Voll emsig
Lange nicht geschrieben, also fasse ich kurz zusammen.
Am Mittwoch (22.04.) bin ich also die 45 KM nach Gräbendorf geradelt. Schwer bepackt, mit fünf KG Rasensamen und Lebensmitteln für drei Tage war es kein Zuckerschlecken. Ich habe problemlos durchgehalten, bis auf zwei Pausen zum Akkuwechsel der GoPro bin ich durchgeradelt. Es war nicht so anstrengend, wie ich dachte. Die kleineren Touren der letzten Wochen haben mich einigermaßen vorbereitet.
Der Schock jedoch bei der Ankunft im Garten war allerdings recht groß. Verwahrlosung überall. Entweder wucherte das Unkraut oder der Rasen war vertrocknet. Zu allem Überfluss hatte es Anfang März noch eine längere Frostperiode gegeben, die meinem Feigenbaum ziemlich zugesetzt hat. Ich sah nur vertrocknete Knospen. Ich hoffe, dass er sich erholt. Die Oleander-Büsche haben es gar nicht geschafft. Vielleicht habe ich sie im Spätsommer nicht zeitig genug gepflanzt, so dass sie sich nicht etablieren konnten. Egal, ich probiere es weiter.
Es ist trotzdem herrlich, wieder hier zu sein. Allein aufgrund der Tatsache, dass ich meine digitale Gesundheit wieder fördern kann. Jede Minute weg vom Internet und dessen zerstörerischem Potential (und Sucht) bestehend aus düsteren Dystopien, Fake News und kranken Persönlichkeiten, die ihre Hetze dort ausbreiten, kann ich hier netzlos etwas genesen. Was nicht heißt, dass Corona nicht überall im Äther mitschwingt. InfoRadio und Deutschlandfunk senden natürlich in Dauerschleife. Es gibt praktisch kein Entrinnen. Aber das wäre auch zu viel verlangt. Es ist nun einmal das Thema, das alle Aspekte unseres Lebens berührt. Trotzdem ist es angenehmer, weil die Informationen besser recherchiert scheinen und auf gewisse Weise verdaulicher sind. Selbst im Vergleich zu ZON, SPON oder Tagesspiegel Online. Was noch besser ist, ist die Tatsache, dass man sich wesentlich mehr auf Deutschland und Europa konzentriert und nicht jeden Wortschwall aus USA oder GB wiedergibt.
Aber ich schweife wieder ab. Es soll ja in diesen Tagen eher ein Garten-Blog mit Corona-Gedanken sein.
Ich machte mich also sofort daran, die Dinge zu tun, die Ende April in einer Datsche notwendig sind. Sprich: Wasser anstellen (und hoffen, dass die Leitungen nicht geplatzt sind, so wie im letzten Jahr). Siehe da, alles war in Ordnung. Wenigstens darauf ist Verlass. Dann baute ich die abnehmbare Terrasse hinter dem Haus wieder auf. Ich muss der einzige Mensch auf der Welt sein, der so etwas aus dünnen Schalbrettern, also qualitativ bedenklichem Holz, baut. Ich dachte mir vor drei Jahren, dass ich es so konstruieren kann, dass ich die Terrasse im Herbst einfach abbaue und in den Schuppen staple. Das geht auch, ist aber aufwändig. Zumal sich der Boden jedes Jahr verändert und ich die Brette rimmer wieder ausrichten muss. Zwei Stunden habe ich dafür gebraucht. Wenn aber erst einmal die Gartenmöbel (ebenfalls aus Schalbrettern) und die Strandliege (woraus die wohl gemacht sein wird) auf den gewohnten Plätzen stehen, ist alles in Ordnung. Es war sogar warm genug, um sich eine halbe Stunde ausruhen zu können. Lange hielt es allerdings nicht aus. Offensichtlich war ich nun derartig im Schaffensrausch, dass ich weitermachen musste. Ich kenne das. Eigentlich ist der Körper vollkommen am Ende, trotzdem kann ich nicht stillsitzen. Ist manchmal nervig.
