Ich muss dringend mal einen Tag Pause machen.
Aber heute war nicht dieser Tag. Ich wollte weiter in Richtung Limoges, immerhin habe ich nur noch acht Tage bis ich in Lyon sein muss. Noch immer liegt ein großes Stück Frankreich zwischen mir und meinem Zielort. Ich muss mich nicht beeilen, aber darf auch nicht zu lange stillstehen. Zumal ich meinen Aufenthalt in St. Junien mehr als ausgedehnt habe. Denn ich muss zugeben, dass ich auf dem Campingplatz dort nichts habe bezahlen müssen. Man kommt dort mit einem Fahrzeug nur mit einer Karte hinein, mit einem Rad allerdings kann man bequem an der Schranke vorbeifahren. Niemand ist da, der sich kümmert. Die Angestellte der Gemeinde, die sich um die Vermietung der Chalets kümmert, sagte mir, dass ich mich einfach hinstellen soll, es würde niemanden kümmern. Es handelt sich um eine private Vermietung der Stellplätze. Anscheinend haben einige Camping Municipal, die eigentlich von den Gemeinden betrieben werden, schlichtweg neue Besitzer oder werden von diesen vermietet. Es gibt wohl einen Tarif für Radfahrer, aber den konnte ich nicht am Automaten bezahlen. Pech gehabt, so habe ich umsonst gestanden. Nicht, dass ich viel „verbraucht“ hätte, weder Platz, noch Wasser, noch Strom. Die werden es überleben. Und sich vielleicht mal um Radtouristen kümmern.

Jedenfalls wollte ich mein Glück dort nicht weiter strapazieren und fuhr heute schon gegen kurz nach acht ab. Meine Beine taten mir allerdings gehörig weh. Ich merke die Touren der letzten Tage, wohl eher die Höhenmeter. Auch heute war ich Betroffener. Schob oft, aber ich bezeichne meine Art zu reisen inzwischen eher als Mittelweg aus Wanderung und Radtour. Das trifft es wahrscheinlich am besten.
In Aixe-sur-Vienne traf ich noch vor elf ein. Und war ziemlich am Ende. Ich bin hier noch ca. 15 Km von Limoges entfernt. Die Weiterfahrt von hier aus wird schwierig. Aber es wird schon gelingen. Ich merke, dass es in Frankreich Orte gibt, deren Verkehrsverbindungen man schlichtweg gekappt hat. So existiert keine Zug- oder Busverbindung nach Clermont Ferrand, der größten Stadt in der Mitte Frankreichs. Unfassbar, aber so ist es. So klein und unbedeutend ist Limoges doch nicht. Eine Strecke, die Frankreichs Mitte verbindet, hat sicher mal existiert. Aber jetzt nicht mehr. So wirklich begreife ich das nicht.

Tatsächlich geschah heute nichts mehr.
Da die Nacht sehr anstrengend gewesen war, die Stadiumbeleuchtung neben dem Campingplatz war bis ein Uhr angeschaltet, sodass mein Zelt voll beschienen wurde, dazu kam der Stadionsprecher, der alle paar Minuten etwas zu erzählen hatte, konnte ich nach der kleineren Tour heute kaum noch stehen. Ich gab mich dieser Schwäche hin und ruhte mich aus.
Der Ort selber lohnt kaum einen Besuch. Eine Kirche, ein paar Geschäfte, ein paar ältere Häuser, Aixe ähnelt allen anderen Städten in dieser Gegend. Morgen fahre ich nach Limoges, am Dienstag vielleicht auch noch mal. Aber das werden wir sehen. Ich bin auf dieser Fahrt bislang wenig gewandert. Viel Fahrrad gefahren, aber nicht gelaufen. Das ist neu. Vielleicht finde ich also am Dienstag eine Strecke, die ich wandern kann, mal sehen. Ansonsten bin ich jetzt drei Tage hier. Und finde das irgendwie angemessen.
Wenn ich erst einmal in Clermont bin, wird es nicht so schwer, bis nach Lyon zu kommen. Es fahren einige Flixbusse.
Aber das ist die nächste Etappe.
Und die ist noch ein paar Tage entfernt.