Voll warm? Ziemlich kalt.

Ich habe es wirklich gewagt.
Die letzten beiden Tage habe ich in Gräbendorf in unserer Datsche verbracht. Im Februar. Also mitten im kalendarischen Winter. So früh bin ich noch nie draußen gewesen, um zu übernachten.
Dienstag früh bin ich gefahren, erst mit der S-Bahn nach Königs Wusterhausen, dann mit den Rad die letzten 12 Kilometer. Ich war sehr früh da, schon gegen neun. Und es war bitterkalt, auch wenn die Sonne mit dem Frühnebel kämpfte.

In der Hütte herrschte Chaos. Der Wassereinbruch in der Küche war unschön, auch hatte ich es versäumt, die Möbel nach meinem letzten Besuch hier wieder abzudecken. Eine Stunde putzte ich also erst einmal, um das Gröbste zu beseitigen. Alles mit wenig Wasser, denn ich wagte es noch nicht, das Wasser anzustellen. Ich hatte im Oktober 20 Liter abgefüllt, das musste für meinen kurzen Aufenthalt hier reichen. Es war letztlich auch kein Problem, wenn man etwas achtgibt und sparsam haushaltet.

Der erste Tag war also mit Putzen angefüllt, auch mit dem Errichten einer Teilwand, um einen Raum zu schaffen, der sich leichter heizen lässt. Vier Quadratmeter groß, das sollte reichen. Zu diesem Zweck habe ich eine Infrarot-Heizung gekauft. Und ich war gespannt, wie sie funktionieren würde.
Letztlich war es nicht so erfolgreich, wie ich erhofft hatte. Die Heizung ist eher ein guter Frostwächter. Aber vielleicht reicht sie trotzdem in der Übergangszeit. Und die hat ja noch nicht einmal angefangen.

Es wurde an diesem Tag noch ziemlich warm. Das Problem aber ist, dass die Tage um diese Zeit noch unglaublich kurz sind. Gegen halb sechs geht die Sonne unter, dann wird es still auf einem Grundstück mitten im Wald. Auch sanken die Temperaturen danach empfindlich. Es war herausfordernd. Besonders nachts übrigens, aber ein Schlafsack und zwei Wolldecken fingen die Kälte recht gut auf.
Witzig war aber der Morgen, bei ca. sechs Grad Außentemperatur. Ich glaube, dass der Boden, eine Woche vorher noch tiefgefroren, viel Kälte abgibt. Erst gegen zehn wurde es allmählich erträglich, so dass ich beginnen konnte zu überlegen, was ich an diesem Tag machen wollte. Ich entschied mich für eine kleine Radtour, erst in Richtung Prieros, dann weiter den Dahmeradweg nach Dolgenbrodt, Bindow und schließlich in einer Schleife nach Gussow, wo ich eine halbe Stunde an der Dahme saß. Ich komme manchmal her, es ist friedlich. Die Sonne schien, es war recht warm. Ich konnte sogar beobachten, wie die Wildgänse wieder in unseren Gefilden ankamen.

Ich weiß nicht, ob ich hier nochmal so früh übernachten werde. Mir kam es am Ende doch als zu früh vor, aber der Drang, nach vier Monaten in der Wohnung einmal etwas anderes zu sehen, war doch größer als die Vernunft. Ich bereue es nicht, denn der kurze Aufenthalt tat mir gut.
Es ist viel zu tun in diesem Jahr. In einigen Wochen wird das Dach teilweise ersetzt und komplett neu gedeckt, außerdem muss ich mindestens zwei Wände ersetzen. So ist das eben mit einer Holzhütte im Wald, wahrscheinlich hört das Renovieren niemals auf. Dieses Jahr aber ist es wichtiger denn je, bevor das ganze Haus Schaden nimmt. Auf einen Neubau habe ich nämlich keine Lust. Und verboten ist es wahrscheinlich auch, obwohl man das nicht weiß. Der Witz ist, dass man besser nicht fragt. Denn wer fragt, bekommt eine Antwort, fast sicher eine, die ich nicht hören will. Die Datsche wird toleriert. Und dabei muss ich es zurzeit belassen.

Jedenfalls war es erhebend, mich wieder auf dem Grundstück aufhalten zu können. Die Natur ist noch nicht wieder erwacht, sie kämpft noch damit, die Wintermüdigkeit aus den Ästen zu schütteln. Der Rasen, den ich im Oktober noch gesät habe, ist jedenfalls in Teilen aufgegangen. Wie ich finde aber nicht genug, etliche kahle Stellen gibt es noch, aber vielleicht keimt er doch noch.
Ich weiß noch nicht, wie es dieses Jahr werden wird. Natürlich bin ich virusmüde, wer ist das nicht. Es ändert aber nichts an der Situation. Doch schauen wir positiv auf das Jahr, das uns nun bevorsteht. Laut Impfkalkulator bin ich ab März mit einer Impfung an der Reihe. Ab nächste Woche also kann der Brief im Briefkasten sein, der mich auffordert, einen Termin zu machen. Eigentlich ist das doch ein Zeichen der Hoffnung.
Finde ich zumindest.
Mal sehen.
Jetzt geht es erst einmal in die nächste Runde der Lockdownverlängerung.
Alles andere werden wir sehen.