Und auch solche Tage muss es geben.
Nachts „sah“ ich die Blitze, die dazugehörigen Donnerschläge aber hörte ich nicht. Also wähnte ich mich sicher, dass wir kein Gewitter zu erleiden hätten. Zwar war es windig, aber es regnete kaum.
Gegen halb sieben wachte ich auf, verspürte aber keine Eile. Ich sah aus dem Zelt, der Himmel war verhangen und grau. Das hatte ich seit Beginn der Reise nicht erlebt. Meine innere Stimme sagte mir, ich sollte mich beeilen, wenigstens das Zelt abbauen. Aber warum diese Eile? Ich hatte dreieinhalb Stunden Zeit, mein Zug fuhr erst um zehn.
Es kam, wie es kommen musste. Eine Viertelstunde später begann das Gewitter. Die Zeit hätte nicht gereicht, um alles zusammenzupacken. So also wurde es zu einem Erlebnis. Mir war klar, dass so etwas früher oder später passieren würde, das Wetter konnte nicht die ganze Zeit sommerlich heiß und trocken bleiben. Im Grunde war es auch nicht so schlimm. Ich packte alles im Zelt zusammen, nachdem ich im Zelt (!) Yoga gemacht hatte, was sehr interessant war. Solange das Zelt stand, war drinnen alles in Ordnung. Ich schaffte meine gepackten Sachen später in die Sanitärräume, das Zelt aber bekam ich nur sehr, sehr nass in den Beutel und die Fahrradtasche, in der ich es jetzt immer transportiere.
Letztlich lief ich im Regen los zum Gare, zehn Minuten später war das Gröbste überstanden. Ich hätte nur warten müssen. Am Bahnhof wartete ich noch eine Dreiviertelstunde, konnte mein Smartphone laden.
Man muss seine Möglichkeiten, an Ressourcen zu kommen, eben nutzen.
Pünktlich fuhren wir ab und kamen ebenso pünktlich in Angoulême an.
Draußen regnete es erneut. Das Wetter sollte heute nur minimal besser werden. Zu allem Überfluss brach die Aufhängung an einer meiner Fahrradtaschen. Es sind keine teuren Taschen, die Hauptlast befindet sich in einer riesigen Sporttasche, die ich immer auf dem Gepäckträger verstaue. Aber es war trotzdem unangenehm, denn die Tasche hing nun halbwegs zwischen Boden und Gepäckträger herum und behinderte die Gangschaltung. Wieder verlor ich zehn Minuten im Regen, nicht schlimm, aber es hob meine Laune nicht unbedingt.
Letztlich erreichte ich gegen halb zwölf den Campingplatz. Auf dem Weg dorthin hatte ich mir ausgemalt, was passieren würde, wenn der noch gar nicht geöffnet hätte. Das hätte heute noch gefehlt. Aber alles war in Ordnung. Ich checkte ein, der Regen hatte aufgehört, das Zelt trocknete bei windigem Wetter innerhalb von wenigen Minuten.

Ich weiß nicht warum, aber die Zeit zerlief mir heute zwischen den Fingern hindurch. Ich weiß tatsächlich nicht, wo die ganzen Stunden geblieben sind. Um die Tasche zu ersetzen, machte ich mich auf den Weg zum nächsten Decathlon-Shop, sechs Kilometer entfernt. Nicht weit. Aber viele Höhenmeter. Ich weiß nicht, wie viele Hügel zwischen uns lagen. Zu viele. Es dauerte und dauerte. Das Schlimmste aber, als ich endlich angekommen war, war die Auswahl an Taschen so gering, dass keine halbwegs passen wollte. Normalerweise gibt es immer zwei oder drei, die klein genug sind, um nicht auf die Gangschaltung zu pressen. Aber nicht hier.
Also ließ ich es sein, ging noch zu Aldi in der Nähe und fuhr wieder zum Campingplatz. Es war schon später Nachmittag. Eigentlich hatte ich vorgehabt, in Angoulême vorbeizuschauen, aber dazu fehlte mir nach diesem Ausflug die Energie. Nicht so schlimm, die Zeit wird morgen schon dafür reichen. Hoffe ich.
Und so geht ein Tag zu Ende, der anders war, als ich geplant hatte.
Um es noch kurz zu erwähnen: Die Aufhängung der Tasche ist zwar gebrochen, sie lässt sich aber anders befestigen. Sie wird nicht die ganze Reise über halten, so viel steht fest. Aber die Aktion heute wäre sicher nicht nötig gewesen. Hätte ich es mir mal früher genauer angesehen.
Ich will mich darüber aber nicht ärgern, das bring nichts.
So etwas geschieht beim Reisen eben. Kann man nichts machen. Morgen wird es besser.