Voll keinen Bock mehr

Ich sitze mal wieder in Brandenburg, in der Datsche.
Und muss gestehen: Langsam kann ich das alles nicht mehr sehen.
Himmlische Natur, Stille, laue Abende bei Vogelgezwitscher. My arse.
Auf Dauer ist das alles ziemlich langweilig.

Kann auch sein, dass es an dem Dauerregen liegt, der hier in den letzten Tagen herrscht. Schon am Montag, also vor fünf Tagen, wäre ich am liebsten nach Berlin gefahren. Dann aber entschied ich mich am Dienstag für eine längere Radtour nach Köthen und Wasserburg. Der Tag war nett, neue Orte, die sich aber letztlich kaum von anderen unterscheiden.
Zu streng will ich aber nicht sein, so ist es hier nun einmal. Hübsche Dorfauen, Flüsse, Wälder, Seen. Traumhaft, wenn man es in angenehmen Dosen genießen kann. Die aber scheine ich dieses Jahr übertrieben zu haben.
Fast schon gelangweilt sehe ich mir das alles an. Und kann es eigentlich nicht mehr sehen. Fast wehmütig denke ich an Griechenland. Und wieder mal darüber nach, doch noch mal hinzufahren. Und zwar nicht auf die Inseln, sondern zu den Ausgrabungsstätten auf dem Festland.
Aber viele von denen sind geschlossen.
Corona.
Klar.
Ist nun einmal so.

Auch denke ich an meine Reise ins Perigord vor zweieinhalb Jahren. Ein Rausch der Sinne. Kein Wunder, dass ich nicht gerade ausgeglichen bin. Das erste Mal, seit dem Ausbruch der vermaledeiten Krankheit, bin ich wirklich corona-müde.
Habe keine Lust mehr auf Vernunft und Rücksicht. Nicht dass ich danach handeln werde, man muss ja nicht dumm sein. Aber trotzdem: Es nervt. Und zwar nicht zu knapp.
Wie selbstverständlich ziehen jetzt auch die Maßnahmen wieder an. Nachdem die Hauptreisezeit vorbei ist, sich Hinz und Kunz auf Malle auf ravenden Parties angesteckt haben, werden die Verbote und Gebote (manchmal erkenne ich den Unterschied kaum) strenger.
Vor allem für Reisende.
Wer also jetzt, außerhalb der Saison, doch noch reist, ist der genarrte. Sollte der Ort, an den man fährt, über Nacht zum Risikogebiet werden, muss man 14 Tage in Quarantäne. Ohne Lohnausgleich, ohne alles. Das war vor vier Wochen noch anders. Es scheint, dass Otto Normal-Covidiot wichtiger war, als diejenigen, die versuchen, die Massen zu vermeiden.
Es ist nicht so, dass es mich überrascht.
Und ich sitze in der Datsche und höre dem Regen zu. Und Inforadio und/oder Deutschlandfunk. Nachrichten, über die ich heute lieber nicht berichten möchte, denn wer denkt, dass dieser „Rant“ schon wütend war, der kann sich nicht vorstellen, was ich eigentlich zu sagen hätte. Stichwort: Covidioten-Demo, natürlich in Berlin.

Nein, nein, dazu lasse ich mich jetzt nicht mehr hinreißen.
Ich warte jetzt ab, dass es besser wird und ich nach Hause fahren kann.
Ob ich noch einmal so lange in Brandenburg bleiben werde, bezweifle ich. Eine Woche am Stück reicht vollkommen.
Ist ja auch nett.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.