Ein reiner Fahrtag gestern, der so lange gedauert hat, dass ich das hier erst einen Tag später schreibe.
Ich habe es gestern geschafft, den Busfahrplan nicht genau zu lesen, war um elf Uhr an der einzigen Haltestelle in Methoni und musste fast anderthalb Stunden auf den Bus warten. Um Elf fuhr einer aus Pylos ab, ich hatte mich in der Zeile vertan. Echten Einfluss auf die Reise hatte das nicht, nur das unangenehme Warten auf den Bus inmitten eines heißen Platzes mitten in der Stadt gefiel mir nicht. So kann es manchmal kommen.
Als der Bus endlich kam und mich aufnahm, fuhren wir erst einmal nach Pylos. Und dort hatten wir tatsächlich eine Stunde Aufenthalt. Ich musste wirklich darüber lachen. Es gibt allerdings wirklich schlimmere Orte, ich setzte mich wie zwei Tage zuvor in die Bar am Hafen und genoss einen griechischen Kaffee, der hier besonders gut ist.
Um 14 Uhr ging es weiter. Ohne Probleme übrigens.
Es war interessant, über Land nach Kalamata zu fahren. Die Landschaft zersiedelt sich, es wird einsamer. Ab und zu taucht ein Dorf auf, ein paar Häuser, vielleicht ein Geschäft, Bauernhöfe, Olivenhaine. Ich überlegte mir, ob ich hier wohnen könnte. Nein. Das ist die Antwort. Es muss keine Metropole wie Berlin sein, aber ein wenig Gewusel brauche ich um mich herum. Es ist wichtig zu sehen. Und vielleicht auch gesehen zu werden.

Irgendwann nachmittags fuhren wir in Kalamata ein. Erst einige Tage zuvor war ich hier ebenfalls angekommen, dieses Mal aber erreichte ich es nur, um wieder abzufahren. Einer von zwei wöchentlichen Bussen ging von hier eine Stunde später in Richtung Sparta ab. Meine nächste Etappe. Wieder Warten. Das war die Geschichte dieses Tages.
Der Bus kam pünktlich, ich bin immer wieder erstaunt, wie problemlos das Reisen mit Fahrrad in einem Bus ist. Die Griechen kennen es, sie verfrachten das Gerät immer vorsichtig und ohne Murren. Die Korsen könnten sich eine Scheibe von dieser Freundlichkeit abschneiden.
Dann, kurz vor 18 Uhr, erreichten wir Sparta. Es ist keine schöne Stadt, das sah ich sofort. Betonblöcke, modern, bröckelnd, Straßen im Schachbrettmuster. Aber dieser Ort birgt so viel Geschichte, dass ich mir vorgenommen hatte, ihn einmal zu besuchen. Hier hat sich unser Schicksal entschieden, zumindest im weiteren Sinne. Hätten die Griechen den Persern keinen Widerstand geleistet, würden wir nicht so leben, wie wir es tun.

Vom Busbahnhof radelte ich noch ein paar Kilometer in Richtung Mistras, dem Ruinendorf mit den fantastischen Kirchen, das ich dieses Mal nicht besichtigen werde. Sparta soll es dieses Mal sein.
Das Aufbauen des Zeltes dauerte dieses Mal länger, keine Ahnung warum. Es war bereits 19 Uhr, als ich endlich fertig war. Und auch wenn ich an diesem Tag wenig unternommen habe, war ich müde. Das Warten schlaucht. Und das Busfahren offensichtlich auch.
Trotzdem fuhr ich nochmals in die Stadt, um ungesundes Essen zu kaufen. Und um eine Pita zu essen, mein Abendessen. Ich war genau richtig, denn ich konnte einmal die Abendrituale einer griechischen Stadt erleben. Nicht viel anders im Vergleich zu Italien. Man flaniert, sitzt in Cafés und Bars, unterhält sich, beobachtet, wird beobachtet. Es war angenehm. Und das Zentrum hier, angelegt um einen weiten Platz herum, wirkt hübscher als die Außenbezirke, wo der Busbahnhof ist. Ansonsten sog ich nur die Atmosphäre auf. Die Leute wirkten entspannt. Sie haben wenig Geld, sicherlich Sorgen, wie alle, aber sie genießen auch die freie Zeit, wenn es sich bietet. Keine Ahnung, ob das nur Momentaufnahmen sind oder allgemeine Lebenseinstellung. Jedenfalls ist mir die Atmosphäre lieber als die teilweise Verbissenheit in Deutschland. Aber vielleicht sehe ich das auch gerade mit einer rosaroten Brille. Hinter die Kulissen kann ich ja nicht sehen.

Gegen halb neun fuhr ich zurück zum Campingplatz, fütterte dort noch ein paar Katzen, vielleicht ein Fehler, wie ich nachts merken sollte. Aber das kommt erst in den Blog am nächsten Tag. Ein guter Anfang also.
Rückblickend war es also ein anstrengender Reisetag. Witzig war auch, dass die Busfahrerin die Strecke über die Autobahn nahm, die von Kalamata aus ungefähr dreimal so lang ist wie die Route durch die Berge. Aber die hat es wirklich in sich, wie ich mich erinnern kann. Wahrscheinlich war es so schneller. Im Grunde also bin ich noch nicht aus dem Dunstkreis von Kalamata heraus, auch wenn es sich so anfühlt. Kein Wunder, ich bin auch nicht mehr am Meer. Die Berge sind spektakulär, sie türmen sich über der Ebene und der Stadt auf. Die kahlen Höhen wirkten wie spitze Zähne, die Ebene ist grün, es gibt Millionen von uralten Olivenbäumen.
Auf dem Campingplatz bin ich übrigens fast allein. Nur drei andere Parteien befinden sich darauf. Ich glaube nicht, dass es ihn noch lange geben wird, zu baufällig wirkt er auf mich. Und zu wenige Gäste finden den Weg hierher. Es ist Hauptsaison. Es ist so einsam wie Ende September.
Aber ich denke nicht, dass mich das beschäftigen wird. Wahrscheinlich bin ich nie mehr hier. Alles, was ich sehen möchte, kann man bequem an einem Tag besichtigen. Das mache ich gerade.
Aber dazu später.