Wenn man einmal angefangen hat, kann man nur schwer wieder aufhören.
Dolce Vita.
Ich kenne es von anderen Reisen, auf denen ich irgendwann einmal irgendwo festgehangen habe. Und in Drepano/Nafplion habe ich festgehangen. Irgendwie hat es mich eben erwischt, ich bin einfach nicht mehr abgefahren. Griechenland hat mehr zu bieten als den Peloponnes, aber ich wollte es nicht wissen. Und so kommt es, dass ich noch hier bin.
Den letzten Tag allerdings.
Heute radelte ich in aller Ruhe morgens nach Nafplion. Als Erstes wollte ich das Fährticket nach Venedig kaufen. Es stellte sich als schwierig heraus, weil ich mal wieder nicht daran gedacht hatte, dass man dazu den Ausweis braucht. Und der wurde auf dem Campingplatz einkassiert. Warum eigentlich? Das ist doch Blödsinn. Jedenfalls stand ich da, zwölf Kilometer entfernt vom Ausweis, mit steigenden Temperaturen. Der Reisebürobesitzer wollte von mir nur die Ausweisnummer wissen. Der aber befand sich nur auf dem Ausweis. Ich hatte daran gedacht, meine Papiere elektronisch zu speichern, Versicherungen, Radinformationen, Tickets. Aber nicht meinen Ausweis. Ich kam mir vollkommen dämlich vor, suchte und suchte, auf meinem Smartphone, in meinen E-Mail-Ordnern. Ich fand einen Ausweis, also ein Foto davon. Leider aus dem Jahr 2010, es war also der alte. Damals hatte ich daran gedacht. Nicht dieses Mal.
Sollte ich zurückradeln? Ehefrau Nina konnte mir auch nicht helfen, sie war meine vorletzte Hoffnung. Auch sie hatte keine Kopie. Warum auch? Und als letzte Hoffnung antwortete der Campingplatz nicht, als ich anrief. Wirklich jetzt? Sollte ich zurückradeln müssen?
Ich ging alte Dokumente durch. Und stieß letztlich auf das sogenannte PLF, ein Dokument, das man für griechische Behörden ausfüllen musste, als die Coronakrise auf dem Höhepunkt war. Und da stand sie. Die Ausweisnummer. Kaum zu glauben, aber das rettete mir den Tag.
Der Ticketkauf dauerte dann ungefähr drei Minuten. Und das war es eigentlich.

Syntagma-Platz Nafplion. Mein letzter Tag in dieser Stadt

Von Nafplion hatte ich irgendwie die Nase voll. Eine schöne Stadt, aber jetzt reichte es auch langsam. Ich kaufte irgendwann Lunch, radelte mal durch die Außenbezirke, nichts Besonderes, dann setzte ich mich bei Gregorys in den Schatten. Der Espresso Freddo ist viel billiger als in den Edelcafés in der Stadt. Natürlich. Es ist eine Fastfoodkette. Leider hatten sie die guten Zimtschnecken nicht. Das war mehr als ärgerlich.
Und so verdöste ich auch diesen Tag. Irgendwann radelte ich zurück, genoss noch einmal das Meer, wohl das letzte Mal in Griechenland. Und jetzt ist auch dieser Tag vorbei, ohne dass ich etwas Interessantes zu berichten hätte. Ich glaube, ich habe nicht einmal ein Foto gemacht. Nun, ich denke, dass ich genug habe.
Ich kaufte noch das Busticket nach Isthmus, von wo aus ich morgen nach Patras weiterfahren werde. Das Hotel dort habe ich auch schon gebucht, das gleiche wie vor vier Wochen, als ich in Griechenland angekommen bin. Unglaublich, oder? Aber so ist es. Ich nehme auch die gleiche Fähre zurück, wieder die 35-Stunden-Extremfähre nach Venedig. Und habe keine Ahnung, was ich danach machen will.
Es wird sich schon etwas ergeben. Ich habe mir vorgenommen, mich morgen oder übermorgen zu entscheiden. Noch habe ich ein wenig Zeit, bis ich in Prag sein muss.
Und im Augenblick wirklich keine Ahnung, wie ich diese Zeit gestalten will. Es wird wieder ein bisschen aktiver, das ist ziemlich sicher. Und das ist auch langsam gut so. Ich denke, sobald ich aus Griechenland abgefahren bin, wird es leichter, mich wieder mehr zu bewegen.
Ich hoffe es zumindest.