Voll Wiggles

Ich freue mich wie ein Kind zu Weihnachten.
Vielleicht ist diese Erkenntnis auch gar nicht so weit entfernt von der Wirklichkeit.
Ich muss es wohl kurz erklären. Kommilitone und Freund Antoine aus Rennes in der Bretagne schenkte mir 2001 ein PC-Spiel mit dem Namen Wiggles. Das war damals ein bisschen eigenartig, weil ich nun wirklich nichts mit PC-Spielen anfangen konnte. Zu allem Überfluss hatte ich auch erst keinen PC, als ich aber irgendwann einen kaufte, probierte ich das Spiel irgendwann aus. Es war damals aber derartig ressourcenverschlingend, dass es schwierig war, es zu spielen. Trotzdem hatte ich einigen Spaß daran, ohne es wirklich zu verstehen.

Zur Erklärung: Bei dem Spiel geht es darum, eine Art Zwergenwelt zum Laufen zu bringen. Es ist albern, drollig. Und unglaublich schwierig. Vielleicht könnte man es als Vorläufer der heutigen Open Worlds bezeichnen, denn die Welt, in der sich die Wiggles bewegen, ist gewaltig. Diese kleinen Zwerge jedenfalls sind eigentlich nur zum Ackern auf der Welt. Aber auch, um Spaß zu haben. Jedenfalls ficken sie wie die Karnickel und pflanzen sich auch fort. Meist aber graben sie oder braten Grillpilze oder Grillhamster, später bereiten sie auch Raupensuppe und Kuchen zu. Auch wachsen ihre Bedürfnisse, während sie eine Entwicklung von einer reinen Agrarwirtschaft bis hin zu einer modernen Industrie-Gesellschaft durchlaufen. Es gibt dann Bordelle und Theater. Und Wiggles, die dort Dienste ableisten müssen. Ist ja alles kein Spaß. Sondern pure Ironie. Da sie sich fortpflanzen, sterben sie auch. Generation folgt auf Generation, mit sich jeweils entwickelnden Fähigkeiten.

Wie es aber wirklich endet, weiß ich bis heute nicht, denn ich habe es nie geschafft, es durchzuspielen. Beim ersten Mal kam eine Trennung dazwischen, womit der PC verlorenging, auf dem sich das Spiel befand. Beim zweiten Mal ging mein Laptop kaputt, damals noch mit Windows XP, für das das Spiel kreiert worden ist.

Und dann das Drama: Nach Windows XP lief es nicht mehr, weil die Windows-Formate dafür nicht geschaffen waren.

Ich weiß nicht genau, wie ich heute darauf kam, aber irgend eine Eingebung musste ich gehabt haben, um mich wieder an das Spiel zu erinnern. In jedem Fall googelte ich es und stieß zuerst auf ein Youtube-Video, mit dem man es auch unter Windows 10 zum Laufen bekommen konnte. Jetzt ahnte ich also, wie es gehen könnte, aber ich hatte das Spiel nicht mehr, ist mir doch die CR-ROM (kleine silberne Scheiben, die man mal auf einem PC abspielen konnte, Anmerkung der Redaktion, für Menschen jüngeren Datums) irgendwann zerbrochen.
Wieder aber googelte ich und fand tatsächlich einen Ort, wo ich das Spiel herunterladen konnte. Vollkommen legal übrigens, also kein Filesharing oder sonstiger Unfug. Es ist auch so, dass es die Firma, die Wiggles damals entwickelt hat, nicht mehr gibt. Sie hat kurz nach Fertigstellung des Spiels aufgehört zu existieren. Wer weiß warum. Vielleicht weil es ihrer Zeit so weit voraus war. Immerhin muss es so manchen PC in die Knie gezwungen haben.

In jedem Fall habe ich heute Morgen keine 20 Minuten gebraucht, um es zum Laufen zu bekommen. Es ging wirklich. Was mich überraschte, war die Tatsache, dass ich noch ungefähr wusste, wie es funktioniert. Es scheint also doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Mehr als eine halbe Stunde habe ich damit heute trotzdem nicht zugebracht. Naja, vielleicht waren es auch 60 Minuten. Oder 90. Wer weiß das schon? Der Wuselfaktor ist jedenfalls enorm, der Spielspaß ebenfalls.
Auf jeden Fall weiß ich jetzt, was ich zwischen den Feiertagen machen kann.

Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr ich mich heute darüber gefreut habe. Es ist eine derartig simple und lustige Art, seine Zeit zu verbringen, dass es eine echte Freude ist.
Mal sehen, ob ich es also dieses Mal schaffe. Der PC ist jedenfalls wesentlich besser geeignet, mit dem Spiel zurechtzukommen.
In jedem Fall läuft es.
Und jetzt lasst mich in Ruhe, ich habe zu tun.
Die Wiggles warten auf Anweisungen.