Voll turbulent

Ja, das waren die letzten Tage wirklich.
Den Montag haben Ehefrau Nina und ich damit verbracht, einen Impftermin zu buchen. Darüber habe ich lang und breit berichtet. Aber es ist noch mehr passiert.
Infotainment in Reinkultur.
Ein paar europäische Spitzenvereine (Fußball) haben versucht, eine sogenannte Superliga zu gründen, nach dem Vorbild der amerikanischen Sportligen, zum Beispiel der NFL. Das sind geschlossene Ligen ohne Auf- und Absteiger. Milliionäre unter sich sozusagen.
Die Rede war jedenfalls von Unsummen für die Vereine.
Was daraufhin geschah, war ein Shitstorm erster Güte. Das Netz schien zu explodieren. Besonders die Fans der sechs britischen Mannschaften echauffierten sich mächtig. Es war fast schon komisch, denn irgendwie scheinen sie nicht gemerkt zu haben, dass ihre Mannschaften schon vor Jahrzehnten von Oligarchen, Scheichs, Ibvestoren aufgekauft worden sind. Diese Heilsbringer haben teilweise Milliarden in diese Vereine gesteckt. Und das war bis vorgestern immer gut genug, denn diese Milliarden haben Titel garantiert. Jetzt aber, da diese Investoren eigene Wege gehen wollten, stand plötzlich die ganze Gesellschaft auf dem Spiel. Als wenn diese Entwicklung nicht die logische Folge aus den letzten Jahrzehnten gewesen wäre. Eine deutsche Mannschaft war leider nicht dabei, eigentlich gäbe es auch nur eine. Bayern eben. Es hätte mich tatsächlich gefreut, dieses Team endlich loszuwerden, nicht, weil ich es nicht mag, sondern weil seit neun Jahren niemand anderes mehr Meister wird.
Abgesehen davon war die Angelegeneheit trotzdem unglaublich unterhaltsam, fast wie zu besten Brexit-Zeiten. Infotainment aus der Nachrichtenbox.

Aber das war noch nicht alles.
In Deutschland kürte gestern die „Christliche“ Union ihren Kanzlerkandidaten. Und hier verlor endlich mal ein Bayer. Der aufrechte Söder zog gegen den stählernen Armin nach zähem Kampf den kürzeren (wer Sarkasmus findet, darf ihn behalten). Ich hätte es nicht gedacht. Am Tag zuvor einigten sich die beiden Grünen übrigens darauf, dass Annalena Baerbock Kanzler-Kandidatin werden sollte. Robert Habeck hatte still nachgegeben, zwei Erwachsene haben sich geeinigt. Bei der Union allerdings herrschte Krieg bis zum Schluss. Ich konnte nur amüsiert zuschauen.
Vielleicht hatten sie gedacht, dass wirklich der nächste Kanzler aus der Union kommen würde. Aber heute sieht es nicht mehr danach aus. Die CDU steht bei 21% in den Umfragen (-8), die Grünen bei 28 % (!, vorher ca. 22%). Ich weiß, es ist noch lange hin bis zu den Wahlen im September, aber irgendwie herrscht Wechselstimmung im Lande. Nach Jahrzehnten konservativer Führung, und ja, ich rechne auch die sozialdemokratischen Seeheimer mit dazu, könnten wir nach Willy Brandt endlich mal eine liberale grüne Kanzlerin bekommen, die dieses Land in die Zukunft führen könnte. Wie gesagt, noch ist Demut angesagt. Es ist noch lange hin.
Das Schöne aber war, dass Corona vollkommen in den Hintergrund getreten ist. Ein paar Tage Aufschub. Etwas Abwechslung.
Man könnte trotzdem schon mit Hoffnung in die nähere Zukunft schauen. Aber das wage ich noch nicht.
In der aller nächsten Zukunft allerdings steht mir heute mein jährlicher Besuch beim Urologen bevor, kein Wunder also, dass ich über Zukunft nicht reden will. Aber das geht vorbei.
So wie alles im Leben.