Voll fahrradfreundlich?

Letzter August-Tag.
Letzter Sommertag?
Nun, es sieht so aus, als ob der schon einige Tage her ist. Bereits letzte Woche setzte die Abkühlung ein. Und die fiel ziemlich drastisch aus.
Von 35 auf 19, innerhalb von 48 Stunden. Kein Wunder, dass mein Kreislauf Kapriolen schlug.
Trotz der Sonne am Wochenende fühlt es sich bereits herbstlich an. Das Licht hat sich abgeschwächt, die Sonne geht wesentlich später auf und früher unter, schon um 20 Uhr ist es stockdunkel. Die ewigen Sommer der letzten beiden Jahre wiederholen sich also nicht.
Den Pflanzen im Garten tut es gut. Vielleicht schaffe ich es ja dieses Jahr, mal eine geschlossene Rasendecke zu kreieren. Das versuche ich seit vier Jahren. Mit versandendem Erfolg.

Gestern aber haben wir uns eine kleine Errungenschaft in Berlin angesehen. Nachdem die Covidioten die Hauptstadt gestern fest im Griff hatten, zumindest das Zentrum, wollten Ehefrau Nina und ich zur Friedrichstraße. Denn die ist seit ein paar Tagen Fahrrad- und Fußgängerstraße. Zumindest zwischen Leipziger und Französischer Straße. Also nicht besonders weit.
Trotzdem ist es beachtlich, mitten in der Stadt ein solches Projekt zu wagen. Auch hier haben Autofahrer die größte Lobby, trotz der Tatsache, dass Rot-Rot-Grün seit Jahren regiert. Aber auch die haben es bislang nicht geschafft, Berlin rad- und fußgängerfreudlich zu machen.
Anders in der Friedrichstraße: Symbolträchtig ist ein Großteil der Straße nun für Blech gesperrt. Dabei fahren die Radfahrer in der Mitte, während die breiten Bürgersteige den Fußgängern überlassen sind. Auch die Gastronomie kommt nicht zu kurz, sie hat auch etwas mehr Platz für Tische draußen.
Corona-freundlich.
Wir haben es ausgenutzt und waren einen Kaffee trinken. Und das mitten auf der verkehrsberuhigten Friedrichstraße.
Ungewöhnlich.
Mittig.
Und ausgesprochen leer.
Die Stadt war wie verlassen.
Ausgenommen unsere Nachbarn am Tisch nebenan, eine Gruppe mittelalter Sachsen (unschwer am Akzent zu hören), eine davon mit einem Tattoo (hoffentlich nicht dauerhaft): „Querdenker“.
Aha.
Hatten wir sie also mal in freier Wildbahn entdeckt. Echte Covidioten. Und auch noch aus dem Osten.
Kann man sich kaum ausdenken.

Heute, am Montag, sind aber sicher all die Dorfdeppen, die sich zum Demo-Wochenende uneingeladen in unsere Hauptstadt begeben haben, wieder zu Hause. Also da wo der Pfeffer wächst. Und da können sich auch gerne bleiben.

Noch ein Wort zur Fahrrad-Stadt Berlin.
Sie ist es natürlich nicht.
Noch immer sterben hier Dutzende von Radfahrern jedes Jahr durch Unfälle, meist verursacht von LKWs. Radwege entstehen nur sporadisch, wie gehabt hat das Auto quasi immer Vorfahrt. Geparkt oder bewegt.
Aber ich denke, dass man, mit der Friedrichstraße, nun vielleicht mal einen Fuß in der Tür hat, um noch mehr Straßen auch anderen Menschen zur Verfügung zu stellen, die nicht mit dem Auto fahren wollen.
Der Fortschritt ist langsam.
Kommt aber hoffentlich irgendwann gewaltig und unaufhaltsam auf uns zu.
Ich bin gespannt.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.