Voll Roboter-Tag

Der Tag begann ohne Saug-Roboter.
Erschallt sonst das sanfte Summen durch die goldenen Hallen des Palastes, blieb es heute Morgen stumm. Selbst die Katzen waren verwirrt, Daisy wagte sich kaum unter dem Bett hervor, Lilly hingegen verzog sich auf den Schrank, versteckte sich dort im hintersten Winkel.
Was war nur mit Robi los?
Er tat manchmal so, als ob nichts wäre. Dann aber immer der gleiche Fehler: Vier Mal piepen, mit roter Dauerleuchte. Die Bürste klemmte. Genauso wie gestern. Dabei war sie frei von Staub und Schmutz.

Seufzend startete ich den Tag damit, das gute Stück wieder auseinanderzunehmen. Und ging dabei weiter als am gestrigen Tag. Die Prozedur lief gut, auch weil mir Youtube immer neue Videos zum Thema vorschlug. Irgendwie beruhigend, dass ich nicht der Einzige war, der dieses Problem mit dem Robi hat. Wir sind auf diese Weise eine große Familie. Eufy mit Nachnamen.

Tatsächlich hatte ich am Tag zuvor einige Details übersehen. Ich legte den Roboter bis auf die Grundmauern frei, hielt irgendwann den kleinen Bürstenmotor in der Hand. Das Ding war vollkommen eingehaart. Es war nicht leicht, alles zu entfernen. Büschelweise zog ich das Zeug vom Gewinde, WD40 im Anschlag.
Viel zu schnell setzte ich danach alles wieder zusammen, auch weil ich befürchtete zu vergessen, was wohin gehört hatte. Aber am Ende sah es ziemlich gut aus.
Voller Zuversicht probierte ich den Robi aus.

Eine Minute später piepte es wieder vier Mal, die rote Leuchte leuchtete dauerhaft.
Aus mir entwich ein langer Seufzer.
Also wieder von vorne.
Mittlerweile brauchte ich kein Video mehr. Alles lief wie am Schnürchen.
Tatsächlich fand ich noch immer Haare, die sich um das Gewinde am Motor gewickelt hatten. Kaum sichtbar. Sollten diese dafür verantwortlich sein, dass das Gerät nicht mehr funktionierte?
Mit einiger Mühe entfernte ich die letzten Reste, die sich als ziemlich substanziell herausstellten. Ich frage mich, wie die ich habe übersehen können.
Wieder setzte ich das Gerät zusammen, wieder probierte ich es aus.
Die Fehlermeldung setzte erneut nach einer Minute ein.

Ich war enttäuscht. Aber ich hatte noch eine Möglichkeit. Die Bürste selbst. Denn die saß meines Erachtens zu fest. Also baute ich wieder alles auseinander, sorgte dieses Mal dafür, dass die Halterung, in der die Bürste liegt und die mit dem Motor verbunden ist, einen Millimeter weiter hinten angebracht war.
Was dabei allerdings geschah, war nicht lustig, zumindest nicht in dem Zustand der Erregung, in dem ich mich nun befand. Denn das Gewinde aus Plastik, das den Motor hielt, brach ab.
Das ist einer der Momente, in denen ich mir montypythonesque vorstellen kann, dass ein Saug-Roboter aus dem Fenster fliegen kann. Da aber der Motor samt Halterung noch von einer zweiten Schraube gehalten wird, gab ich mir weiter Mühe und setzte den Roboter endgültig zusammen, im Wissen, dass er wohl nicht mehr viele Aktionen dieser Art aushalten würde.

Ich probierte ihn aus.
Eine Minute.
Zwei Minuten.
Das Ding saugte.
Ich war beinahe euphorisch. Gesungen habe ich nicht, glaube ich. Also verließ ich das Zimmer, in dem der Robi lief, wollte mich gerade entspannt setzen.
Was jetzt kam, brauche ich sicher nicht zu beschreiben.
Natürlich.
Es piepte vier Mal.
Ich schaltete den Robi aus, setzte mich an den PC und bestellte einen neuen.
Zum Glück ist Schwarzer Freitag. Oder Schwarze Woche, denn es war ja eigentlich Dienstag. Der ja ab jetzt sicher auch Freitag ist. Ist dann auch ab Mittwoch Wochenende? Naja, das wäre mal eine Idee.

Ab Übermorgen kann ein neuer Robi wieder arbeiten. Bis dahin haben unsere Katzen die Gelegenheit, alles vollzuhaaren. Und daran arbeiten sie auch gerade fleißig. Wahrscheinlich das Einzige, woran die Viecher jemals gearbeitet haben. Vom Zerkratzen der Ledercouch einmal abgesehen.
Ich jedenfalls habe jetzt genug davon, mich als Semi-Handwerker zu betätigen.
Aber interessant war es trotzdem.
Wenn auch nicht erfolgreich.