Voll Ast, voll Schnitt

Au man. Ich lerne es nie.
Aber der Reihe nach.
Am Ende des Gartens direkt in der linken Ecke steht ein Haselnussbusch. Habe ich vor zwei Tagen schon mal beschrieben.
Und was für einer. Ein majestätischer Buschbaum, mit dicken Ästen. Und der sollte dieses Jahr ein bischen gestutzt werden.

Wieder einmal wusste ich nicht, worauf ich mich einließ. Dabei war es nicht das erste Mal, das ich diese Arbeit ausführte. 1994 habe ich ihn schon einmal beschnitten.
Begonnen habe ich schon vor drei Wochen. Immer mal ein paar Äste. Zwei, vielleicht drei am Tag. Dabei ist der Busch so aufgebaut, dass es sowohl aus Stämmen als auch aus Ästen besteht.
Logisch.
Oder?
Sobald der Stamm gefallen ist, musste ich die Äste abschneiden.

Seit acht Tagen, also seit Donnerstag vor einer Woche, gab ich hier etwas mehr Gas, wollte ich das Ding doch bis zur Abfahrt (morgen) gestutzt haben.
Es war die Hölle.
Hatte ich 1994 noch eine Kettensäge zur Verfügung, kam ich aus irgendeinem Grund dieses Mal auf die Idee, alles mit normaler Astsäge und Astschere zu bewältigen. Warum?
Keine Ahnung.
Vielleicht weil ich dachte, eine Kettensäge nicht auch noch kaufen zu wollen.
Alle zwei Tage lagen so viele Äste herum, dass ich häckseln musste. Aus Bergen an Ästen wurden Haufen aus Häckselzeug – Baumschnipsel und Laubmulch. Es roch großartig.
Dabei merkte ich allerdings nicht, dass ich immer müder wurde. Heute Morgen fielen die letzten Stämme. Ich schaffte es kaum noch, vor lauter Muskelkater, die Säge zu bewegen.

Vielleicht habe ich mir auch etwas gezerrt. Dafür aber habe ich mein Ziel erreicht.
Der Busch ist bezwungen. Vorerst zumindest. Das ist natürlich viel zu martialisch ausgedrückt, denn nun wird er sich von untern heraus wieder neu entwickeln. Er wird im Frühjahr ausschlagen, in der Breite, dabei Sichtschutz sein, ohne die Sonne abzuhalten.
Ich bin gespannt, ob ich in 25 Jahren erneut versuchen werde, ihn zu beschneiden. Dann wäre ich 75.
Ich glaube nicht wirklich daran. Irgendwann werde ich sicher mal einsehen, dass es angenehmere Dinge gibt, als diese Arbeiten selbst auszuführen.
Aber ich will nichts versprechen. Am Ende jedenfalls lagen ca. 50 Stämme auf dem Boden, die ich jetzt nach und nach verwerten werde, wahrscheinlich als Wegbegrenzer. Das Häckselzeug ist jedenfalls wertvoll und wird auf den Beeten enden. Und wahrscheinlich auf den Naturwegen. Schließlich habe ich genug davon.

Jetzt jedenfalls genieße ich die Weite des Grundstücks.
Es sind die letzten Spätsommertage.
Wenn ich das nächste Mal herkomme, Anfang Oktober, wird es anders sein.
Herbst.
Ist auch schön.
Ein bisschen jedoch habe ich mich heute schon darauf eingestellt. Die Sonnensegel habe ich abgespannt. Ab jetzt zählt jeder Sonnenstrahl. Da kann ich es mir nicht leisten, irgendeinen Strahl abzuwehren.
Die Saison hier wird noch einen Monat dauern. Dann ist es vorbei.

Mal sehen, wie der Corona-Herbst wird. Und der Winter.
Ich hoffe nicht zu düster.
Auf keine Weise übrigens.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.