Viel gibt es heute nicht zu erzählen, weil ich den ganzen Tag nur geradelt bin. Oder zumindest einen guten Teil davon. Es war die erste wirklich ernstzunehmende Tour in einem hügeligen Gebiet. 50 Kilometer, ca. 600 Höhenmeter, und das alles in ungefähr 4 1/2 Stunden. Ich finde das einigermaßen in Ordnung, wenn man bedenkt, dass ich die Steigungen schieben musste. Es geht einfach nicht mit einem Faltrad mit acht Gängen. Und dazu 20 Kg Gepäck. Ich will nicht jammern, denn es war eine schöne Tour, wenn auch besonders im letzten Abschnitt sehr anstrengend, weil hier die meisten Steigungen auf mich gewartet haben.

Ich bin extra um sechs aufgestanden, um das alles zu erleben. Um Viertel nach acht war ich dann so weit, abfahren zu können. Ein Hexenschuss machte es nicht gerade leicht, aber das kommt vor. Dabei mache ich seit ein paar Tagen Yogaübungen dagegen, die auch helfen, aber natürlich nicht sofort. Guter Dinge also suchte ich meinen Weg aus der Stadt hinaus. Ich rechne immer mit mehr Zeit in bewohnten Gegenden, aber dieses Mal verfuhr ich mich nicht. Trotzdem war es auf einigen Abschnitten nicht gerade schön, weil mich OsmanD einmal auf einen Autobahnzubringer schickte. Herrlich, mit 30-Tonnern neben mir. Zum Glück dauerte diese Episode nicht so lange. Bald schon fuhr ich abseits der großen Bundesstraßen erst durch Vororte, dann durch kleine Dörfer. Es war schon etwas Besonderes.
Wie gesagt, gegen Ende der Tour musste ich viel schieben. OsmanD hatte mich darauf aber vorbereitet. Es hat schon etwas, das Rad samt Gepäck aufwärts bewegen zu müssen. Vor fast zwei Wochen hatte ich das Fahrrad von Laurence, ein Pedelec für 3000 Euro, probefahren dürfen. Seither weiß ich um die Vorteile eines solchen „Fahrzeugs“. Egal, meines geht auch, nur eben langsamer.
Der Witz ist, dass ich kurz vor eins auf dem Campingplatz ankam. Also eigentlich noch einen halben Tag vor mir hatte. Aber körperlich bin ich zurzeit nicht zu mehr in der Lage. Nicht mit diesem Rad, nicht mit diesem Gepäck. Nicht mit diesen dürren Beinen. Das ist eben so. Ich glaube, dass es dennoch die anspruchsvollste Tour meines Lebens war. Vor ein paar Jahren im Perigord bin ich schon einmal eine solche Tour gefahren, die war aber etwas kürzer und auch nicht ganz so hügelig. Das muss man alles bedenken.

Ich hatte mir eine Gegend ausgesucht, die fernab jeder Zivilisation zu liegen schien. Was bedeutete, dass ich sieben Kilometer zum winzigsten Spar aller Zeiten fahren musste. Der Witz ist, dass morgen Himmelfahrt ist, also musste ich auch noch für zwei Tage einkaufen. Morgen muss ich die Lebensmittel also mitschleppen. Das kann etwas werden. In dem kleinen Ort Montembœuf, der mit diesem Spar aufwarten konnte, gab es auch die einzige Bäckerei weit und breit. Und die machte erst eine halbe Stunde später um vier Uhr auf. Ich hatte also das zweifelhafte Vergnügen, mir diesen winzigen Ort anzusehen. Warum auch nicht? Ich werde nie wieder hier sein, also war es mir eine Ehre. Zu berichten habe ich allerdings wirklich nichts. Es gibt eine Kirche. Und die war geschlossen.

Ich weiß gar nicht, wie ich die letzten Kilometer zurück zum Platz gekommen bin. Meine Beine fühlten sich jedenfalls an wie Gummi. Ich hoffe, dass sie sich bis morgen erholen.
Morgen steht mir eine Strecke von etwas mehr als 40 Kilometern bevor, etwa 500 Höhenmetern. Also etwas weniger intensiv im Vergleich zu heute. Aber ich habe mehr Zeit, muss nicht mehr einkaufen. Schließlich ist Feiertag.
So geht der heutige Tag zu Ende, an dem ich mit Sicherheit ziemlich früh schlafen gehen werde. Einfach, weil es nicht anders geht. Auch heute werde ich allerdings noch etwas Yoga machen, aber nur Stretching, um die verhärteten Muskeln etwas aufzuweichen. Und daran mache ich mich jetzt.
Es ist also viel passiert. Und doch wenig, worüber ich berichten könnte. Hier, in La Lindois, campe ich an einem winzigen See. Es ist nett, vollkommen ruhig, selbst die Straße ist kaum befahren. Vorhin hatte ich fast überlegt, einen Tag länger zu bleiben. Aber das lasse ich mal schön sein. Ich reise schließlich. Und mache keinen Urlaub.