Was für ein Tag.
Es geschah … nichts. Es ist so griechisch, dass ich nicht einmal vorgeben kann, etwas Sinnvolles unternommen zu haben. Auch wachte ich immer später auf. Nicht zu fassen. Halb acht. Was passiert denn hier? Natürlich geht die Sonne jetzt später auf und früher unter, aber so extrem ist es nicht.
Nachdem ich gestern einen kleinen Fluss durchwaten musste und dabei mein Rad und die Taschen verschlammt habe, durfte ich heute etwas putzen. Wie sieht das denn aus? Auch meine Hose war deshalb dreckig. Also waschen. Und das war mein Arbeitstag bis dahin.
Ich trödelte, döste vor mich hin. Und irgendwann beschloss ich, mal ins Dorf zu fahren. Da ist nichts weiter. Ein schöner Platz in der Mitte, an dem der gesamte Verkehr zwischen Koroni und Kalamata vorbeifährt. Eine Umgehungsstraße ist aber im Bau.
Das Schöne sind die Bars am nördlichen Ende direkt am Meer. Schon am Tag zuvor habe ich dort lange gesessen. Heute ebenfalls. Stundenlang saß ich da, surfte ein wenig, hörte mein Hörbuch, das mir kritisch die Gesellschaft der Griechen näher bringt. Ich sah keine Veranlassung, irgendetwas anderes zu unternehmen. Und ich habe den Eindruck, dass das in den nächsten Tagen auch so weitergehen wird. Ich bin aus diesem Grund hergekommen. Auch wenn es mir nicht so klar war, jetzt verstehe ich es. Ich wusste, dass es touristisch gesehen wenig in dieser Ecke der Welt geben würde. Und genau so ist es gekommen. Koroni, Methoni, die Westküste, all das wird nicht mit Attraktionen stressen. Die Attraktion ist der Ort selber, die karge Schönheit, das Meer in allen Facetten. Ebenso die Cafés, alle liebevoll gestaltet. Eines davon habe ich mal in der Coté Sud gesehen, mal sehen, ob ich es bis dahin schaffe. Wäre toll. Ich habe Zeit, könnte es also machen. Mal sehen.

Das war im Grunde auch schon die Beschreibung des Tages. Ich nahm mir mal die Zeit nachzusehen, wo ich vor genau einem und vor zwei Monaten war. Vor einem Monat hielt ich mich noch auf Korsika auf. Es wirkt so weit weg, dabei sind es nur 30 Tage. Welten liegen zwischen jetzt und damals. Und noch extremer ist es, wenn ich zwei Monate zurückgehe. Frankreich. St. Jumien und die Gedenkstätte, das Dorf, das 1944 von der SS ausgelöscht wurde. Ich kann mich gut daran erinnern. Es war ein schöner Tag an einem friedlichen Ort, an dem Grauenvolles geschehen ist. Auch Griechenland ist voller Geschichten wie dieser, das eint die beiden Länder.
Aber das ist gerade alles weit weg. Ich genieße die Zeit, höre morgens und abends dem Meer zu. Gerade ist es windig, die Temperaturen sind jenseits der 35-Grad-Grenze, aber es ist erträglich. Wenig Textilien, nur das, was gerade nötig ist. Und das Schöne ist: Das wird noch drei bis vier Wochen so weitergehen.
Fantastisch. Mir fehlt gerade nichts. Ich habe alles, was ich brauche, im Überfluss.
Wer kann das schon von sich sagen?