Gestern nicht geschrieben.
Weil es nichts gab, was es zu beschreiben lohnte. Es war Sonntag, ich war am Meer. Habe vor mich hingedöst. Viel zu viel im Internet gesurft. Habe erfahren, dass Judith Durham von den Seekers gestorben ist, fast zehn Tage, nachdem es geschehen ist. Keine Ahnung, wie das an mir vorbeigehen konnte. Aus irgendeinem Grund mag ich musikalisch die 60er, daher hat mich diese Nachricht etwas erschüttert. Nicht sehr, da Menschen nun einmal sterben, wenn sie fast 80 Jahre alt sind. Trotzdem schade.
Mehr habe ich nicht zu berichten. Ich fuhr nachmittags kurz nach Drepano, um einen Kaffee zu trinken, was ich auch hätte sein lassen können. Es war langweilig. Zu wenige Leute. Nichts zu beobachten. Nur der Kaffeegenuss reicht mir hier nicht.
So ramdösig war ich, dass ich nicht einmal Lust dazu hatte, den Tag zu beschreiben. Aber wie ich sehe, ist das auch egal. Es kommen mir kaum Sätze über die Lippen, es war eben ein Tag. Den es auch mal geben muss.

Heute war es nicht viel anders. Der 15. August ist allerdings der zweitwichtigste Feiertag in Griechenland, habe ich mir sagen lassen. Daher war die Chance gering, dass ich heute in Nafplion mein Rückfahrtticket kaufen konnte. Ich fuhr trotzdem hin, weil ich nicht noch einmal hier versauern wollte. Es ist eigenartig, aber ich glaube, dass ich mit dieser Etappe Griechenland abgeschlossen habe. Ich will nicht weiter, zu viele Leute, daher reicht es mir, bis Donnerstag zu warten, um auf die Fähre zu steigen, die dann bis Samstagmorgen brauchen wird, um Venedig zu erreichen. Es wird wieder anstrengend, aber ich hoffe, etwas weniger, denn es liegen zwei Nächte dazwischen. Also mehr Schlaf, weniger waches Abhängen. Ich bin zuversichtlich. Und dann bin ich wieder an dem Ort, an dem ich vor vier Wochen dieses griechische Abenteuer begonnen habe.
Ich habe übrigens wieder einen Termin. Das Ende der Reise. Am 02.09. treffe ich Ehefrau Nina in Prag. Es ist alles gebucht, will heißen die Wohnung und die Rückreise nach Berlin am 06.09. Die Anfahrt nach Prag noch nicht, das mache ich später. Keine Ahnung, von wo aus ich anreisen werde. Es steht also fest, ich befinde mich in den letzten Zügen meiner sagenhaften Fahrt. Aber es ist noch nicht vorbei. Noch ist etwas Zeit.

Heute also radelte ich gemütlich nach Nafplion. Die Strecke kenne ich inzwischen gut. Sie wird dadurch nicht schöner. Zweckmäßig eben.
Ich fand ein Reisebüro, das geöffnet hatte, aber aus irgendeinem Grund schien es nicht möglich, an einem Feiertag Fährentickets zu kaufen. Die IT hat vielleicht auch frei? Keine Ahnung, ich habe morgen nichts weiter zu tun, also fahre ich nochmals dorthin und werde das Ticket für Donnerstagnacht kaufen. Dann kann ich ein Hotelzimmer in Patras buchen. Eins nach dem anderen.
Wohin aus ich nach Venedig fahren werde, weiß ich noch nicht. Es ist alles offen. Vielleicht besuche ich die Lagunenstadt doch noch. Vielleicht auch nicht. Es sind nur noch Launen, von denen ich mich leiten lasse, Verpflichtungen sehe ich nicht mehr. Das war am Anfang der Reise anders. Und das war auch gut so, ebenso wie meine Inaktivität jetzt. Es gibt immer solche Phasen. Und die sind vollkommen natürlich.

Ich trank noch einen Espresso Freddo im gleichen Café wie sonst auch. Die Kellner sind meiner allerdings überdrüssig. Vielleicht bestelle ich nicht genug. Ist mir auch egal, morgen trinke ich bei Gregorys. Weil ich eine Zimtschnecke dort essen will. Das muss einfach sein.
Heute machte ich mir den Spaß, bis zum Ende des beeindruckenden Nafplion zu laufen. Zu einem geschützten Meeresschwimmbad. Dort verläuft ein Fußweg um einen Felsen herum, immer am Meer entlang. Eigentlich ist er gesperrt, aber die Abzäunung ist unmotiviert, löchrig. Auf beiden Seiten übrigens. Niemand stört sich daran, ich war bei weitem nicht der Einzige. Die Aussichten waren atemberaubend. Griechenland ist einfach wundervoll. Die Berge des Peloponnes, die Buchten, das Meer. Einfach alles, es passt so gut zusammen. Ich werde es vermissen, das weiß ich jetzt schon. Und vielleicht den Tag verfluchen, also heute, an dem ich entschieden habe, wirklich schon aufzubrechen. Aber irgendwann muss es ja mal sein. Außerdem will ich weiter. Meine Zeit hier habe ich nicht gut eingeteilt. Ich hätte noch tagelang im Süden bleiben können. Nun, es kam anders, so ist es jetzt nun einmal.
Auf dem Rückweg kam ich noch an einem Brand vorbei, ich glaube, ein Olivenhain stand in Flammen. Die dunklen Rauchwolken waren kilometerweit zu sehen. Fotografiert habe ich sie nicht. Ein Jammer, so alte Bäume verbrennen zu sehen. Als ich wieder am Platz war, flogen im Minutentakt Helikopter und Löschflugzeuge über uns hinweg. Jetzt scheint das Feuer gelöscht. Zum Glück. Ich erinnere mich daran, dass es in Rafina bei Athen vor ein paar Jahren gebrannt hat, mit Toten und etlichen verbrannten Häusern. Seither gibt es dort auch keinen Campingplatz mehr. So etwas sollte man immer im Kopf haben, wenn man in Griechenland ist.
Morgen also bricht endlich mein letzter Tag hier an. Und danach steht die Uhr auf Rückkehr. Und die Organisation der Weiterreise.
Aber eins nach dem anderen.
Jetzt spanne ich wieder aus.