Wochenende.
Und die Gelegenheit, einmal etwas auszuspannen.
Und das taten wir auch. Am Samstag ist Markttag in Apt und das war das Einzige, das wir uns an diesen beiden Wochenendtagen vorgenommen hatten. Noch recht früh, gegen sieben, radelte ich schon einmal in die Stadt, unsere Ferienwohnung ist nur c. 800 Meter davon entfernt. Ich wollte Croissants und Pain au Chocolat kaufen. Um diese Zeit hatte der Aufbau des Marktes schon begonnen, aber außer einem Fischstand war noch nichts offen. Trotzdem herrschte bereits emsige Geschäftigkeit. Die ganze Region schien auf dem Weg hierher zu sein.
Wir aber frühstückten erst einmal auf unserer Terrasse, dann, gegen halb zehn, setzten wir uns langsam in Gang.
Schon auf der Straße zu unserem Haus merkten wir, wie voll es wohl in Apt werden würde. Die Leute parkten ihre Autos auf dem Gehweg, was mich immer ärgert.
In der Stadt dann waren Parkplätze und Gassen vollgepackt mit Ständen und Menschen.
Es gibt alles, was man sich vorstellen kann. Wir begannen unseren Rundgang mit einer Ecke, die ich eventuell als arabischen Teil des Marktes bezeichnen würde. Eingelegte Oliven, Gewürze, natürlich Obst und Gemüse. Auch Stände mit Kleidung, die sich allerdings überall verteilen. Ehefrau Nina kam nicht um ein neues Kleid herum. Und ich nicht um die Coté Sud, die ich allerdings in einem regulären Kiosk erstand, der dort immer ist. Überall wurden uns Kostproben von Dingen angeboten, Melone, Salami (die wir nicht nahmen!), etc. Und wir kauften ein. Erst französische Erdbeeren, Salat, Tomaten. Dann das Highlight: Am Käsestand ließen wir uns für 25 Euro Käse zusammenstellen. Comté, einen Schimmelkäse, Ziegenkäse aus Banon und noch eine Sorte, an die ich mich jetzt nicht erinnern kann. So etwas hatte ich mir noch nie geleistet. Wir bummelten danach noch weiter über den Markt, aber im Grunde hatten wir erst einmal alles.
Diese Markttage in der Provence liebe ich. Die Gerüche und Eindrücke sind immer überwältigend. Und hier hatte ich auch einmal die Gelegenheit, wirklich etwas einzukaufen. Vor einer Woche in Vienne war das nicht möglich gewesen. Auf Campingplätzen braucht man so wenig, dass es sich kaum lohnt.
Hier aber schwelgten wir tatsächlich mal in den Kostbarkeiten der Region.

Und das war im Grunde bereits das Highlight des Wochenendes. Auf dem Thermometer standen um halb zwölf bereits mehr als 30 Grad. Wir sahen also zu, dass wir nach Hause kamen. Für mich war danach selbst der Aufenthalt am Pool zu heiß. Ich flüchtete ins kühle Steinhaus und verbrachte dort den Tag. Beim Campen hätte ich tatsächlich ein Problem gehabt. Zwar bleibe ich meistens noch irgendwie aktiv, aber ab einer gewissen Temperatur geht auch das vorbei. Hier, in diesem ehrwürdigen Steinhaus, ist es aber so, dass ich ganz gut damit leben kann, weil ich etwas ausweichen kann. Das Haus bleibt ziemlich kühl, auch die Schlafzimmer heizen sich nicht auf.

Was ich an diesem Tag aber noch tat, war die Planung meiner Weiterreise.
Tatsächlich begebe ich mich, wenn Ehefrau Nina zurückfliegt, auf die Eroberung von neuen Gebieten. Will heißen, ich reise dorthin, wo ich noch nie war. Und zwar habe ich mich entschieden, nach Korsika zu fahren. Am Samstag buchte ich eine Fähre von Toulon nach Ajaccio, und zwar am nächsten Sonntag. Am Freitag, wenn Ehefrau Nina abreist, fahre ich nach Toulon, verbringe dort in der Nähe des Meeres (bei ca. 37 Grad!) die nächsten zwei Tage, bevor es aufgeht zu neuen Ufern. Es ist unfassbar. Eigentlich wollte ich nach Italien fahren, aber das kann ich später auch noch machen.
Ich weiß nichts über Korsika. Jetzt aber beginne ich damit, darüber zu lesen. Und mir Arte-Videos anzusehen. Der Witz ist auch, dass ich ab Freitag reisen kann, ohne jegliche Obligation. Ich habe keine Termine mehr, muss also nicht irgendwann irgendwo sein, um jemanden zu treffen. Es ist traumhaft. Einfach durchreisen, bis ich keine Lust mehr habe und nach Hause fahren werde. 10 Wochen. Reisen. Bis zum Umfallen.
Freiheit.

Aber erst einmal urlauben wir noch ein paar Tage. An diesem Sonntag passierte auch herzlich wenig. Wir erholten uns noch von dem Käsetraum von gestern Abend, liefen aber gegen zehn wieder in die Stadt. Es ist Wahlsonntag, die Franzosen wählen das Parlament neu, nachdem vor einigen Wochen Macron gegen die rechtsradikale Le Pen gewonnen hat. Mal sehen, ob er auch im Parlament die Mehrheit behält. Politisch will ich mich hier nicht weiter äußern, denn trotz meiner Liebe zu diesem Land empfinde ich vieles, was hier geschieht, als unwürdig.
Wir beschränkten uns also heute auf das Flanieren durch das gemütliche Apt, das nach dem wuseligen Markt wieder in den Schlaf gefallen war. Viele Menschen gingen wählen, um sich danach ein Bier oder Wein oder Stärkeres in einer Bar zu gönnen. Wir aber kauften uns zwei Stück Kuchen in einer Patisserie, auch wenn das Wort „Kuchen“ nicht ganz zutrifft. Es sind eher kleine Kunstwerke, die ohne Ausnahme von den Verkäufern kunstvoll verpackt werden. Natürlich ist es ein bisschen bourgeois. Aber was soll man sonst an einem so heißen Sonntag machen? 35 Grad sind es bereits. Und es wird noch heißer.
Ich aber komme endlich dazu, mal etwas auszuspannen. Auch diesen Tag verbringe ich größtenteils im Haus. Draußen ist es wirklich zu warm.
Mal sehen, wie die nächsten Tage werden. Etwas wollen wir schon machen. Aber große Anstrengungen sind nicht drin. Ist ja auch nicht gesund.
Beinahe sehne ich mich nach den kühleren Tagen in Angoulème oder Limoge.
Aber so ist das jetzt nun einmal. Reisen ist nichts für Weicheier. Aber Urlauben lässt es sich gerade prächtig.