Voll kalt

Meine Güte, so eine Kälte.
Tatsächlich hat es uns erwischt, die erste Winterperiode seit Jahren. Ich rede von deutlich unter -10 Grad nachts und auch tagsüber Temperaturen weit unterhalb des Gefrierpunktes. Es hat sich in den letzten Tagen angedeutet, ein Kälteklops arktischen Ursprungs war unterwegs, nun hat er sich festgesetzt. 

Friedensplatz Berlin im Winter

Das merke ich übrigens mit jeder Pore, denn die trockene Heizungsluft bekommt niemandem in der Wohnung. Am schlimmsten geht es unserer Katze Lilly, die Atemprobleme hat (fast fehlende Nase, züchtungsbedingt), aber auch Ehefrau Nina kämpft mit dem Trigeminus-Nerv, der keinen Anstand kennt und sich gerne reizen lässt. Diese sensible Sau, wenn ich das mal sagen darf. Auch wenn in der Wohnung angenehme 21 Grad herrschen, ist die Kälte überall immanent. Schon das Öffnen eines Fensters führt zu einem eisigen Hauch, dem man kaum entrinnen kann.

Aber die Kälte hat auch etwas Beruhigendes. Ich war gestern spazieren. Ich finde, dass es etwas für sich hat, die Luft auf der Haut spüren zu können. Sie zeckte gestern. Es tat nicht weh, war aber energetisierend. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir so etwas in den letzten Jahren in Berlin erlebt haben. Dazu kommt noch, dass es schneit. Und daran kann ich mich in dieser Form ebenfalls kaum erinnern. Alles ist weiß, zentimeterhoch liegt das weiße Zeug. Und es hört nicht auf, vom Himmel zu fallen. Ein richtiger Winter eben. Und das in den Zeiten der globalen Erwärmung.

Schneebedeckter Balkon

Eigenartig, dass es uns so vorkommt, denn in unseren Breitengraden ist das eigentlich normal. Oder war es zumindest, bis vor einigen Jahren. Trotz der Kälte, die ein paar Wochen anhalten kann, wird der Winter als insgesamt zu warm in die Annalen eingehen.
Was mich allerdings wirklich beunruhigt, ist der Zustand meiner Pflanzen in der Gräbendorfer Datsche. Ich habe vor einigen Jahren einen Feigenbaum ausgepflanzt, den ich als Steckling aus Griechenland mitgebracht hatte. Der hat sich ziemlich gut entwickelt, auch wenn ihm das Klima dort nicht vollends passte. Ich rechne damit, dass er diese strenge Kälteperiode nicht überstehen wird. Und das tut mir ein bisschen weh. Allerdings muss ich sagen, dass es ein Experiment gewesen ist. Jedes Jahr habe ich damit gerechnet, dass so etwas geschehen kann.
Das Gleiche gilt übrigens auch für den Oleander, der nun mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit erfrieren wird.
Der einzige Lichtblick: Vom Feigenbaum habe ich zwei Stecklinge abgeschnitten und bereits im November eingepflanzt. Das fehlende Licht im Winter hat die Pflanzen nicht daran gehindert zu wurzeln. Sie tragen bereits kleine Blätter, es geht ihnen prächtig. Ob nun so oder so, die Feige wird überleben. Entweder als Pflanze, die der Kälte im Garten trotzt, oder als Steckling, der dann im Frühling im Garten austreiben darf.
Beim Oleander ist es übrigens ähnlich, die beiden Mutterpflanzen stehen gerade bei mir im Büro, um sie vor der Kälte auf dem Balkon zu schützen. Auch hier werde ich bald Stecklinge abnehmen. Der Oleander ist an sich genügsam. Schade ist es trotzdem, dass er in Gräbendorf eingehen wird, was fast 100%ig sicher ist. Verträgt eine Feigenpflanze noch etwas Frost, auch in dem Bereich, in dem wir uns jetzt befinden (wie lange solche Perioden dauern dürfen, weiß ich allerdings nicht), geht der Oleander bei Minus Fünf Grad fast sicher ein.
Es ist, wie es ist.
Sorgen macht mir auch das undichte Dach der Datsche. Aber das ist meine eigene Schuld, das ignoriere ich seit ein paar Jahren schon. Dieses Jahr aber wird es gemacht. Komme, was wolle.

Um noch einen kurzen Schwenk zu Corona hinzubekommen: Die Kälte hat vielleicht auch etwas Gutes. Leute sind noch seltener als sonst draußen unterwegs. Vielleicht führt das also zu noch weniger Kontakten. Die Zahlen sinken permanent, nun hoffen wir alle darauf, dass die Impfstoffproduktion weiter angeheizt wird.
Die Kanzlerin hat versprochen, jedem Erwachsenen, der will, eine Impfung bis September anzubieten.
Hoffen wir, dass sie Wort hält. Sie wird sich daran messen lassen müssen.