Ich putzte das ganze Haus. Essigreiniger, Besen, Staubsauger. Denn eine Mäusefamilie hatte im Winter sichtbare Spuren hinterlassen. Entweder sind es Waldameisen, die hier unbedingt einziehen wollen, oder eben Mäuse. Unterschiedlichster Natur übrigens, denn die Kötel unterscheiden sich. Wenn das so weitergeht, muss ich mal mit rabiateren Methoden arbeiten.
Gegen 18 Uhr dann war der Ofen aber aus. Und zwar so vollständig, dass es mir schwerfiel, eine einfache Mahlzeit zuzubereiten. Ich setzte mich nur vor das Netbook (ein altertümliches Gerät, das es kaum noch in freier Wildbahn gibt) und sah mir ein paar Folgen einer britischen Kriminalserie an. Ans Lesen war nicht mehr zu denken. Ans Schreiben schon gar nicht.
Am nächsten Tag ging es so weiter. Ich hatte eine Ladung Erde und Beton beim lokalen Baumarkt bestellt, teuer und zuverlässig. Das wurde auch prompt um neun geliefert. Bevor ich mich an das Verstauen machte, harkte ich den Garten durch. Im Angesicht der Tatsache, dass 800 Quadratmeter beackert werden mussten, eine ziemliche Leistung, zumal ich mich auch um das gröbste Unkraut kümmerte. Den Rasen kann ich aufgrund der Trockenheit wohl wieder einmal vergessen. Aber um das Blumenbeet für Insekten und meine Kräuterbeete kämpfe ich noch. Gerade Kräuter scheinen hier gut zu gedeihen. Auch der Wein sprießt schon. Unzerstörbare Pflanzen.
Da ich nun mit 30 Säcken Blumenerde ausgestattet war, konnte ich die Verteilung derselben beginnen. Ein neues Beet war schnell zugesägt und verankert, die Setzlinge vom Balkon in Berlin eingepflanzt.
Ich könnte jetzt sagen, dass der Tag so dahingeplätschert ist, weil ich nicht mehr so genau weiß, was ich sonst noch getan habe, aber um 17 Uhr war mein Akku wieder leer. Es ist dann wirklich so, dass ich mich nicht mehr rühren kann. Rücken, Muskeln, Sehnen schreien alle nach Stillstand. Und am zweiten Tag so sehr, dass ich es nicht überhören oder ignorieren konnte wie am Tag zuvor.
Pause.
Jetzt.
Und diesem Wunsch kam ich auch nach.
Gestern also (27.04.) musste ich doch mal einkaufen gehen, auch weil der Wein zur Neige gegangen ist. Ein unvorstellbarer Horrorgedanke. In Bestensee beim Discounter sah ich jede Menge Gesichtsschutzmasken. Leider kommt man sich in den Gängen viel zu nahe, was der Enge des Geschäfts geschuldet ist. Schwer beladen fuhr ich noch zum Baumarkt, um weitere Kräuter zu kaufen. Als ich ankam, sah ich die Schlange. Sicher hundert Meter war sie lang. Die Leute warteten im Abstand von zwei Metern auf Einlass. Ich finde das perfide, wenn man bedenkt, wie viele Menschen in Supermärkte gehen dürfen. Und wie wenige in Baumärkte. Die großen Geschäfte, wo man sich ausweichen kann, macht man zu oder reguliert sie, die kleineren lässt man machen. Logisch ist das nicht.
Ich stellte mich nicht an, sondern wendete. Kräuter kann ich das ganze Jahr über anbauen. Das hat keine Eile.
Und nun sitze ich hier. Im Bett, um halb acht Uhr morgens, und schreibe ein paar Zeilen. Ich glaube, dass es das erste Mal ist, dass ich hier in die Tasten haue. Bislang habe ich hier nur körperlich geackert. Nun also vermischen sich die Arbeitsstile.
Ist vielleicht mal Zeit dafür.
Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.