Voll Ausflug
Es ist wirklich bereits über einen Monat her, seit ich die Gartensaison ziemlich abrupt beendet habe. Nur zur Erinnerung: Damals, also Mitte Oktober, hatten wir in Brandenburg den ersten Bodenfrost. Ein Aufenthalt im Garten war daher nicht mehr angenehm. Zum Glück habe ich damals Schlimmeres verhindern können, die Wasserleitungen waren alle noch in Ordnung, obwohl einige bereits mit Eis besetzt gewesen waren.
Sei es drum.
Den Garten hatte ich bei der Abfahrt noch nicht vollständig auf den Winter vorbereitet.
Das habe ich letzten Freitag nachgeholt.
Es war ein angenehmer Tag, recht mild für diese Jahreszeit. Schon früh um sieben war ich aufgebrochen. Mit der S-Bahn nach Königs Wusterhausen, dann weiter mit dem Faltrad. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, seit ich das letzte Mal da gewesen war. Irgendwie stimmt das auch. Mein letzter Aufenthalt hier war noch sehr angenehm gewesen, bis auf die letzten beiden Tage zumindest. Oft noch mit Temperaturen, die tagsüber an der zwanzig-Grad-Marke gekratzt hatten.
Dann aber kam mein ziemlich gehetzter Aufbruch. Und ich wusste, dass es noch einige unerledigte Dinge gab, die in einem Garten gemacht werden mussten.
Um ehrlich zu sein, war es nicht so dramatisch. Als ich gegen neun Uhr auf den Sandweg einbog, der mich zum Grundstück führte, erwartete ich eine Katastrophe. Ich weiß auch nicht warum, aber es ist immer so. Auch im Sommer.
Quilt der Wassersilo im Boden über? Geht der Strom noch? Steht die Hütte überhaupt? Oder ist ein Baum umgefallen? Ist die Maus wieder eingezogen?
Alles falscher Alarm. Denn es war alles in Ordnung.
Nun, fast alles. Als letzte Aktion hatte ich versucht, das Dach abzudichten, das zwischen zwei Gebäudeteilen schon seit 2003 immer undicht ist. Das ist mir offensichtlich nicht gelungen. Der Topf, den ich dort platziert hatte, wo das meiste Wasser herunterkam (eher zwischen den Wänden), war proppenvoll. Es ist ein großer Topf. Ich denke, hier muss Semi-Handwerker Klaus wirklich mal tätig werden. Ich kann nicht alles machen. Oder können.
Ansonsten aber konnte ich aufatmen.
Der Garten wirkte ungewöhnlich grün. Als vorletzte Aktion hatte ich im Oktober neu gesät. Das machte sich bemerkbar. Leider hatten die Bäume einen Großteil ihres Laubschmucks abgeworfen, so dass ich mich sofort an die Arbeit machen musste. Harken, Harken, Harken. Anderthalb Stunden lang.
Das ist so anstrengend.
Doch langsam zeigte sich die Sonne, die Mühe hatte, es über die Baumwipfel hinüber zu schaffen. Das ist der Nachteil an dieser Jahreszeit. Nicht die Kälte. Sondern die Dunkelheit. Auch wenn die Sonne schien, wirkt es im Wald trotzdem immer düster. Aber gegen halb zwölf Uhr hatte sie sich emporgekämpft, ich konnte wirklich draußen in der Sonne einen Espresso trinken. So döste ich einige Minuten vor mich hin, bevor ich mich wieder aufraffen konnte.
Die Winterzwiebeln musste ich noch in die Erde bringen, sicher zu spät, aber das war mir egal. Ich hatte vor einigen Wochen extra dafür ein Beet angelegt.
Am Schluss räumte ich noch die Lebensmittel aus, die ich im Oktober nicht mehr hatte mitnehmen können. Alles halb so wild.
Aufenthalte wie dieser sind vollkommen anders als die im Sommer. In der warmen Jahreszeit plane ich immer, mache ein paar Projekte, bessere aus, was ausgebessert werden muss, baue Möbel oder Terrassen. Was auch immer. Auf vieles habe ich einfach Lust.
Im Winter hingegen gibt es nur ein Pflichtprogramm. Dinge müssen getan werden. Um im Frühling den Garten sprießen zu sehen. So war es auch jetzt. Es macht Spaß. Aber es steckt keine Planung darin. Keine Zukunftsaussicht auf Verschönerung. Sondern nur das Festmachen des Grundstücks für den Winter.
Den Feigenbaum und den Oleander packte ich ganz am Schluss ein, mit einer Art Stoff. Der Feigenbaum ist bereits seit zweieinhalb Jahren hier. Er ist mächtig gewachsen. Der Oleander wuchs aus einem Ableger von unseren beiden Pflanzen, die wir noch auf dem Balkon haben. Er ist klein, wirkt aber kräftig. Ich weiß nicht, ob beide überleben werden. In den letzten Jahren sind die harten Winter ausgefallen. Lange Dauerfrostperioden würden sie sicher nicht überstehen. Aber ich bin irgendwie zuversichtlich. Das Wetter wird immer mediterraner. Und somit kann sich die Pflanzenwelt anpassen.
Ich fahre jedenfalls vor Weihnachten noch mal heraus. Wenn es nicht zu kalt ist.
Denn letztlich ist eine Fahrt hierher immer auch eine Reise in eine andere Welt. Abseits der Corona-Realität. Diese andere Welt fehlt mir im Winter.
Das habe ich sofort bemerkt, als ich hier morgens ankam und nachmittags wieder abgefahren bin.
Ich bin trotzdem hoffnungsvoll. Der Winter wird rasch vorbeigehen. Und im März kann ich vielleicht schon wieder dableiben.
Mal sehen.