Es ist heiß.
Und dieses Mal wirklich!
Es war ein eigenartiges Gefühl, die wunderschöne Ferienwohnung in Apt heute zu verlassen. Wir nahmen uns die Zeit, noch einmal am Pool auf der Terrasse Croissant und Pain au Chocolat zu frühstücken. Unser Bus ging erst um kurz nach Zwölf, wir hatten also Zeit. Ich kann nicht sagen, dass wir sie nutzen. Ich mistete meine Tasche aus, die das bitter nötig hatte. Auch entschlackte ich ein wenig, gab Ehefrau NIna Socken, eine lange leichte Hose und ein Sweatshirt mit. Nicht, dass mein Gepäck danach spürbar leichter war. Ich weiß aber auch nicht, was ich noch machen soll. Ich müsste wahrscheinlich die Ausrüstung weiter minimieren. Ein noch leichteres Zelt, eine noch leichtere Isomatte, obwohl zweiteres kaum noch möglich ist. Beim Schlafsack bin ich am Ende der Fahnenstange angekommen. Leichter geht es nicht, der wiegt nur 500 oder 600 Gramm. Würde ich nicht zelten, hätte ich nur sechs oder sieben Kilo Gepäck. Aber es ist, wie es ist.
An den Vormittag kann ich mich kaum erinnern. Etwas Yoga, packen, die Wohnung in Ordnung bringen, mehr geschah eigentlich nicht. Ein trostloser Abreisetag. Wir empfanden beide etwas Wehmut. Es ist das schönste Ferienhaus, das wir jemals hatten. Und auch das Teuerste, aber es war jeden Cent wert. Jeden Abend konnten wir bei Wein und sehr gutem Essen draußen sitzen, der Pool hat uns an heißen Tagen das Leben gerettet. Und das Haus hat sich trotz der Hitze nicht aufgeheizt. Die Nächte waren daher angenehm kühl. Wirklich empfehlenswert.
Und welch ein Unterschied jetzt.
Um zwölf nahmen wir den Bus, der pünktlich aus Apt abfuhr. Wir passierten nochmals die Orte, die wir in diesem und in vergangenen Urlauben gesehen hatte. Bonnieux, Roussillon, Lacoste, Goult, Saturnin, aber auch Ile sur la Sorgue tauchte auf Schildern auf. Ich habe den Eindruck, dass wir eigentlich nicht genug gesehen haben. Wir hätten hier wirklich ein Auto gebraucht. In diesen Zeiten ist es bitter, noch immer auf PKWs angewiesen zu sein.
An diesem Tag aber brannte die Sonne noch heißer. In Avignon herrschten bereits fast 40 Grad, als wir ankamen und uns zum F1-Hotel schleppten. Und im Grunde sitzen wir hier jetzt seit ein paar Stunden. Der Raum ist zwar klein, aber klimatisiert. Es ist angenehm. Und nicht so, wie ich es befürchtet hatte. Da ich leider anscheinend vergessen hatte, das richtige Hotel zu buchen, blieb uns nur dieses hier, das in der Nähe des Gare TGV ist, in einer Gegend, in der man eigentlich nicht so gerne sein möchte. Selbst der große Carrefour ist müde und ausgelaugt, wirkt abgerissen und beinahe verlassen. Ich glaube, dass es mit dieser Gegend abwärts geht. Auch der große Bahnhof hat daran bis jetzt nichts geändert.
Wir überlegten, ob wir nach Avignon fahren sollten, aber die unerträgliche Hitze machte einen Strich durch die Rechnung. Es ist wirklich kaum auszuhalten. Ich ging gegen 17 Uhr nur kurz hinaus, um das Rad auf das Zimmer zu bringen. Es knallte mir wie eine glühende Wand, ein heißer Wind entgegen, wir hatten den Eindruck, dass jemand uns einen heißen Föhn ans Gesicht hielt.
Es ist unser letzter Abend. Ich empfinde es als nicht so schlimm, dass wir ihn hier verbringen. Nachher werden wir den nahen McDonalds aufsuchen. Es ist nicht das Ende, das ich mir erhofft hatte, aber wir sind zusammen. Wir machen jetzt eben das Beste daraus.
Morgen dann fährt Ehefrau Nina nach Lyon, um den Flieger nach Berlin zu bekommen. Und ich reise nach Toulon an die Küste. Dort ist es auch angenehmer. Ich werde mich auf meinen Aufenthalt in Korsika etwas vorbereiten. Mir steht eine Nachtfahrt auf der Fähre bevor. Ich bin so gespannt, aufgeregt wie ein kleines Kind. Europa ist so vielfältig, seit Jahrzehnten bereise ich es. Und wundere mich über die Tatsache, dass ich eigentlich kaum etwas gesehen habe. So vieles, das ich noch entdecken kann. Jede Region in jedem Land bietet etwas Unvergleichliches. So kenne ich das zumindest.
Und Osteuropa zum Beispiel habe ich bislang noch gar nicht bereist. Ich weiß allerdings auch nicht, ob ich das noch mache, die Situation in Europa ist nun nicht gerade die goldigste. Aber das führt jetzt zu weit.
So, noch immer sind es draußen 38 Grad, obwohl es bereits fast 18 Uhr ist. Das Zimmer ist zu klein für Yoga. Und ich bin mit dem Schreiben für heute fertig. Zurücklehnen, ausruhen, die nächsten Tage werden es in sich haben. Macht nichts. Wieder beginnt ein neuer Reiseabschnitt. Und dem fiebere ich entgegen, wie allen anderen vorher.