Voll weihnachtsfrei

Jetzt ist es amtlich: Weihnachten fällt quasi aus.
Ich meine, wir wussten es eigentlich seit Wochen, aber heute hat meine Schwester ihre Flüge umbuchen müssen. Vielleicht sind sie ausgefallen, im Grunde aber ist es egal. Denn sie lebt in der Schweiz. Und die ist Risikogebiet. Und das zieht bei einer Einreise eine 10-tägige Quarantäne nach sich. Was bleibt also von einem Urlaub, in dem man von zwei Wochen zehn Tage irgendwo in einem Hotelzimmer verbringen muss?
Nichts.

Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, dass sie nicht bei uns zu Weihnachten übernachtet. Das erste Mal, dass wir nicht zusammen feiern. Es war immer anders, manchmal waren wir am 24.12. zusammen, manchmal ist sie mit Dr. Endri (auch Lebensgefährte) nach Ludwigsfelde (das gibt es wirklich) in Brandenburg zu meinem Bruder gefahren. Zusammen waren wir Geschwister aber fast immer am zweiten Weihnachtsfeiertag entweder in Berlin oder Brandenburg.

Das fällt dieses Jahr aus.

Und auch sonst wird es sicher ein trauriges Fest. Einsam eben.
Aber ich möchte es irgendwie positiv sehen. Die Kunst wird sein, etwas richtig Schönes zu organisieren. Vielleicht auch andere einzubeziehen, was dieses Jahr eben nur digital funktioniert. Mal sehen, ob mir etwas einfällt. In jedem Fall brauchen wir etwas albernere Dekoration, Weihnachtsmann-Hüte, rote Nasen, so etwas in der Art. Vielleicht auch Knallbonbons nach britischer Art. Obwohl mich in letzter Zeit alles Britische ungemein nervt.
Aber dazu morgen (oder übermorgen) mehr. Das wird gerade etwas interessanter.

Jedenfalls müssen wir die Feste im Augenblick feiern, wie sie fallen. Das heißt, wir müssen auch mal ungewohnte Wege gehen. So wie wir am Samstag. Bruder Alex und Nichte Felicitas kamen auf einen Döner in Tempelhof vorbei, wir trafen uns bei Balli, um dort zu essen. Draußen also munchten wir das fettige Zeug in der Kälte (dieser Satz sollte Grundlage eines Gedichtes sein, das ich aber garantiert nicht schreiben werde). Ich habe mich vollkommen bekleckert, weil ich meinen Halloumni-Dürüm falsch ausgepackt habe, so dass sich die Soße auf meiner alten Jacke hat verteilen können. Ein bisschen Slapstick beim türkischen Stop-and-Go-Restaurant. Es war das Wochenend-Highlight, noch vor dem Tatort am Sonntag. Was für eine Zeit, in der ich so etwas schreiben muss.
In Anbetracht der Tatsache, dass es die letzte Begegnung persönlicher Natur in den letzten Wochen gewesen ist, immerhin eine Erwähnung wert. Und ich befürchte, dass es auch für einige Zeit die Letzte gewesen sein wird, es sei denn, wir machen das zwischen den Feiertagen noch einmal.

Das ist alles so surreal.
Ich möchte eigentlich nicht mehr darüber nachdenken. In den nächsten Wochen werden die Lockdowns härter werden. Ich habe bereits zehn Liter Wein gekauft. Auch die Vorräte sind beinahe aufgestockt. Es sieht so aus, als ob wir uns einbunkern werden.
Von diesem Weihnachtsfest werden wir noch eine Weile berichten können.
Wird Zeit, dass das Corona-Jahr zu Ende geht.
Und hoffentlich 2021 nicht auch eines wird.