Voll nichts

Nachdem ich hier in Brandenburg den Sommer bislang genutzt habe, die Datsche zu sanieren, war ich vor zwei Tagen endlich erst einmal fertig mit dem, was ich mir für diesen Aufenthalt vorgenommen hatte. Küche, Flur und Aufenthaltsraum sind durchgefliest und gestrichen. Es fehlt nur noch das Schlafzimmer, das beim nächsten Mal dran ist.
Meine Fingerkuppen sind zerschlissen, zu viele scharfe Kanten an den Fliesen, mein Rücken schmerzt bei jeder Bewegung und mein Nacken ist steif wie der Zahn der Bisonratte. Also nahm ich mir vor zwei Tagen in der Nach-Yoga-Meditation (eine lange langweilige Geschichte, wie ich zu dieser Sportart kam) für den Tag vor, einfach mal nichts zu machen.
Also nichts im Sinne von Arbeit.
Es war gar nicht leicht.

Das Wetter, das dieses Jahr eher einem ostdeutschen Sommer ähnelt (durchwachsen) machte es mir ein bisschen leichter. Zwar war es recht sonnig, aber unangenehm windig. Ein scharfer Ost-Wind wehte, für mich fast noch schlimmer als Regen, beeinflusst er mich doch mehr als mir lieb ist.
Ich legte mich auf das Bett im unrenovierten Schlafzimmer und sah eine Netflix-Serie weiter. Nach zwei Folgen jedoch hatte ich genug.
Zum Lesen fehlte mir wie üblich die Ruhe.
Also hörte ich Radio, was ich hier immer intensiv mache. Es ist angenehmer als das Internet, besser recherchiert und unaufgeregter. Aber dazu ein andermal.

Mit Entsetzen hörte ich einen Corona-Bericht aus der Tschechei. Das Virus greift dort um sich. War ich noch vor ein paar Tagen wild entschlossen, dort irgendwann dieses Jahr hinzufahren, hat sich dieser Plan wohl erübrigt.
Wie zufällig hatte ich jedoch den Reiseführer für das griechische Festland aus Berlin mitgenommen. Eigentlich glaube ich nicht an solche Zufälle. Ich schmökerte ein bisschen. Meine Reise dieses Jahr wäre ziemlich genau jetzt zu Ende gegangen. Ich las also ein wenig über das, was ich dieses Jahr nicht unternommen habe. Nafplion, Marathon, Sparta, Mitras, Kalamata, Koroni, Meteora – um nur einige Orte zu nennen.
Es war definitiv keine Qual, eher wirkliches Interesse.
Und immer mehr reift in mir der Wunsch, dieses Jahr doch noch zwei Wochen nach Griechenland fahren zu wollen. Mitte/Ende September. Ehefrau Nina ist noch nicht überzeugt. Aber der Wunsch ist beinahe unbändig. Zwei Jahre ist meine letzte echte Reise schon her, anderthalb Jahre der letzte Urlaub, im Mai auf den Kykladen (wo sonst?).
Und ich muss gestehen, dass ich die kleinen Dorfauen in Brandenburg nicht mehr sehen kann. Es ist hübsch, aber ich will jetzt etwas anderes erleben.

Griechenland ist eigentlich perfekt. Das Leben spielt sich draußen ab, Aerosole haben schon aus diesem Grund keine Chance. Auch Flüge sind sicherer. Die Saison wäre zu diesem Zeitpunkt schon fast beendet. Und ich habe fast ein bisschen Fernweh nach Sifnos, meine Lieblingsinsel, die ich nun schon seit 2017 nicht mehr gesehen habe. Über den Strand gehen, um Croissants zu kaufen. In der Bar direkt am Meer einen Kaffee trinken. Ein bisschen Wandern gehen.
Gegenüber dann Serifos. Mindestens ebenso geheimnisvoll. Beide Inseln liegen abseits der Touristenroute, das Leben wird sich Ende September dort schon auf den Winter einstellen.
Ich würde fürchterlich gerne hinfahren.
So viel also zum Nichtstun.
War das der Sinn des Müßigganges?
Immer wenn ich mir vornehme, mal „nichts zu tun“, kommt dabei irgendeine Idee heraus. Oft nicht unbedingt die Beste.
Aber es ist jetzt, wie es ist.

Morgen kommt Ehefrau Nina, um mich hier abzuholen. Wieder werde ich also zwei Wochen in Berlin verbringen, bevor es wieder herausgeht.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.(neue Folgen ab Ende August)