Voll Terrasse, voll fertig

Und das in vielerlei Hinsicht.
Noch am Morgen habe ich den letzten Anstrich vorgenommen. Dann, zwei Stunden später, nach Beginn eines neuen kleinen Projektes (ein Schreibtisch) konnte ich damit anfangen, die dicken Bohlen nach vorne zu tragen. Erst einmal nur zehn, denn die anderen trockneten noch vor sich hin. Ich stellte mal wieder fest, dass diese Dielen einiges wiegen. Keine Ahnung wie viel, aber ich spüre es noch heute überall.

Was sich als schwieriger als geplant herausstellte, war das Herausreißen der alten Terrasse. Auch wenn die ganz schön morsch und vertrocknet war, mussten doch sicher 300 rostige Schrauben gelöst werden. Gar nicht einfach, denn einige bewegten sich nicht mehr. Andere drehten durch, ohne aber die Bretter freizugeben. Am Ende aber half immer rohe Gewalt. Schließlich lag das Zeug seit siebzehn Jahren draußen, war der Witterung ausgesetzt, so dass die Struktur des Holzes nicht mehr sehr fest war. Trotzdem kostete mich die Angelegenheit mehr Kraft, als ich mir eingestehen wollte.
Nun aber konnte ich damit beginnen, die neuen Bretter zu verlegen. Erst allerdings musste ich die Rahmenbretter ausrichten. Die waren noch in Ordnung, sie hatte ich vor drei Jahren schon einmal ersetzt. Lange Geschichte. Im sandigen Boden ist es nicht so problematisch, diese Rahmenbretter auf Unterlegsteinen gerade zu platzieren. Zumindest einigermaßen.
Zuerst dann platzierte ich je eine Diele an den Enden der Rahmenbretter, um das ganze System zu fixieren. Die eigentliche Arbeit begann aber erst jetzt. Denn die restlichen 15 Bretter mussten nun verlegt werden. Um zu sehen, ob das auch alles passte, legte ich sie alle erst einmal auf die Konstruktion. Und bekam den ersten Eindruck, wie das Gebilde mal aussehen würde. Also eigentlich sah es hinterher genauso aus, wie jetzt. Denn alles, was noch fehlte, waren die Schrauben, die die Bretter genau so befestigen würden.
Ich habe zum Glück immer keine Ahnung, worauf ich mich bei solchen Arbeiten einlasse. Besonders an den Rändern bohrte ich die Löcher vor, befestigte dann erst einmal alle Dielen an den äußeren Rahmenbrettern. Schon zu diesem Zeitpunkt ging mir das erste Mal die Puste aus. Vielleicht kein Wunder, war es doch schon Nachmittag. Den Tag hatte ich um acht Uhr begonnen. Jetzt, um 16 Uhr, nach ungewohnt körperlicher Arbeit, wollte mein weindurchsogener Kadaver nicht mehr so richtig. Aber ich wollte fertig werden. Schraube um Schraube, alle 6 Zentimeter lang, zogen sich im Holz fest. Um 18 Uhr dann war alles fertig. Die neue Terrasse glänzte in der Abendsonne. So wird das Ding nie wieder aussehen, denn ab jetzt werden die Naturgewalten wirken, erodieren, verblassen. Aber das ist eben so.
Ich beließ es erst einmal dabei, barfuß über das glatte Holz zu spazieren. Tolles Gefühl. Ich hoffte natürlich, keine Stelle übersehen zu haben, Splitter im Fuß sind alles andere als prickelnd. Aber ich blieb unverletzt.
Ein schönes Stück Arbeit, aber auch ein schönes Resultat. Auch die Tatsache, dass der Farbton nicht ganz einheitlich ist, kann mich nicht erschrecken. Ich habe dafür gesorgt, dass ich ein dunkles neben ein helles Brett gelegt habe, somit habe ich noch einen Effekt, der schwer zu beschreiben ist. Unabsichtlich absichtliche Design-Variante sozusagen.

Nun gilt es natürlich, diese Terrasse irgendwann zu füllen. Ich habe schon eine Idee für die Lounge-Möbel. Einfache Konstruktionen, die aber unter den wehenden Sonnensegeln ein südländisches Ambiente schaffen werden. Und das war immer die Idee dahinter. Willkommen auf den Kykladen. Dank der Coté Sûd, dem französischen Design-Magazin, das hinter den meisten Projekten hier steht. Nur ein Pool ist noch nicht geplant.

Meine Zeit geht so langsam dem Ende entgegen. Wirklich ausgenutzt habe ich die 13 Tage nicht, meistens habe ich ziemlich geschuftet. Dieses Mal aber ist das Ergebnis derartig sichtbar, dass ich der Auffassung bin, dass es sich gelohnt hat. Ist immer wichtig. Noch werde ich einige Tage mit der Renovierung und Gestaltung des Hauses verbringen müssen, bevor ich einigermaßen zufrieden sein werde. Aber das ist eher eine Aussicht für die nächsten Jahre. Immerhin bin ich schon seit 2016 dabei. Nun, da der Garten nicht mehr so viel Aufmerksamkeit verlangt, darf ich mich also diesen Dingen zuwenden.
Ich kann mich nicht beschweren. Ich habe es mir ausgesucht.
Wie besser die Corona-Zeit als reiselose Zeit ausnutzen, um das eigene Paradies zu erschaffen, das denen, zu denen ich sonst reise, in mancherlei Weise ähnelt?
Alles kein Zufall.
Gerade jetzt sitze ich auf der anderen Terrasse, schaue auf eine Wildwiese, in der Vögel nisten und Insekten summen. Manchmal kommen Rehe vorbei, kleinere Raubvögel ziehen oft am Himmel ihre Kreise.
Man kann es wirklich schlechter treffen.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.

Unglaublich, wir können bald eine Artischocke ernten.