Irgendwie wird es langsam langweilig. Natürlich ist es eine ruhige Phase dieser Reise, aber dass die so ereignislos wird, wusste ich, hatte aber meine Reaktion heute nicht erwartet. Kein Wunder, denn irgendwie habe ich es geschafft, die einzige echte Attraktion in Methoni zu verpassen.
Die Festung.
Die ist heute nicht geöffnet.
Das ist typisch, man kann es zwar nicht vergleichen, aber ich habe in Istanbul bereits die Hagia Sophia nicht gesehen, weil ich es geschafft hatte, an sechs Tagen meines Besuchs dort ausgerechnet den letzten nutzen zu wollen, an dem diese einmalige Kirche bzw. damals Museum (jetzt leider Moschee) geschlossen hatte.
Zugegeben, der Vergleich hinkt. Aber das Kastell hier ist eben so prägend für den Ort, dass es bedauerlicherweise ein wenig schade ist, dass ich nicht drin gewesen bin.
Nun, so ist es.
Auch leide ich ein wenig an einem Mangel an Entschlossenheit. Da ich am Ende Europas angelangt bin, weiß ich nicht, wie ich diese Reise fortsetzen will. Soll ich schon wieder abfahren? Oder meine Wege anders suchen? Schon recherchiere ich Fähren, Flüge, Busse. Ich bin vor zwei Wochen erst auf die Fähre gestiegen, um nach 35 Stunden hier anzukommen. Ich weiß, das klingt merkwürdig, aber auch wenn ich noch einen Monat Zeit habe, ist es trotzdem wichtig, langsam an die Rückreiseroute zu denken. Denn die wird auch eher Wochen in Anspruch nehmen als Tage. Ich bin übrigens nicht schlauer. Belgrad, Durres, Bari, sogar wieder Venedig – das alles steht zur Debatte.

Heute also der kleine Reinfall an der Festungsanlage. Ich hatte mir Zeit gelassen, wohl wissend, dass es sowieso nicht viel geben wird, was ich hier sehen kann. Als ich mich gegen halb elf endlich in das Dorf vorgewagt hatte, keinen Kilometer vom Campingplatz entfernt, musste ich also feststellen, dass es nichts zu sehen gab an diesem Tag.
Das war es also, mein ganzes Abenteuer heute. Damit hatte ich nicht gerechnet. So etwas aber auch. Blöd. Und dumm. Aber nun einmal nicht zu ändern. Was sollte ich machen?
Ich spazierte also ein wenig am Meer entlang. Die rauen Felsen erinnerten mich fast an die Bretagne. Das Meer war auch ein bisschen aufgewühlt, auch wenn bei uns nur eine leichte Brise ankam. Von mir aus könnte es ruhig etwas windiger sein. Es ist auch abends und nachts derartig heiß, dass ich alles annehme, was die Natur mir an Abkühlung bieten kann. Ich beneide fast meine deutschen Mitbürger, die auch an diesen Tagen mal ein bisschen Regen erleben können. Ich kenne das inzwischen nur vom Hörensagen. Meinen letzten echten Regenguss habe ich in Clermont-Ferrand erlebt, vor 10 Wochen. Schön, daran zu denken.

Ich wanderte durch das ganze Dorf, auch die Teile, in die Touristen nicht kommen. Es gibt eine Reihe von baufälligen Häusern. Ich habe allerdings den Eindruck, dass die Gegend generell im Aufwind ist. In zehn Jahren werden reiche Europäer alles aufgekauft haben. Ein zweischneidiges Schwert, die Orte werden verändert, auf der anderen Seite aber auch renoviert. Ein einfaches Schwarz und Weiß, ein Gut und Böse, gibt es also nicht-
Danach setzte ich mich in ein Café. Und das war es eigentlich auch schon. Ein bisschen Surfen, Nachdenken. Bruno, Chef de Police hören. Und ans Périgord denken. Da wäre ich auch gerne. Aber ich habe mich ja in Frankreich entschieden, nicht dorthin zu fahren. Weil ich da schon zweimal war. Aber es ist so schön, dass ich es sicher wieder besuchen werde. Immerhin gibt es viele Orte, die ich noch nicht kenne. So wie überall also.

Morgen hatte ich eigentlich geplant weiterzufahren. Aber ich bleibe noch. Statt nach Pylos zu reisen und dort zu campen, werde ich einfach hin- und wieder zurückradeln. Wird mir guttun. Ich hatte dort auch geplant, ein berühmtes Restaurant/Bistrot zu besuchen, das Barberini ein paar Kilometer weiter. Aber das hat sich zerschlagen, denn das ist nur für Gäste des Ressorts zugänglich. Es war einmal Gegenstand eines Artikels in der Coté Sud, ein Design-Magazin aus Frankreich. So also bleibt mir ein Besuch erspart. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wäre teuer geworden. Aber ich hätte es mir gegönnt, mache ich doch hier sonst nichts weiter.
Viel zu berichten gibt es also generell nicht. Viel Soulsearching, was ich hier nicht unbedingt teile. Ansonsten ist es aber nicht so, dass ich unzufrieden bin. Ich wundere mich nur über mein Übermaß an Faulheit, zu dem ich fähig bin. Wenn ich mich in der Datsche in Brandenburg aufhalte, gönne ich mir diese Faulheit nicht, es gibt immer etwas zu tun dort. Auch große Projekte. Hier aber scheint mein Bewegungsradius wesentlich kleiner. Es gibt einfach nichts zu tun.
Ich glaube übrigens, dass ich mich entschieden habe. Ich werde die Fähre zurück nach Venedig nehmen, von dort einen Bus nach Wien, dann über Prag zurück nach Berlin. *(Es kam natürlich vollkommen anders, Anmerkung Januar 2023)
Ein Flug, auch ein teurer, wäre günstiger. Aber nicht so spaßig. Denke ich. So also ist es, wie es ist.
Mal sehen, ob ich morgen wieder meine Meinung ändere. Bestimmt.
Ich würde jedenfalls darauf wetten.