Ein Regentag, zumindest teilweise.
Schon heute Morgen war der Himmel bedeckt. Es war nicht kalt, doch ich wusste, dass es bald beginnen würde. Wahrscheinlich machte ich mich deshalb sehr früh auf den Weg in die Innenstadt.
Es war kein Tag, der zu meinen besten gehörte. Keine Ahnung, woran es lag. Ich fühlte mich müde und abgespannt. Dieser Zustand dauert eigentlich schon eine längere Zeit. Vielleicht bin ich wirklich reisemüde. Das Feuer, die Welt zu entdecken, hat jedenfalls abgenommen.
Ich nahm wieder den Radweg an der Isar entlang. Das Zentrum erreichte ich eine halbe Stunde später, es ist wirklich nicht weit. Solange ich auf dem Rad saß, war alles in Ordnung. Doch als ich abstieg, merkte ich die Abgeschlagenheit. Es war kühl, meine Augen fühlten sich entzündet an, es brannte ein wenig und ich hätte mich sofort hinlegen können, wenn es ein Bett gegeben hätte. Gab es aber nicht.
Ich besichtigte ohne Motivation das Rathaus. Schlenderte durch die Fußgängerpassage. Und kam einem Drang nach, den ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Ich ging shoppen. Also zumindest Windowshopping. Langsam öffneten die Geschäfte. Und ich stürzte mich hinein in dieses oberflächliche Vergnügen.

Es war vollkommen sinnlos. Was soll ich mit dem Zeug? Mein Kleiderschrank ist voll. Berstend voll. Und doch bereitete mir diese Tätigkeit Vergnügen. Vielleicht war es der Umstand, mich in einer Großstadt aufhalten zu können. Die Menschen, das Angebot. Und die Tatsache, wieder in Deutschland zu sein.
Und doch fremdelte ich. Ich war nicht Teil dieser Welt, sie schien mir anders und feindselig. Alles war geregelt, ordentlich, sauber. Ich dagegen wirkte unordentlich, outdoor-gekleidet, unchic und ein wenig verwahrlost. Ein Alien. Ich fand mich nicht zurecht.
Schließlich kaufte ich doch noch etwas. Eine leichte Sporthose für Yoga, die mir in den nächsten kalten Nächten auch als Wärmequelle dienen wird. Immerhin etwas.

Danach schlenderte ich weiter durch die Stadt. Stachus, Theater, Frauenkirche. Alles eher zufällig gefunden. Und dann begann es zu regnen. Erst leicht, dann heftiger. Ich weiß nicht, was ich mir gedacht hatte. Ich war mit Rad hier. Und es würde nicht aufhören. Aber das alles wollte mir keine Sorgen bereiten. Keine Lust darauf. Stattdessen hörte ich mein Hörbuch. Erfrischende Sprache. Ich blieb lange, wenn man bedenkt, dass ich bereits um neun Uhr angekommen war. Immerhin sechs Stunden. Aber was ich genau gesehen habe, kann ich nicht genau sagen. Die Fußgängerzone war inzwischen vollkommen gefüllt. Viel zu viele Menschen.
Ich weiß auch nicht, was ich suchte.

Den Viktualienmarkt entdeckte ich auch noch. Im Grunde nur ein paar Stände und Shops. Und sehr teure Lebensmittel. Kirschen wurden zum Beispiel angeboten, und zwar zu Preisen zu 100 Gramm. Es ist faszinierend, wie weit Täuschungen gehen. Feigen, 1,50 Euro pro Stück. Vor zwei Wochen habe ich 50 geerntet und daraus Marmelade gekocht. Unfassbar. Da stimmt doch etwas nicht.
Egal.
Jedenfalls radelte ich dann im strömenden Regen zurück. Alles wurde nass, vor allem meine einzige lange Hose und mein einziges warmes Oberteil. Das wird morgen und heute Nacht vielleicht zum Problem. Mal sehen, zum Glück habe ich die Yogahose.
Zu allem Überfluss habe ich mir noch ein wenig den Magen verdorben. Na ja, nicht schlimm. Ich kann mich nicht beklagen, bin ich doch vier Monate problemlos gereist, zu Coronazeiten, ohne nennenswerte gesundheitliche Probleme.
Den Abend lasse ich jedenfalls ruhig angehen. Und werde schonend essen.
Ich hoffe, dass das Wetter morgen besser wird. Ich bin aber guter Dinge. Der Deutschlandfunk hält mich auf dem Laufenden. Eine Konstante in Deutschland, die ich vermisst habe.