Vor einer Woche bin ich auf diese fürchterliche Fähre gestiegen. Eine Woche ist das her.
Im Grunde bin ich aber erst seit fünf Tagen in Griechenland. Und es fühlt sich gut an. Tatsächlich entspanne ich mehr. Ich hatte überlegt, wie ich die Route hier gestalten könnte. Sicher bin ich mir nicht, weil ich es im Augenblick einfach zu schön finde, einfach hier zu sein. Da, wo ich bin.
Trotzdem fuhr ich heute aus Kalamata ab. Trotzdem blieb ich in der Gegend. Es ist sogar so, dass ich die Stadt sehe, von einem Café aus. Allerdings scheint es weit weg.
25 Km radelte ich heute. Nicht viel. Aber es war ziemlich heiß. Um halb sieben war ich aufgestanden. Es wird immer später, merke ich. Letztlich war es egal, denn als ich gegen halb neun abfuhr, öffnete die Rezeption gerade erst. Ich hätte es also vorher nicht machen können. Und so gut organisiert, gestern zu bezahlen, war ich nicht. Musste ich auch nicht.

OsmanD führte mich sicher meinem Ziel entgegen. An Messini vorbei, wobei ich etwas wehmütig einem Schild hinterhersah, dass das antike Messini ankündigte. Nur 19 Kilometer wären es gewesen. Aber in die Berge hinein. Das hätte ich nicht geschafft. Unterkünfte gibt es dort auch nicht. Zumindest keine bezahlbaren. Irgendwann einmal, wenn ich wieder ein Sabbatical machen sollte, werde ich es mir ansehen. Oder wenn wir sowieso herziehen sollten.
Ab und zu musste ich absteigen, weil es manchmal steiler wurde, im Grunde aber kam ich gut voran. Einen kleinen Trick spielte OsmanD trotzdem, denn irgendwann zwang es mich, auf eine Nebenstraße abzubiegen, die dann in einer Dirt Road endete. Die musste ich also entlang. Letztlich aber war auch die kein Hindernis. Um halb elf fuhr ich am Campingplatz vorbei, übersah das Tor zum Strand, fuhr einmal herum, ungefähr einen Kilometer, und gefühlte 100 Höhenmeter, bevor ich wieder fast am Strand und an der Rezeption ankam. Das war lustig, wenn auch anstrengend.
Und dann ruhte ich mich von den nicht so dramatischen Strapazen aus. Es hat sich als Vorteil erwiesen, immer darauf zu achten, eine Kleinigkeit zu essen dabei zu haben. Eine Tomate, etwas Brot, Olivenöl. Mehr brauche ich eigentlich nicht. Auf diese Weise muss ich nicht immer sofort wieder los, um etwas zu essen zu kaufen. Das ist entspannend und nicht schwierig, wenn ich daran denke. Inzwischen aber plane ich das schon mit ein.

Gegen halb zwei fuhr ich ins Dorf Petalidi. Es ist nicht groß. Und schon gar nicht überlaufen. So wie der Campingplatz übrigens auch nicht. Ich habe den Eindruck, genau die richtige Wahl für einen Aufenthalt hier getroffen zu haben. Es ist Juli, die Hochsaison hat begonnen. Und trotzdem gibt es hier keine Massen an Touristen. Es ist so friedlich. Niemand stört mich, ich kann hier mit einer Fanta Lemon stundenlang in einer Bar sitzen. Im Augenblick direkt am Meer, der Strand vor mir ist zwar etwas kieselig, aber das ist mir egal. Ich muss ja nicht darauf liegen. Mehr habe ich auch nichts zu tun. Irgendwo gibt es eine römische Villa und noch ein paar Ausgrabungsstätten, nichts davon von großer Bedeutung. Das mache ich aber erst morgen. Und das ist jetzt auch alles genau richtig. Die Sorgen zu Hause wirken weit weg. Und irgendwie sind sie es auch. Vielleicht ist das auch die Quintessenz. Man kann sich von Problemen entfernen. Das löst sie zwar nicht, aber der Abstand lässt mich klarer sehen. Und es wirkt auch nicht mehr so schlimm.
Griechenland hat mir also mal wieder geholfen, klarer zu sehen.
Und ich bin so froh, die Strapaze der Anfahrt auf mich genommen zu haben.