Voll verwirrt
Ich habe keine Lust mehr auf Nachrichten. Nicht, dass mich das Weltgeschehen nicht mehr interessiert, aber im Augenblick (der schon zwölf Monate anhält, womit es kein Augenblick, sondern eine Epoche darstellt) gibt es immer nur ein Thema: das Virus. Ich käme wahrscheinlich damit zurecht, wenn es um wissenschaftliche Erkenntnisse ginge, aber das ist schon lange nicht mehr der Fall.
Ich rede explizit von den Maßnahmen, die das Virus verhindern sollen und die ich langsam nicht mehr verstehe. Buchläden sind auf. Der Zeitungskiosk ebenfalls. Das Kleidergeschäft nebenan nicht, und wenn doch, dann braucht man einen tagesaktuellen Test, um hineingehen zu können, was in Berlin kurzfristig nicht möglich ist. Die Termine sind immer schon auf mehrere Tage ausgebucht. Eine Ausgangssperre gilt anscheinend auch, ich bin mir aber nicht sicher wo. In Berlin? Brandenburg? Ich weiß es nicht. Irgendwo in der Republik ist es jedenfalls verboten, nach zehn Uhr auf die Straße zu gehen. Na dann. Auch Corona muss ja mal schlafen.
Währenddessen hat man die Impfungen mit AstraZeneca erneut ausgesetzt, zumindest für Menschen unter 60, es hat einige neue Thrombose-Fälle gegeben. Angesichts von ein paar Millionen Impfungen damit sind die 31 Thrombose-Fälle so selten wie ein Flugzeugabsturz, trotzdem wird sich niemand mehr damit impfen lassen. Gestern sind Leute, die einen Impftermin hatten und bereits mit hochgekrempelten Armen auf die Spritze warteten, wieder nach Hause geschickt worden. Das ist der Grund, weshalb ich, wenn es soweit ist, diesen Impfstoff meiden werde. Es ist mir zu riskant, dass wieder jemandem einfällt, dass er ungesund sein könnte. Himmel nochmal, es ist ein Medikament. Jedes hat Nebenwirkungen. Wenn ich an meinen Asthma-Inhalator denke, der mir Bluthochdruck und Herzklopfen verursacht und Cortison enthält, reduziere ich meine Lebenserwartung sicher um 10 Jahre. Alles ist mit Risiko behaftet, vor allem meine Radtour heute, die Chancen standen gut, von einem LKW-Fahrer überrollt zu werden.
Ich möchte mich eigentlich nicht aufregen. Denn es ist ein herrlicher Tag. Der Morgen war mal wieder eiskalt, was mich immer dazu veranlasst, viel zu lange im Bett zu bleiben, was mir nicht guttut. Kopfschmerzen sind regelmäßig die Folge, dadurch natürlich auch ein erhöhter Ibuprofen-Konsum (ob man davon auch Thrombosen bekommt?). Aber die Sonne schien in einer bislang unbekannten Intensität, es war unglaublich hell. Leider habe ich mir vor einigen Tagen das Knie verdreht, darunter leidet meine Yoga-Routine. Es wäre eine Freude gewesen, heute Morgen im Wintergarten zu trainieren. Vielleicht geht es heute Abend.
Abgesehen also von dem „rant“ oben habe ich wirklich gute Laune. Es sind weit über 20 Grad und ich laufe seit 10 Uhr in kurzen Hosen, T-Shirt und Flip-Flops durch den Garten. Dabei habe ich es heute etwas ruhiger angehen lassen, gestern war es stressiger, weil eine Terrasse überarbeitet werden muss und der Garten auch langsam etwas Aufmerksamkeit benötigt. Ich mache mir keine großen Gedanken darum, aber ein bisschen Arbeit macht er schon. Einmal durchgeharkt, ein paar Beete aufgefüllt und Blumensamen verteilt, das sollte erst einmal genug sein. Es wird kein Kunstwerk, was nicht heißt, dass er auf eine gewisse Art kreativ und interessant sein wird. Schon jetzt drohen ca. 100 Tulpen damit, den Garten in einigen Wochen in ein kleines Blütenmeer zu verwandeln. Ich habe nicht so viele gepflanzt, wahrscheinlich haben sie sich vermehrt. Jetzt wachsen sie überall da, wo ich dachte, dass ich sie letztes Jahr entfernt und umgepflanzt hatte. So kann es kommen.
Ansonsten genieße ich diesen Tag, denn ab morgen wird das Wetter schlechter werden. Ein weiterer Kälteeinbruch steht bevor.
Nächste Woche soll eigentlich das Dach neu gemacht werden, aber das steht natürlich in den Sternen. Ich weiß nicht, ob wir einen tagesaktuellen Coronatest brauchen, um die Sachen zu holen, die wir brauchen werden. Das schaffen wir ganz sicher nicht. Vielleicht braucht Handwerker Klaus keinen im Baumarkt, wir werden also sehen, was passiert. Und ob das Wetter geeignet ist. Vielleicht wäre es besser, einfach ein paar Wochen abzuwarten. Ende Juni sollen ca. 60% der Bevölkerung geimpft sein. So lange ist das nicht mehr. Dann hätten wir Herdenimmunität. Und der Spuk wäre vorbei.
So, ich muss noch ein bisschen lasieren. Das geht nicht so auf das Knie. Schließlich baut sich eine Yoga-Terrasse nicht von allein.