Ein ungewöhnlicher Tag.
Die Hitze ist derartig drückend, dass wir uns dazu entschieden haben, es den Südländern gleichzutun. Und das heißt hier: Früh aufstehen, den Morgen nutzen, ab Mittag dann Schutz vor der Hitze suchen.
Und das haben wir gemacht.
Um halb sechs standen wir auf. Es war nicht gerade schwer, die angenehme Kühle am Morgen machte es einfach, sich zu erheben. Fast eine Befreiung, beinahe brauchte ich sogar ein leichtes Sweatshirt, bei vielleicht 18 Grad und klarer Luft. Und es war schon hell, selbst zu dieser Tageszeit. Sehr schön, es sind die längsten Tage des Jahres.

Wir brachen um kurz vor sieben in Ruhe auf, liefen in die Stadt zum Gare Routière. Schon hier spürten wir die Hitze, die sich langsam den Weg zu uns bahnte.
Um Viertel nach sieben kam der Bus aus Avignon, der uns nach Forcalquier bringen sollte. Der Preis von 20 Euro für zwei einfache Tickets erschreckte mich allerdings. Es geschieht meist ein paar Mal auf solchen Reisen, dass es einen finanziell irgendwo „erwischt“, will heißen, dass etwas unerwartet teuer ist. Das war ein kleiner Fall. Ich hatte vielleicht mit drei Euro gerechnet, also der Preis von Avignon nach Apt, ungefähr die gleiche Entfernung wie heute. Es handelte sich allerdings um eine andere Buslinie. Wie wir später erfuhren, verkaufte der Busfahrer uns auch noch teurere Tickets, ich hatte eigentlich nach Aller-Retour gefragt. Es wäre etwas billiger gewesen.
Nicht, dass uns das vom Reisen abgehalten hätte.
Es war eine gute Zeit, unseren Ausflug zu starten.
Noch bevor die meisten Touristen erwacht waren, waren wir bereits unterwegs. Wir fuhren also in Richtung Haute Provence. Ich weiß auch nicht, warum ich ein solch herausragendes Interesse an dieser Gegend habe. Wir haben sie 2010 einmal besucht, mir hat sie sofort gefallen. Auch Forcalquier, das wir damals wie heute am Markttag besuchen wollten.
Als wir ankamen, nach nicht einmal einer Stunde, waren die Händler gerade dabei, ihre Stände aufzubauen. Es war kurz nach acht, also noch angenehm früh. Ehefrau Nina kämpfte allerdings gegen Reisekrankheit. Irgendetwas hat sie immer, besonders wenn wir hier sind. Damals, 2010, hatte sie einen heftigen Migräneanfall, dagegen war die leichte Übelkeit heute allerdings ein Klacks.
Wir suchten nur einen Carrefour City auf, um eine Cola zu kaufen, dann ging es schon wieder.

Den Markt ließen wir erst einmal links liegen und warfen uns in die mittelalterlichen Gassen des Ortes, der an einem Hügel klebt. Zwangsläufig mussten wir nach oben. Vorher aber suchten wir den Brunnen Fontaine Saint-Michel de Forcalquier auf, von dem ich schon 2010 fasziniert gewesen war. Eine der Skulpturen zeigt zwei Menschen beim Oralverkehr, es muss damals ein Skandal gewesen sein. So genau erinnere ich mich nicht, aber schon 2010 habe ich diesen Brunnen deshalb aufgesucht. Ich fand ihn und die Skulptur sofort wieder.

Dann liefen wir nach oben, in Richtung Zitadelle. Die Festungsanlage war für mich nur durch einen halben Burgfried zu erkennen, ansonsten befindet sich ganz oben eine kleine Kapelle und ein modernes Glockengeläut. Die Aussicht aber ist wundervoll. Ich kenne die Gegend weiter nördlich und östlich nicht oder kaum. Angeblich soll auch das Tal der Durrance zu sehen sein, was ich wesentlich weiter westlich vermutet hätte. Oder die Schlucht von Verdun, was ich mir vorstellen kann. Denn dort sind wir 2010 nach unserem Besuch hier hingefahren.

Nachdem wir den anstrengendsten Teil hinter uns hatten, liefen wir nochmals durch die Stadt, die nun lebhafter wurde. Und dann schließlich zum Markt, der jetzt in vollem Gang war.
Provencalische Märkte sind einzigartig. Ich weiß nicht, ob es damals auch schon so war, aber jetzt bestehen sie tatsächlich ungefähr zur Hälfte aus Bekleidungsständen unterschiedlichster Natur. Lebensmittel gibt es natürlich auch, wobei es mir so vorkam, als wären die Angebote qualitativ höher und auch hochpreisiger als in Apt. Bis auf den Käse, der günstiger schien. Hier hätten wir nur die Hälfte für unseren Käseeinkauf bezahlt, den wir am Samstag in Apt getätigt hatten. Ehefrau Nina schwelgte allerdings eher in den Sommerkleidern, die hier angeboten wurden. Ich hingegen konnte herrlich befreit schlendern, ich brauche nichts mehr. Denn in wenigen Tagen werde ich wieder Camper sein, der sein Gewicht reduzieren muss. Kaufen kann ich also nichts mehr. Und das ist vielleicht auch gut so. Lebensmittel haben wir ebenfalls bis zum Ende unserer Reise. Somit mussten wir uns nicht belasten und konnten die Atmosphäre genießen.
Ein Stück Pizza gönnten wir uns allerdings, für einen sehr frühen Lunch um neun Uhr morgens.

Nachdem wir zweimal über den Markt gegangen waren, der sich in viele Gassen verstreut, liefen wir noch an der wuchtigen Kirche vorbei zum Franziskaner Convent. Ein steinerner Bau aus dem 13. Jahrhundert, dessen Hof frei zugänglich ist.
Nach diesem Erlebnis wanderten wir wieder zurück zum Markt, wo wir uns ein Café suchten. Den Nachmittagskaffee um nun zehn Uhr. Es war irgendwie witzig. Die Zeit hatte sich für uns verschoben, es wirkte alles so, als wäre es bereits drei Stunden später.
Und irgendwann reichte es auch.
Im Grunde mussten wir unseren Besuch ein wenig im Auge behalten, denn es gab nur noch drei Busse zurück, der nächste um elf, einer um halb zwei und noch einen wesentlich später. Und irgendwie waren wir auch fertig mit unserem Besuch, also entschieden wir uns, um elf zurückzufahren. Für eine kleine Stadt wie Forcalquier reicht das auch.
Und so kamen wir gegen Mittag wieder in Apt an, hatten danach Zeit, uns am Pool und im kühlen Steinhaus zu entspannen. Unterwegs waren wir trotzdem etwas mehr als fünf Stunden, also ein leichter Sightseeing-Tag. Die Hitze des Tages umgingen wir auf diese Weise. Und vielleicht machen wir das so ähnlich auch in den nächsten Tagen.
Es war ein Versuch, der, wie ich finde, erfolgreich war. Das frühe Aufstehen macht zumindest mir nichts aus. Auch interessant für meine Weiterreise im Hochsommer. Früh anfangen, früh aufhören, danach entspannen. Mal sehen, wie es funktioniert.