die Pandemie einzuschränken. Und dass es manchmal einige Maßnahmen gibt, die nicht den größten Erfolg versprechen. Denn, zugegebenermaßen, es gibt keine Maßnahme, die allein die Ausbreitung des Virus beenden könnte. Aber viele Maßnahmen sind in der Summe zumindest hilfreich.
Ob das Tragen von Masken draußen dazugehört, wage ich zu bezweifeln.

Nein, ich denke, wenn wir es wirklich ernst nehmen würden, ohne Rücksicht auf Verluste, müssten wir es so machen wie Frankreich.
Frankreich hatte vor einigen Wochen noch über 80.000 Fälle am Tag. Jetzt sind es etwas mehr als 10.000 (leichte Schwankungen sind möglich). Das Land hat im Moment einen Lockdown, der diesen Namen auch verdient. Es gibt Ausgangsbeschränkungen, man muss ein Formular ausfüllen, bevor man die Wohnung verlässt, aus dem hervorgeht, was man draußen zu suchen hat. Einzelhandelsgeschäfte sind fast alle geschlossen, nur die nötigsten haben geöffnet. Bars und Restaurants sind ebenfalls zu. Schüler hingegen müssen weiterhin zur Schule.
Bei Nicht-Beachtung werden Strafen fällig, die sich gewaschen haben. 135 Euro kostet der Spaß, wenn man ohne Antrag erwischt wird. Das macht man zwei- oder dreimal, bevor man es sich anders überlegt.
In jedem Fall zeigen sich die ersten Anzeichen, dass Frankreich die Ausbreitung des Virus erfolgreich eingedämmt hat.
Und ich fürchte, wenn man es hier wirklich ernst meinen würde, müsste man dem Beispiel Frankreichs folgen.
Natürlich ist das ein schmaler Grad, auf dem wir wandeln würden. Denn es gibt eben noch wirtschaftliche und soziale Aspekte, die wir in dieser Krise beachten müssen. Trotzdem wäre es denkbar, für kurze Zeit ebenfalls über weitergehende Maßnahmen nachzudenken. So beginnen dieses Jahr die Weihnachtsferien früher. Wenn man sich durchringen könnte, von Mitte Dezember bis Anfang Januar in eine Art Komplett-Lockdown überzugehen, könnte man die Wirkung des Virus unterbrechen.
Ich glaube nicht, dass es so kommen wird. Dazu kenne ich dieses Volk inzwischen zu gut. Opferbereitschaft ist, soweit ich es sehen kann, kaum vorhanden. Und die wäre Voraussetzung dafür.
Wir können übrigens von Glück reden, dass das Virus nicht noch ansteckender und/oder noch tödlicher ist.
Sonst würden viele von uns nicht mehr querdenken, sondern gar nicht mehr denken. Weil sie zwei Meter unter der Erde lägen. Sozusagen hedonistisch untergegangen.
Hätte ja etwas.
So allerdings geht alles weiter wie bisher.