Voll Yoga

Ich will diesen Beitrag nun schon seit einigen Tagen schreiben. Gemacht habe ich es aus irgendeinem Grund nicht.
Gehört das hier her?
Warum eigentlich nicht.
Ich habe schon früher Texte geschrieben, die mit einem Corona-Tagebuch wenig oder gar nichts zu tun haben. Und corona-unabhängig ist es auch nur mittelbar. Denn einen Zusammenhang könnte ich schon konstruieren. Wenn ich wollte.
Da ich es aber nicht tun muss, ist es auch egal.
Ich wusste, so denke ich, nicht genau, wie ich es formulieren sollte. Mein Rezept gegen solch eine selbst auferlegte Schreibblockade ist: hinsetzen und in die Tasten hauen. Es wird schon. Es wird schließlich immer.

Aber mal zum Thema.
Ich mache jetzt Yoga.
Seit ungefähr vier Wochen, täglich.
Das hat natürlich Gründe. Mein Rücken meldet sich seit zehn Jahren derartig regelmäßig, dass ich ihn nicht mehr ignorieren konnte. Mein Nacken ist abends oft so steif, dass ich kaum den Kopf wenden kann.
Also war es jetzt an der Zeit, etwas zu unternehmen.
Hanteltraining mache ich schon seit einigen Jahren wieder, Liegestütze, Sit ups, Pull ups, alles durch die Bank. Besser wurde mein Rücken aber nicht.
Schon vor einigen Jahren war ich einer Berliner Yoga-Lehrerin auf Youtube gefolgt (die erste, die bei der Google-Suche auftaucht). Gemacht aber habe ich all die Jahre gar nichts.

Yoga Krähe Torsten Thoms
Noch ganz schön anstrengend

Dann aber, vor einigen Wochen, habe ich mal den Schweinehund überwunden. Vielleicht war es auch mein religiöses Desinteresse, das mich bislang davon abgehalten hat, einen Sport auszuüben, der – in meinem Kopf – eine gewisse spirituelle Grundeinstellung voraussetzt. So zumindest war mein Vorurteil.
Diese Gedanken habe ich aber sehr schnell über Bord geworfen. Schon immer lautete mein Motto: Einfach anfangen und sehen, wo man ankommt. Spiritualität also konnte ich somit erst einmal zur Seite schieben.
Meine erste Trainingseinheit bestand eigentlich nur aus Stretching-Übungen für den Nacken. Zehn Minuten, die schneller vorbei waren, als ich merkte.
Am nächsten Tag dann die 20-Minuten-Version. Die machte ich fortan öfter. Zusätzlich übrigens zu einer 30-minütigen Morgen-Yoga-Session, alles noch ziemlich sanft.
So.
Und nun war ich am Haken.
Denn ich konnte in meinem Rücken spüren, dass er sich langsam entkrampfte. Starre Muskeln, seit Jahrzehnten nicht bewegt, sprengten sich ihren Weg frei. Ich schien jeden einzelnen Wirbel spüren zu können. Es knackte und krachte, dass es sicher im Nebenzimmer zu hören gewesen ist.
Natürlich war das kein Selbstläufer. Auch die Rückenschmerzen sind nicht weg. Schon gar nicht von einem Tag auf den anderen oder auch nur nach den wenigen Wochen. Trotzdem merke ich die Verbesserung.
Und meine Routinen werden gewagter.
Vor einigen Tagen nahm ich mir die „Krähe“ vor.
Natürlich schaffte ich sie nicht beim ersten Mal. Aber beim dritten Versuch, als Ehefrau Nina mir den Fehler mitteilte.
„Nach vorne, mit der Stirn weit vor“
Und da war sie dann.
Wackelig. Und alles andere als elegant. Aber ich konnte die Position irgendwie halten. Zumindest mal für eine Sekunde.
Schön, oder?
Aber das ist nur Teil eines Gesamt-Projekts, das ich noch nicht überschauen kann und das ich auch nicht überschauen will. Eines nach dem anderen, immer so viel, dass es sich gut anfühlt. Und trotzdem herausfordernd ist.

Heute, einige Wochen später, fühlt sich mein Rücken fast schon normal an. Heißt, dass ich ihn kaum wahrnehme. So sollte es doch sein, oder? Ich weiß es nicht mehr so genau, ist es doch zu lange her, als dass er mir keine Schwierigkeiten gemacht hat.
Besonders morgens nach dem Aufstehen meldet er sich allerdings immer noch. Aber der Weg ist richtig.
Auch ist dieser Sport für jemanden wie mich wie geschaffen. Von Natur aus schlank, auch mit einer gewissen Anfangskraft, trainiere ich ungern mit anderen zusammen. Hier holte mich also die Influencerin von Youtube ab, im eigenen Arbeitszimmer sozusagen. Es gab keine Ausreden mehr, zumindest keine, die selbst ich ernst nehmen konnte.
So also kam ich während der Corona-Krise zu einem neuen Sport.
Den ich übrigens besonders gerne auf der Terrasse im Garten ausübe. Einmal am Morgen kurz nach dem Aufstehen (und nach einer ersten Tasse Espresso) und am frühen Abend (vor dem Weingelage, das ich etwas einschränken möchte).
Mal sehen, wo es mich hinführt. Ich jedenfalls suche mir das Beste heraus. Das, was ich gerade brauche.
Das werde ich doch einfach mal tun dürfen.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.(neue Folgen ab Ende August)