Eigentlich war alles ganz leicht.
Um sechs klingelte der Wecker. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gehört. Meist bin ich ja vorher wach, aber die anstrengenden Tropennächte lassen mich doch immer wieder aufschrecken und einschlummern. Langsam hatte ich es aber heraus, man muss das Fenster auch nachts geschlossen halten, es ist sowieso viel zu laut da draußen, dann mit der Klimaanlage ein wenig herunterkühlen. Das reicht für ungefähr zwei Stunden. Dann wiederholt man das nachts, man wacht sowieso auf, wenn es zu heiß wird.
Die Hitzewelle Europas trifft nun tatsächlich auch in Griechenland ein. Vorher war sie in Frankreich und Deutschland. Und auch woanders. Aber nicht hier. Es werden an die 40 Grad in den folgenden Tagen. Heute schon kletterte das Thermometer viel zu hoch.
Aber ich greife vor.
Ich verließ gegen halb acht mein Zimmer, zahlte, packte danach noch ein wenig, bevor ich mich gegen acht zum Busbahnhof aufmachte. Es sind keine 100 Meter. Ich lief praktisch nur über die Straße. Der Bus kam ein paar Minuten später, der Busfahrer half sogar, das Faltrad einzuladen. Kein böses Wort, kein Meckern wie in Korsika. Es ist eben vollkommen normal. Das sollte es immer sein. Es war auch genug Platz.
Im Bus übrigens auch. Wer fährt schon nach Kalamata? Und das an einem Sonntag.

Pünktlich um halb neun ging es los. Wir fuhren in Küstennähe in den Süden, an Pyrgos und auch Olympia vorbei. Ereignislos erreichten wir Kalamata gegen zwölf.
Manchmal verfluche ich das Rad ja, weil es so sperrig und auch schwer ist. Aber an Tagen wie heute, an denen ich fünf Kilometer bis zum Campingplatz zurücklegen musste, ist es ein Segen. Drei Minuten gepackt, dann losgeradelt. Es war so leicht. Keine halbe Stunde später war ich da, der Platz liegt direkt am Meer. Ich wurde freundlichst empfangen, bekam einen netten Schattenplatz, der tatsächlich auch so bezeichnet werden kann. Und dann war ich angekommen.
Die Temperaturen waren schon jenseits von Gut und Böse. Aber es war ja Sonntag.

Das einzige nennenswerte Foto an diesem Tag: der Strand bei Kalamata

Ich erinnerte mich daran, was ich vor einer, zwei und drei Wochen getan habe. Und auch vor vier und fünf. Sonntage sind immer irgendwie besonders, weil etwas ruhiger und reflektierter. Bis auf den letzten in Triest, das war ein normaler Sightseeingtag. Heute verzichtete ich darauf. Kalamata ist nun wirklich nicht so ausladend groß, dass man viel Zeit benötigt. Und ich werde drei Nächte bleiben.
Ich habe beschlossen, diese Reise jetzt wesentlich zu verlangsamen. Ich will nicht mehr so sehr hin- und herhetzen. Zumindest ein wenig Ruhe täte mir sicher gut. Gerade jetzt schon habe ich den Eindruck, dass das auch schon einen Effekt hat. Ich fühle mich nicht so herausgefordert. Es ist egal, ob ich jede Stunde dieser Reise irgendwie versuche zu nutzen. Heute zum Beispiel fuhr ich mit dem Rad nur ein Stück am Strand entlang. Kaufte ein Eis, was ich seit drei Wochen nicht mehr gemacht hatte. Setzte mich an den Strand in den Schatten, manchmal gibt es Bäume. Kurz, ich ließ es mir ein wenig gutgehen. Da ich keinen Supermarkt gefunden habe, der offen ist, muss ich wohl wieder auf eine Pita ausweichen. Schlimm. Damit muss ich wohl leben.
Und jetzt sitze ich im Schatten und schwitze vor mich hin.
Mal sehen, wie mir die Yogasession bei der Hitze bekommt. Es gibt ja ganze Yogarichtungen, die man nur bei sehr hohen Temperaturen ausführt. Wahrscheinlich sind die Bänder flexibler. Ist auch egal, ich werde jedenfalls jetzt die Matte ordentlich vollschwitzen. Und morgen?
Das werden wir sehen.
In die Stadt, zum Strand. Ich lasse es einfach auf mich zukommen.
Ich bin in Griechenland. Da geht es auch gerne mit ein paar Gängen weniger.