Und heute konnte ich eine These testen.
Ich bin der Ansicht, dass auf einer langen Reise nicht alles funktionieren wird. Irgendetwas geht immer schief, damit muss man leben. Nicht nur das, man muss das auftretende Problem lösen. Wenn man nun bedenkt, dass diese Reise fast schon vier Monate wärt, kann ich sagen, dass kaum etwas passiert ist. Von einer leichten Acht im Hinterrad des Rades abgesehen, hat alles bislang funktioniert. Unfassbar eigentlich. Ich habe nicht einmal eine Bahn verpasst oder einen Platten gehabt.
Heute aber musste es geschehen. Zumindest ein bisschen.

Die Nacht war jedenfalls unruhig. Keine Ahnung warum, aber der Schlaf stellte sich nur sporadisch ein. Unschön. Trotzdem stand ich gegen sechs auf und begann, mich langsam von dem Campingplatz zu verabschieden, auf dem ich sechs Nächte geblieben war. Unglaublich, aber ich hatte nicht einmal das Gefühl, lange genug dageblieben zu sein. So aber konnte ich jetzt ruhigen Gewissens abreisen. Es war schön gewesen in den Bergen, in dieser Stille. Aber auch mal Zeit weiterzufahren.
Gegen acht radelte ich also zum Bahnhof Mori, viel zu früh. Ich hatte eine gute halbe Stunde Zeit. Eine sehr gute halbe Stunde.
Es ging alles gut. Die Bahn kam pünktlich, ich verstaute Rad und Gepäck, was mir immer ein wenig Kopfzerbrechen bereitet. Noch vor halb elf waren wir in Bozen. Meiner letzten Etappe in Italien.
Die sechs Kilometer radelte ich zum Campingplatz. Und nun ging es etwas schief. Der Platz war voll. Brechend voll. Echt jetzt? Keine Ahnung, vielleicht wollten sie mich auch nicht. Ich denke aber, dass der Platz tatsächlich voll war. Ich wurde nett, aber bestimmt abgewiesen. Nicht einmal ein kleines Plätzchen für ein winziges Einmann-Zelt? Nein!
Und dann stand ich da. Mein Plan, hier zu übernachten, um dann am Dienstag Morgen zum Busbahnhof zu radeln, war also dahin.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als weiterzufahren, in Richtung Meran, wo es noch einige Plätze gibt. Zwölf Kilometer weiter war der nächste.

Die Fahrt dorthin war eigentlich recht angenehm. Immer am Fluss entlang, die mächtigen Berge rechts und links. Burgruinen, Weinfelder, aber noch mehr Obstbäume. Trotzdem rechnete ich aus, wann ich hier abfahren musste, um Dienstag den Bus zu erreichen. Früh. Sehr früh.
Nun, es lässt sich nicht ändern. Ich bin fast 20 Kilometer vom Busbahnhof entfernt. Um halb neun geht der Bus, ich werde wohl oder übel gegen halb sieben abfahren müssen. Früh aufstehen. Ich weiß nicht, ob ich mich ärgere, wahrscheinlich habe ich mich bereits damit arrangiert.

An diesem Tag geschah nicht mehr viel. Es war Sonntag. Trotzdem musste ich nochmals zurück nach Bozen, wahrscheinlich ungefähr 15 Kilometer jeweils hin und zurück. Ich hatte keine Vorräte. Die Fahrt genoss ich auch ein zweites und drittes Mal. Es ging eigentlich. Es war eben ein aktiver Tag, an dem ich ungefähr 50 Kilometer geradelt bin. Morgen werde ich mir dann die Stadt anschauen. Und am Dienstag schaffe ich das schon irgendwie. Wahrscheinlich stehe ich um fünf auf.
Und hoffe, dass mir in München nicht das gleiche geschieht.
Na, mal sehen. Es wird schon werden. Es werden nochmals anstrengende Tage werden.
Ich finde, ich habe es ganz gut gelöst. Hätte schlimmer kommen können. Und es kann nun einmal nicht alles klappen. Auch wenn ich damit nicht gerechnet habe.
Egal, jetzt, mache ich das Beste daraus.