Voll viele Tote

Und wieder ist ein Jumbo abgestürzt.
Gestern hat es sich ereignet. Die Bilanz: über 500 Tote.
Der Grund lag in einem Antriebsschaden, der übrigens nicht überraschend kam. Denn die Fehler sind bekannt. Auch bekannt ist, dass diese Art von Flugzeug nicht für diese weiten Strecken gemacht ist. Doch das hat besonders die Fluggesellschaften bislang nicht davon abgehalten, die Flugzeuge trotzdem einzusetzen.
Seit Tagen übrigens ist es immer das gleiche Bild: Denn jeden Tag stürzt eine Maschine dieser Bauart ab. Und die Bilder gleichen sich, denn die Gründe sind immer dieselben. Was nicht heißt, dass man etwas ändert.

Klar, man hat die Passagiere aufgefordert, vielleicht doch gar nicht erst in die Maschinen einzusteigen. Oder wenn man einsteigt, vielleicht doch einen Falschschirm anzuziehen, natürlich freiwillig und auf eigene Kosten. Das ist schließlich kein Kommunismus hier.
Die Fluggesellschaften hätte letztlich generell auf sämtliche Flüge verzichten können, allerdings hätte man dann Geld verloren. Und wie soll man den Aktionären ihre Dividenden bezahlen? Also wird geflogen. Denn das ist auch nicht verboten.
Das wäre auch noch schöner.‘
It’s the economy, stupid.

Und die Passagiere?
Viele fliegen wirklich mit. Eine Menge Leute vermuten sowieso, dass diese Abstürze gar nicht stattfinden, dass das alles nur eine Zeitungsente ist, die sich einige Boulevard-Blätter ausgedacht haben und auf die ein paar seriöse Zeitungen der Lügenpresse aufgesprungen sind. Schließlich kennt man ja niemanden, der jemanden bei einem Absturz verloren hat. Wer weiß also, ob das alles wirklich stimmt. Da das ein wichtiges Thema ist, hat sich auch schon eine Gruppe gebildet, die sich alle paar Wochen irgendwo trifft, um für freies Fliegen zu demonstrieren. Zu diesen Orten müssen diese Leute auch fliegen, was sie auch ohne zu zögern machen. Dass schon einige von ihnen durch Abstürze ums Leben gekommen sind, stört sie nicht. Das ist auch ein bisschen Lebensrisiko und hat nichts damit zutun, dass die Flugzeuge defekt waren. Alles reiner Zufall. Schließlich will man ja auch jetzt leben und nicht erst in 50 Jahren, wenn es zu Ende geht. Oder so ähnlich.

Ärgerlich ist das Ganze auch für die Leute, die diesen Wahnsinn erkennen und nicht fliegen. Denn die Betten auf Intensivstationen sind voll mit Leuten, die sich mehr oder weniger schwere Verletzungen bei den Abstürzen zugezogen haben. Und wenn diese, wir wollen sie mal die Vernünftigen nennen, einen Unfall im Haushalt haben, ist eben kein Bett mehr im Krankenhaus frei. Da kann man nichts machen. Das konnte man vorher nicht ahnen.

Von der Politik kommen aber wenigstens gute Vorschläge. Hat man schon mal an den Einsatz von Fallschirmen gedacht? Wenn nicht, wäre das doch ein Vorschlag zur Güte. Bevor man sich ungespitzt in den Boden rammt. Mehr kann die Politik leider nicht machen, denn Fluggesellschaften gehören zu den existenziellen Industrien dieses Landes, die kann man weder schließen noch sie zu irgendetwas zwingen. Schließlich leben wir nicht im Sozialismus, sondern sind eine freie und offene Gesellschaft. Und in der hat eben jeder auch Verantwortung und kann sich dazu entschließen, gar nicht erst zu fliegen. Freiwillig natürlich. Man darf es ihm aber auch nicht verwehren, denn dann würde man ja Menschen ihre Freiheit nehmen. Freiheit zu fliegen und abzustürzen. Wie gesagt, das kann jeder selbst entscheiden. Und nochmal, jeder kann ja einen Fallschirm tragen. Vielleicht sollte man das sogar Mal zur Pflicht machen. Einig ist man sich diesbezüglich jedoch noch lange nicht.
Betroffen aber macht das schon irgendwie. So viele Tote. Kann man denn da gar nichts unternehmen?

Wie gesagt, seit ein paar Tagen stürzt jeden Tag ein Flugzeug in Deutschland ab. In den Nachbarländern sieht es ebenso aus. Aber bei denen sind nicht mehr so viele Passagiere an Bord, seit die Regierungen die Flüge eingeschränkt haben.
In den USA hingegen fliegen seit Neuestem jeden Tag ein paar Flugzeuge in Wolkenkratzer, was jeden Tag über 3000 Tote fordert. Es ist aber nicht so dreckig wie am 11. September 2001. Alles läuft ein bisschen gesitteter ab, gestorben wird aber trotzdem. Kein Grund zur Aufregung, denn es sind keine Muslime involviert. Das wäre dann wirklich schäbig und auch gerne mal einen Krieg wert. So aber steuern amerikanische Piloten in amerikanischen Stahl. Oder kommt der eigentlich aus China? So genau weiß man das nicht.
Jedenfalls kein Grund zur Aufregung.
So lange man diese Industrie nicht schließen muss und damit Arbeitsplätze bei Fluggesellschaften gefährdet, ist alles in Ordnung.
Denn das ist das Wichtigste: Das Leben muss ja weitergehen. Und darauf ein Eierlikörchen.