Voll winterlich

Es fällt mir immer noch schwer, statt 2020 jetzt 2021 zu schreiben. Ich könnte das für ein metaphysisches Zeichen halten, aber da es mir jedes Jahr so geht, packe ich diese Erkenntnis in die Ablage P und denke nicht weiter darüber nach.
Montag.
Die Ferien sind vorbei.
Und ich bin ziemlich erleichtert darüber. Es waren müßige Tage voller Untätigkeit, voller ungesunder und massenhafter Nahrungsaufnahme und auch etwas Langerweile. Es ist gut, dass es jetzt weitergeht.
Die Tage werden langsam wieder länger, auch wenn ich das bislang nicht merke, der Winter hat Berlin seit zwei Tagen fest im Griff, aber die gute Nachricht ist, bald ist wieder Frühling. Zehn Wochen noch, dann können wir zumindest auf ein paar warme Tage hoffen. Es ist diese Hoffnung allein, die mich antreibt. Und natürlich auch die Hoffnung, irgendwann dieses Jahr geimpft zu werden. Aber wem erzähle ich das. So denken alle halbwegs intelligenten Menschen.

Ich weiß nicht so recht, wie ich diesem neuen Jahr begegnen soll.
So wie es aussieht gar nicht. Weiter abwarten, Pläne auf später verschieben. Mitnehmen, was ich mitnehmen kann, im Sinne von Zerstreuung. Und ich kann natürlich die Zeit für ein paar Romane nutzen. Der erste davon sollte im ersten Halbjahr fertig werden. Und wenn sich die Situation nicht gebessert hat, beginne ich gleich mit dem nächsten. So habe ich es zumindest vor.
Auch freue ich mich bereits jetzt schon auf die ersten Tage auf unserem Grundstück in Gräbendorf. Aber das scheint mir wirklich so weit entfernt, dass das schon etwas sarkastisch wirkt. Wir werden sehen.

Ich hatte kurz erwähnt, dass wir einen Wintereinbruch erlebt haben.
Tatsächlich hat es geschneit. Das ist seit Jahren nicht mehr passiert, zumindest in Berlin. Gestern Morgen hat es begonnen, es fielen ziemlich dicke Flocken. Zu meinem großen Erstaunen aber blieben sie liegen. Die letzten Winter waren allesamt warm, kaum einmal gab es längere Episoden, in denen die Temperatur auch tagsüber unter null Grad fiel. Das ist jetzt anders. Zwar werden wir vom strengen Frost verschont, aber das Thermometer hat sich genau an der Umschaltstelle zwischen positiv und negativ eingependelt. Ohne sich übrigens groß zu bewegen, weder in die eine noch in die andere Richtung. Schon muss ich darüber nachdenken, meine Pflanzen vom, Balkon zu holen, die ohne Ausnahme aus mediterranen Gegenden stammen. In den letzten Jahren habe ich nichts dergleichen machen müssen. Sie alle konnten immer ungestört auf dem Balkon überwintern. Ob es dieses Jahr anders wird? Abwarten. Ich glaube noch nicht daran.
In jedem Fall werde ich den einen oder anderen Spaziergang im Schnee genießen. Wie gesagt, man muss mitnehmen, was einem geboten wird. Und das ist mal etwas anderes. Die Kälte in den Lungen spüren, das Klirren, das in der Luft liegt, hören, die lange Unterwäsche anziehen, ohne die man nicht mehr nach draußen geht. Es hat auch etwas Schönes, besonders in diesen Zeiten.
Wir müssen es jetzt nehmen, wie es kommt. Wir haben vielleicht keine Wahl zu beeinflussen, was geschieht. Aber wir haben eine Wahl, wie wir mit dem, was geschieht, umgehen. Und das geht auch positiv. Selbst bei negativen Temperaturen.
Ich jedenfalls gehe jetzt mal kurz aus dem Haus.
Carpe Diem. Besonders dann, wenn es am finstersten scheint.